Hongkong drohen wieder unruhige Zeiten: Peking plant eigenes Sicherheitsgesetz für Hongkong

Wegen der Coronakrise hatte Chinas Volkskongress seine Jahrestagung im März verschoben. Jetzt wird die Sitzung nachgeholt. Bereits am Vorabend wird deutlich: Hongkong drohen wieder unruhige Zeiten.
Titelbild
Chinas Präsident Xi Jinping bei der Eröffnungssitzung des Nationalen Volkskongresses in der Großen Halle des Volkes.Foto: Andy Wong/Pool AP/dpa/dpa
Epoch Times21. Mai 2020

Mit einem höchst kontroversen Schritt will Chinas Führung ihre Kontrolle über Hongkong verschärfen. In Umgehung des Parlaments der chinesischen Sonderverwaltungsregion plant der Volkskongress in Peking, ein eigenes Sicherheitsgesetz für Hongkong zu erlassen.

Es zielt auf die prodemokratische Opposition und dürfte sich gegen Aktivitäten richten, die als „subversiv und terroristisch“ eingestuft werden oder auf eine Unabhängigkeit der früheren britischen Kronkolonie abzielen könnten. Die Pläne dürften die Proteste in Hongkong neu anfachen.

Zu der Plenarsitzung des chinesischen Parlaments sind einige Tausend Abgesandte unter strengen Vorsichtsmaßnahmen gegen das Virus in die Hauptstadt gereist. Wegen des Ausbruchs der Lungenkrankheit Covid-19 war das ursprünglich im März geplante wichtigste politische Treffen des Jahres in China zum ersten Mal in der jüngeren Geschichte des Regimes verschoben worden.

Die Sitzung wurde von sonst zehn bis zwölf Tagen verkürzt und wird nur eine Woche – bis zum 28. Mai dauern. Für die Reise in die Hauptstadt mussten die Abgeordneten jeweils einen Corona-Test bei der Abreise und bei der Ankunft in Peking machen. Viele kamen in Sonderzügen, um nicht im normalen Bahnverkehr zu reisen.

Die umstrittenen Gesetzespläne für Hongkong wurden überraschend am Vorabend des Treffens verkündet. Der Volkskongress werde den Entwurf „für eine Verbesserung des Rechtssystems und Umsetzungsmechanismen zur Wahrung der nationalen Sicherheit“ in der chinesischen Sonderverwaltungsregion diskutieren, berichtete Parlamentssprecher Zhang Yesui vor Journalisten in Peking.

Offensichtlich ist Peking zu dem Schluss gekommen, dass es wegen des politisch aufgeheizten Klimas und des wachsenden Widerstands in der Hafenmetropole gegen seinen Einfluss unwahrscheinlich ist, dass Hongkongs Parlament selbst ein solches nationales Sicherheitsgesetz verabschiedet. Der Sprecher verteidigte das Vorgehen Pekings. „Nationale Sicherheit“ sei von grundlegendem Interesse für das ganze chinesische Volk – „einschließlich der Landsleute in Hongkong“.

Hongkong sei ein „unabtrennbarer Teil“ der Volksrepublik. Der Volkskongress sei das höchste Staatsorgan. „Angesichts der neuen Lage und Notwendigkeiten übt es die von der Verfassung gewährten Rechte aus.“ Die nationale Sicherheit werde mit den Gesetzesplänen „von der nationalen Ebene aus gesichert“. Der Grundsatz „Ein Land, zwei Systeme“ würde „verbessert“ werden, sagte der Sprecher. „Es ist absolut notwendig.“

Seit vergangenem Sommer erlebt das sieben Millionen Einwohner zählende Hongkong andauernde Demonstrationen, die sich gegen die eigene Regierung, die Polizeibrutalität bei den Protesten und den langen Arm der chinesischen Führung richtet. Erst durch die Pandemie mit dem neuen Virus waren die Demonstrationen abgeflaut. Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong autonom in eigenen Grenzen unter chinesischer Souveränität verwaltet.

Zu Beginn der Jahrestagung gibt Regierungschef Li Keqiang seinen Rechenschaftsbericht vor den 2900 Abgeordneten in der Großen Halle des Volkes. Mit Spannung wird erwartet, ob der Premier angesichts der Unsicherheiten durch die Coronakrise wie üblich ein Ziel für das Wachstum der zweitgrößten Volkswirtschaft vorgeben wird. 2019 war die Wirtschaft innerhalb der vorgegebenen 6,0 bis 6,5 Prozent gewachsen. Sie ist im ersten Quartal 2020 um 6,8 Prozent eingebrochen. (dpa)



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