„Nieder mit der Kommunistischen Partei“: Chinesischer Student stellt sich dem Regime entgegen – dann verschwindet er

Ein Student in China ist verschwunden, nachdem er die regierende Kommunistische Partei des Landes öffentlich zur Abtretung der Macht aufgefordert hatte.
Titelbild
Links: Das gesperrte WeChat-Konto von Zhang Wenbin. Rechts: Zhang spricht in einem Video in den sozialen Medien am 30. März und fordert die regierende Kommunistische Partei Chinas zum Rücktritt auf.Foto: Screenshots über Twitter
Von 2. April 2020

„Nieder mit der Kommunistischen Partei“, sagte Zhang Wenbin, ein Hochschulabsolvent und Programmierer aus Chinas Provinz Shandong (an der Ostküste), in einem Video vom 30. März auf Twitter, einer in China blockierten Plattform. Der Student benutzte VPN, ein Werkzeug, das von chinesischen Bürgern für den Zugriff auf ausländische Webseiten verwendet wird. Ausländische Webseiten werden von der Internet-Firewall des Regimes zensiert. Das Video wurde kurz darauf entfernt.

Tage zuvor hatte Zhang die gleiche Nachricht auch auf „WeChat Moments“, einer Instagram-ähnlichen chinesischen Plattform, als Text gepostet.

Die Polizei hat Zhang vorgeladen

Der Student schrieb in einem weiteren Tweet am 30. März, dass die Polizei ihn bereits wegen dem Posten auf WeChat vorgeladen habe und er bald für fünf Tage inhaftiert werde. Seitdem hat er keine weiteren Nachrichten geschrieben. Am 31. März war er nicht mehr erreichbar.

Zhangs Verschwinden ist darauf zurückzuführen, dass das Regime inmitten seiner Versuche, die innenpolitische Kritik an seinem falschen Umgang mit dem KPCh-Virus zu unterdrücken, gegen abweichende Stimmen hart vorgegangen ist. [Anmerkung der Red.: Die Epoch Times bezeichnet das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, auch als KPCh-Virus, weil die Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas es dem Virus ermöglichten, sich in ganz China auszubreiten und eine globale Pandemie zu verursachen. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben]

Kürzlich verschwand bereits der chinesische Wirtschaftsführer Ren Zhiqiang, nachdem er die Reaktion des Regimes auf den Ausbruch kritisiert und zur Redefreiheit aufgerufen hatte.

Anfang dieses Monats verbrachte auch ein chinesischer Grundschullehrer zehn Tage in Haft und verlor seine Zulassung als Lehrer, weil er die von den Beamten angegebenen Todeszahlen infrage gestellt hatte.

Die chinesische Zensur hat Zhangs WeChat-Konto wegen des Verdachts, „böswillige Gerüchte zu verbreiten“ dauerhaft gesperrt, so ein Screenshot, den Zhang gepostet hat. Er sagte, dass Weibo und Qzone für ihn ebenfalls nicht richtig funktionierten. Die zwei sozialen Netzwerke gehören zu der chinesischen Technologiefirma Tencent.

„Ich war auch einmal ein ‚Kleiner Pinker‘ [ein Begriff, um vom Regime indoktrinierte Jugendliche zu beschreiben] … und erst nachdem ich durch die Große Mauer gekommen war, erkannte ich das finstere Gesicht der Partei“, sagte Zhang in dem Video vom 30. März.

Die Proteste in Hongkong haben ihn inspiriert, seine eigene Stimme zu erheben

Er sagte, dass ihn inspiriert habe, „wie die Menschen in den letzten Monaten in Hongkong und Taiwan mutig gegen die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) Widerstand leisteten“. Er habe daraufhin versucht, dem chinesischen Volk zu helfen, das „wahre Gesicht“ des herrschenden Regimes zu sehen und „die vor uns liegende Mauer niederzureißen“.

Vielleicht werde ich den Tag, an dem die KPCh fällt, nicht mehr erleben, und ich weiß auch nicht, ob jemand dieses Video sehen wird, aber ungeachtet dessen konnte ich in dieser Welt helfen“, sagte er.

Das Video wurde bisher über 175.200 Mal angesehen und erhielt 2.200 Likes.

Die KP Chinas ist „ein barbarisches Regime“

Yang Jianli, der Gründer der in Washington ansässigen Interessenvertretung „Citizen Power Initiatives for China“, sagte, Zhang mache lediglich von seinem Recht auf Redefreiheit Gebrauch – ein Recht, das ihm die chinesische Verfassung gewährt.

Doch dieses Recht sei nur „auf dem Papier“ gültig, sagte Yang Jianli. Er nannte die KPCh ein „barbarisches Regime“, das den Machterhalt als seine oberste Priorität betrachte.

„Der Parteistaat der KPCh toleriert keine Provokation durch irgendjemanden, ebenso wenig wie die Parteiführer“, sagte Yang gegenüber „The Epoch Times“. „Jede kritische Bemerkung erscheine in ihren Augen wie ein Akt der Rebellion.“

Zhang findet „Fakten aus erster Hand“

Kurz vor seinem Verschwinden beschrieb Zhang der „Epoch Times“ in einem Interview am 30. März, wie er dazu kam, das chinesische Regime offen zu kritisieren.

Alles begann damit, dass Zhang vor vier Jahren die Internet-Firewall Chinas umgehen konnte, um ungefilterte Informationen zu lesen. Dadurch erfuhr er von den pro-demokratischen Protesten, die Studenten im Jahr 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens durchführten. Das Regime bekämpfte damals die Protestierenden mit Panzern und Militärtruppen. Der Vorfall ist seitdem zu einem Tabuthema im Land geworden, wobei Worte, die sich auf den Vorfall beziehen, schnell aus dem Internet entfernt werden. Diejenigen, die sich dazu äußern, werden bestraft.

Von dort aus begann Zhang, das ausgedehnte Lügengespinst des Regimes Stück für Stück aufzudecken: Von den Verwüstungen, die die strenge Ein-Kind-Politik (ein drastisches staatliches Geburtenkontrollgesetz, das nach Angaben der Regierung 400 Millionen Geburten verhinderte) anrichtete, bis hin zur Verfolgung von Glaubensgruppen wie Falun Gong und der Unterdrückung in den Regionen Xinjiang und Tibet.

Er besucht Hongkong und Tibet

Er besuchte Hongkong und Tibet, um die Einheimischen zu treffen. Als er zurückkam, hat er Vergleiche gezogen zwischen dem, was er vor Ort gesehen hat, und wie die Regierung die Sachen darstellt.

„Mir wurde klar, dass sie durchweg gelogen haben“, sagte er.

Es geht nicht mehr nur darum, was ich im Internet erfahren habe – es geht um die vielen Fakten, welche ich aus erster Hand gesehen habe.“

Zhang hatte diese Überlegungen weitgehend für sich behalten. Doch im Oktober letzten Jahres ergriff er Maßnahmen, um seine Unterstützung für die pro-demokratischen Demonstranten in Hongkong zum Ausdruck zu bringen.

Er teilte eine von Protestierenden in Hongkong initiierte Kampagne bei WeChat und forderte die Menschen dazu auf, die Bewegung zu unterstützen, indem sie sich selbst mit einer Hand, die das rechte Auge bedeckt, aufstellen. Bald darauf hörte er jedoch, dass die Polizei einen seiner Schulkameraden vorlud, weil er pro-Hongkong Bemerkungen in den sozialen Medien gepostet hatte. Er löschte sein Konto sofort.

„Zu der Zeit war ich ziemlich feige“, sagte er.

„Warum darf ich nicht sprechen?“

Dennoch hat ihn die Zensur nicht in Ruhe gelassen. Kürzlich suchte er auf Weibo, einer Twitter-ähnlichen Plattform, nach einigen „sensiblen“ Schlagwörtern, darunter „wir können nicht, wir verstehen nicht“ – ein Hashtag, der nach dem Tod des Whistleblower-Arztes Li Wenliang in Mode kam. Li wurde zu Beginn des Virusausbruchs zum Schweigen gebracht, weil er sich über den aufkeimenden Ausbruch in Wuhan geäußert hatte. Später starb er an dem Virus, vor dem er andere gewarnt hatte.

Nicht lange danach häuften sich die Probleme, die Zhang beim Kommentieren, Austauschen oder Versenden von Nachrichten bekommen hatte. Frustriert löschte er schließlich die App.

Was mich am meisten abstößt, ist, wie die KPCh der Öffentlichkeit die Augen verbindet, indem sie sie mit Lügen indoktriniert. Sie haben sie hinter den hohen Mauern eingesperrt.“

Zhang hat mehrere gute Freunde aus der Schulzeit, welche, wie er sagte, die Propaganda des Staates unterstützten und keine abweichenden Ansichten akzeptierten. Sie und viele seiner anderen Klassenkameraden würden später schließlich Lehrer und der nächsten Generation dieselbe Denkweise beibringen, sagte er.

Die Gehirnwäsche ist wahrscheinlich das, was die KPCh am erfolgreichsten durchgeführt hat“, sagte Zhang.

Seine Eltern warnten Zhang davor, dass er einen „Fehler“ begangen habe, indem er seine Meinung veröffentlichte. Aber trotzdem blieb der Student hartnäckig. „Ich habe nichts falsch gemacht, warum darf ich nicht sprechen?“

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung:
‘Down With the Communist Party’: Chinese Student Stands up to Regime, Then Disappears



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