Hongkonger Studie geht von 75.816 Infizierten in Wuhan aus – Länder holen Bürger aus China zurück

Angesichts der ungebremsten Verbreitung des neuartigen Coronavirus gerät China international zusehends unter Druck. Die USA riefen am Freitag einen Gesundheitsnotstand aus und untersagten Besuchern aus China die Einreise.
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Coronavirus.Foto: iStock
Epoch Times1. Februar 2020

Die Zahl der Infizierten und Todesopfer wächst schneller als offiziell gemeldet. In einer Studie, die am Freitag im Fachblatt „The Lancet“ veröffentlicht wurde, schätzen Experten der Hongkonger Universität die tatsächliche Zahl der Infizierten allein in Wuhan auf 75.815.

Angesichts der ungebremsten Verbreitung des neuartigen Coronavirus gerät China international zusehends unter Druck. Die USA riefen am Freitag einen Gesundheitsnotstand aus und untersagten Besuchern aus China die Einreise. Derweil fliegen immer mehr Länder wegen der Epidemie ihre Staatsbürger aus China aus. Am Samstag wurde eine Militärmaschine mit mehr als hundert Deutschen in Frankfurt erwartet. In Deutschland wurden mittlerweile sieben Infektionen mit 2019-nCoV nachgewiesen, ein weiterer infizierter Deutscher befindet sich auf der Ferieninsel La Gomera.

Drastische Schutzvorkehrungen

Australien verhängte am Samstag ein Einreiseverbot für Reisende aus China. Von dem Verbot ausgenommen seien australische Staatsbürger und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung sowie deren Angehörige, erklärte Premierminister Scott Morrison. Das Außenministerium in Canberra riet Australiern von Reisen nach China ab.

US-Gesundheitsminister Alex Azar  erklärte, Nicht-US-Bürgern, die sich in den vergangenen zwei Wochen in China aufgehalten haben, werde die Einreise verboten. Ausnahmen gebe es für enge Familienmitglieder von US-Bürgern und Menschen mit ständiger Aufenthaltsgenehmigung. Die Anweisung gilt ab dem 2. Februar.  Länder wie Italien, Singapur und die Mongolei haben ähnliche drastische Schutzvorkehrungen ergriffen.

US-Bürger, die sich in der chinesischen Provinz Hubei aufhielten, sollen zudem zwei Wochen lang unter Quarantäne gestellt werden. In der zentralchinesischen Provinz liegt auch die Millionenmetropole Wuhan. Dort war das Virus im Dezember zum ersten Mal aufgetreten. Reisende aus anderen Teilen Festland-Chinas werden Azar zufolge gebeten, sich vorsorglich freiwillig in Quarantäne zu begeben. Auch die 195 aus Wuhan ausgeflogenen US-Bürger wurden für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt.

Großbritannien zog nach Angaben des Außenministeriums Personal aus diplomatischen Einrichtungen in China ab. Von dem Schritt sind demnach Diplomaten sowie deren Familien betroffen. Zuvor hatten die USA einem Teil ihrer Botschaftsmitarbeiter die Ausreise freigestellt.

Keine Einschränkungen in Deutschland

Vom Auswärtigen Amt in Deutschland heißt es am 1. Februar um 15:48 Uhr: „Das Risiko für deutsche Reisende in Wuhan wird bei Einhaltung von Vorsichtsmaßnahmen als moderat eingeschätzt“. Es wird darauf verwiesen, dass für Wuhan und andere Städte der Provinz Hubei Reisebeschränkungen erlassen worden sind und eine Ausreise mit Zug, Flug, Bus oder Fähre nicht möglich ist.

„Allgemein ist derzeit mit erheblichen Einschränkungen der Mobilität innerhalb Chinas zu rechnen. Bei Ein- und Ausreise wie auch bei Kontrollen bei Überlandreisen im Land sind Fieberkontrollen möglich; bei Symptomen ist mit Quarantänemaßnahmen zu rechnen.“ Durch die enorme Beanspruchung des Gesundheitssystems könne es zu Einschränkungen bei der allgemeinmedizinischen Versorgung kommen, so das Auswärtige Amt. Bislang hat Deutschland keine nationalen Notstand ausgerufen. Auch die Einreisen aus China sind weiterhin uneingeschränkt möglich. Die Fluggesellschaft Lufthansa hat hingegen alle Flüge nach China und zurück bis zum 9. Februar gestrichen.

Auch die Wirtschaft wurde zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Der US-IT-Gigant Apple kündigte an, bis zum 9. Februar seine Filialen und Büros in Festland-China vorsichtshalber zu schließen. Der koreanische Autobauer Hyundai setzte seine für dieses Wochenende geplante SUV-Produktion aus. Zur Begründung nannte eine Sprecherin Werksschließungen in China, die zu einer Versorgungsstörung geführt hätten

Rückkehrer in Deutschland erwartet

Wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte, startete am Samstag aus China eine Maschine der Luftwaffe, die wegen des neuartigen Coronavirus mehr als hundert Deutsche zurück in die Heimat bringen soll. Ein Zwischenstopp in Russland wurde verweigert, sodass die Maschine in Helsinki landen musste.

Nach einer Untersuchung am Flughafen werden die Passagiere für eine zweiwöchige Quarantäne in einer Kaserne in Germersheim in Rheinland-Pfalz gebracht. Bisherigen Erkenntnissen zufolge ist von den aus China ausgeflogenen deutschen Staatsbürgern keiner mit dem Coronavirus infiziert.

In Deutschland gibt es mittlerweile sieben Menschen, bei denen der Erreger nachgewiesen wurde. Es handelt sich um sechs Mitarbeiter des Zulieferbetriebs Webasto im bayerischen Landkreis Starnberg sowie ein Kind von einem von ihnen. Von Deutschland aus breitete sich das Virus offenbar erstmals auch nach Spanien aus. Das spanische Gesundheitsministerium bestätigte am Freitagabend via Twitter einen Infektionsfall auf der Kanareninsel La Gomera.

Der Patient, der wegen der Erkrankung in einem Krankenhaus isoliert worden sei, gehört demnach zu einer Gruppe aus fünf Menschen, die Kontakt mit einem Infizierten in Deutschland gehabt hätten. Sie alle stünden nun unter der Beobachtung der örtlichen Gesundheitsbehörden. In Frankreich wurden etwa 180 Menschen, zumeist Franzosen, nahe Marseille unter Quarantäne gestellt, die aus Wuhan ausgeflogen worden waren.

Kommunistische Partei räumt Fehler ein

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief am Donnerstag einen internationalen Gesundheitsnotstand aus. Der Chef der Kommunistischen Partei in Wuhan räumte Fehler im Umgang mit dem Virus ein. „Wenn früher strikte Kontrollmaßnahmen ergriffen worden wären, wäre das Ergebnis besser gewesen als jetzt“, sagte Ma Guoqiang Staatsmedien. Er befinde sich in einem „Zustand der Schuld, des Bedauerns und der Selbstvorwürfe“.

Mitte Dezember hatte sich erstmals ein Mensch in China mit 2019-nCoV infiziert. In den letzten Januarwochen stellten die Behörden Wuhan und weitere Städte mit Dutzenden Millionen Einwohnern de facto unter Quarantäne, schränkten den Reiseverkehr massiv ein und verschoben den Unterrichts- und Vorlesungsbeginn. (afp)



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