IWF warnt vor Chinas drastisch sinkender Sparquote

Der IWF warnt vor Chinas drastisch sinkender Sparquote: Die Organisation prognostiziert, dass die chinesische Inlandsersparnis, die 2008 mit mehr als dem Doppelten des Weltdurchschnitts von rund 25 Prozent des BIP ihren Höhepunkt erreichte, weiter sinken wird.
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Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat im Oktober seinen neuesten Weltwirtschaftsausblick herausgegeben. Bei Eskalation von Brexit oder Handelskrieg könnte auch eine Inflation möglich sein .Foto: iStock
Epoch Times9. September 2019

China leide derzeit unter den stärksten Leistungsbilanzdefiziten seit 25 Jahren, da die Sparquote drastisch sinken würde, berichtet der Internationale Währungsfonds (IWF).

Seit der Gründung des IWF 1945 besteht die Mission der Organisation darin, die Stabilität des globalen Währungssystems der Wechselkurse und Zahlungen für seine 189 Mitgliedsstaaten und ihre Bürger zu gewährleisten, die miteinander handeln. Mit einer Kreditvergabekapazität von 1 Billion US-Dollar durch seine Schwesterorganisation die Weltbank unterstützt der IWF kleine Nationen mit Krediten zur Armutsbekämpfung und fungiert in internationalen Finanzkrisen als „Lender of last resort“.

Die Volksrepublik China trat dem IWF erst 1980 bei. Damals schied Taiwan aus den Vereinten Nationen (UN) aus, nachdem es die Unterstützung von US-Präsident Jimmy Carter verloren hatte. China war ein kleiner Bankkreditnehmer, profitierte aber enorm von der Unterstützung des IWF – damit gelang es China der Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 beizutreten.

Investitionsboom durch WTO-Beitritt

Chinas WTO-Beitritt ließ die Investitionen von 34,9 Prozent des BIP im Jahr 1999 auf 43,2 Prozent im Jahr 2008 ansteigen. China konnte diesen Boom locker finanzieren, da seine inländische Sparquote von 36 Prozent des BIP im Jahr 1999 auf 52,3 Prozent im Jahr 2008 anstieg. Endo Economics berechnete, dass der Investitionsboom für China äußert profitabel war, da jeder US-Dollar in den chinesischen Bankkrediten in den nächsten zwölf Monaten rund 79 US-Dollar des gestiegenen BIP generierte.

Mit Chinas Wachstumsmodell und der Infrastruktur, die den Neid der Welt auf sich zog, wurde das ehemalige Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) Justin Lin Yiju 2008 zum Chefökonom der Weltbank ernannt. Angesichts der ernsten Finanzkrise in den Industrieländern konnte China im April 2010 seinen Einfluss im IWF deutlich erhöhen. So erzielte China den drittgrößten Anteil mit 6,4 Prozent – hinter Japan mit 6,5 Prozent und den USA mit 17,5 Prozent.

In den nächsten zehn Jahren bis 2018 setzte China seinen Exportboom fort und erhöhte die Investitionen um weitere 1,6 Prozent. Zusammen mit der um -7,1 Prozent auf 45,2 Prozent gesunkenen inländischen Sparquote finanzierte China seinen zweiten Boom, indem es die Risikobereitschaft seiner Banken erhöhte. Enodo Economics berechnete, dass das zweite Jahrzehnt des Investitionsbooms unrentabel war – es kostete etwa 1,50 US-Dollar von Chinas Bankkrediten, um in den nächsten zwölf Monaten 79 Dollar mehr BIP zu generieren.

China hat die am schnellsten alternde Bevölkerung weltweit

Der IWF prognostiziert, dass die chinesische Inlandsersparnis, die 2008 mit mehr als dem Doppelten des Weltdurchschnitts von rund 25 Prozent des BIP ihren Höhepunkt erreichte, weiter sinken wird. Denn China hat die am schnellsten alternde Bevölkerung auf der Welt. Es wird prognostiziert, dass die älteren Menschen in China bis 2050 auf 35 Prozent der Bevölkerung anwachsen werden. Das bedeutet, dass die älteren Menschen in China die Gesamtpopulationen von Deutschland, Frankreich, Japan und dem Vereinigten Königreich zusammen übersteigen werden.

Von chinesischen Kindern wird kulturell erwartet, dass sie für ältere Eltern sorgen. Aber 50 Jahre Ein-Kind-Politik der Kommunistischen Partei Chinas bedeutet, dass ein durchschnittliches chinesisches Ehepaar die Last der Zahlung für vier pensionierte Erwachsene tragen muss. Der IWF prognostiziert, dass das chinesische Regime bei weiter sinkender Sparquote deutlich mehr für soziale Sicherheit ausgeben muss, um die Einkommensungleichheit zu begrenzen.

Die IWF-Analyse zeigt, dass die Chinas Exporte nicht so hoch steigen können, um mehr Bargeld einzubringen und um ein negatives Zahlungsbilanzdefizit zu vermeiden. Als China 2001 der WTO beitrat, lag sein Anteil an den weltweiten Gesamtexporten bei rund 4 Prozent – bis 2017 hatte sich der Export-Anteil auf 13 Prozent erhöht. China ist heute der größte Warenexporteur der Welt, aber sein Anteil an den Weltexporten ging 2016 und 2017 sogar zurück.

Chinas Bemühungen, seine Arbeitskräfte in der Wertschöpfungskette der Wissensarbeiter nach oben zu bringen, wirken sich negativ auf die Zahlungsbilanz aus, da mehr integrierte Schaltkreise und Rohöl importiert werden müssen. Der IWF stellt fest, dass die chinesischen Importkosten für Rohöl zwischen 2016 und 2018 um 80 Prozent und die Importkosten für integrierte Schaltungen um 60 Prozent gestiegen sind. Die Gesamtkosten der beiden Artikel stiegen in nur zwei Jahren von 380 Milliarden Dollar auf rund 560 Milliarden Dollar.

Abschließend prognostiziert der IWF, dass die sinkende Sparquote Chinas dazu führen wird, dass die Leistungsbilanz bald in ein Defizit übergeht, das zumindest bis 2022 weiter steigen wird.

Über den Autor:

Chriss Street ist Experte für Makroökonomie, Technologie und nationale Sicherheit. Er war Vorstandsvorsitzender mehrerer Unternehmen und ist aktiver Autor mit mehr als 1.500 Publikationen. Außerdem hält er regelmäßig Strategievorlesungen für Doktoranden an führenden südkalifornischen Universitäten.

Das Original erschien in The Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von yz)
Originalartikel: IMF Warns That China’s Savings Rate is Shrinking Fast



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