Coronavirus: Atemmaskenpflicht und Drohnenüberwachung – Chinesische Regierung setzt auf Anordnung und Verbote

Der Ausbruch der Coronavirus-Epidemie sei ein „wichtiger Test für Chinas System und die Fähigkeit zur Regierungsführung“, hieß es auf einem Treffen der Kommunistischen Partei. Nun setzt das Regime auf Drohnen.
Titelbild
Eine Drohne im Einsatz.Foto: Silas Stein/dpa
Von 4. Februar 2020

Die Zahl der bestätigten Infektionen und Todesfälle durch das Coronavirus ist in China erneut sprunghaft angestiegen, wie die chinesische Gesundheitsbehörde mitteilte. Weltweit sind rund 180 Fälle in etwa zwei Dutzend Ländern bestätigt. In Deutschland ist das Virus bei zwölf Menschen nachgewiesen, ein weiterer Deutscher ist auf der Urlaubsinsel La Gomera unter Quarantäne.

Chinas Präsident Xi Jinping forderte „rasche und entschlossene“ Maßnahmen zur Eindämmung der Krankheit, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Bei einem Treffen des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Kommunistischen Partei rief der Parteichef demnach am Montag zu einer „strikten Durchsetzung“ von Anordnungen und Verboten auf. Der Ausbruch sei ein „wichtiger Test für Chinas System und die Fähigkeit zur Regierungsführung“, hieß es auf dem Treffen.

Schutzmaskenpflicht und Drohnenüberwachung

In Provinzen und Städten mit insgesamt mehr als 300 Millionen Einwohnern gilt jetzt eine Schutzmaskenpflicht. Vielerorts werden Masken daher knapp. Die Polizei setzt auf Überwachung per Drohnen. Wie aus Videos in den sozialen Medien hervorgeht, werden Bürger mit an Drohnen befestigten Lautsprechern dazu angehalten, Atemschutzmasken aufzusetzen und nach Hause zu gehen.

In einem Beitrag ist eine ältere Frau aus der Inneren Mongolei zu sehen. Durch den Lautsprecher dröhnt die Stimme: „Ja, Tantchen, hier spricht die Drohne. Sie sollten nicht ohne Schutzmaske herumlaufen. Ja, gehen Sie besser nach Hause und vergessen Sie nicht, sich Ihre Hände zu waschen.“ Als die Frau sich umdreht, ruft die Stimme hinterher: „Wir haben doch gesagt, dass die Menschen zu Hause bleiben sollen, aber Sie wandern hier draußen herum. Nun werden Sie von der Drohne beobachtet.“

Auch ein Mann, der gerade etwas auf sein Auto lädt, wird von einer Drohne überwacht. Er lacht über die Stimme, die von „ungewöhnliche Zeiten“ spricht und fragt: „Warum kommen Sie nach draußen, ohne eine [Atemschutz-] Maske zu tragen?“ Es sei doch viel angenehmer, zu Hause zu sitzen. Schließlich sagt die Stimme: „Lachen Sie nicht. Setzen Sie sich in Ihren Wagen und fahren Sie umgehend nach Hause.“

Eine weitere Situation zeigt eine Frau, die in ein Funkgerät spricht. Kurz darauf ist eine Drohne zu sehen, die in einer Stadt über eine Straße fliegt. Sie fordert einzelne Passanten auf, ihre Atemschutzmasken aufzusetzen.

In der abschließenden Szene fliegt eine Drohne über einem Kind. Eine männliche Stimme fordert: „Trödel nicht draußen herum“ und „Beeil dich, ab nach Hause! Das Coronavirus ist sehr ernsthaft. Lauf!“ Während die Drohne dem Kind folgt, ruft die Stimme: „Zu Hause zu bleiben ist ein Beitrag zur Gesellschaft.“

Falscher Umgang mit der Krise

Chinas Führung hat angesichts immer höherer Ansteckungszahlen mit dem Coronavirus „Fehler“ im Umgang mit der Epidemie eingeräumt. Der Ständige Ausschuss des Politbüros der regierenden Kommunistischen Partei erklärte am Montag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, die Reaktion auf die Epidemie habe „Fehler und Schwierigkeiten“ beim nationalen Notfallmanagement offengelegt.

Nach Angaben des Industrieministeriums versucht die Regierung, zusätzliche Masken aus Europa, Japan und den USA zu besorgen. Die Versorgung mit medizinischem Schutzmaterial müsse gesichert und die Infektions- und Sterblichkeitsrate gesenkt werden, wurde demnach weiter auf dem Parteitreffen betont. Parteikomitees und Regierungen auf allen Ebenen wurden aufgerufen, die Epidemie unter Kontrolle zu bringen, aber auch „die Ziele der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung“ in diesem Jahr zu erreichen.

In Wuhan, dem Zentrum des Virusausbruchs, wurde am Montag nach zehn Tagen Bauzeit ein neues Container-Krankenhaus mit tausend Betten für Coronavirus-Patienten in Betrieb genommen, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Inzwischen hat ein Insider berichtet, dass er freiwillig nicht das Krankenhaus betreten würde. Die Zimmer können nicht von innen geöffnet werden. Die Fenster sind mit Gittern versetzt.

Chinesische Mitarbeiter auf der Baustelle des Huoshenshan-Krankenhauses. Dieses besteht aus aneinander gereihten Containern. Foto: Foto von STR/AFP über Getty Images

Regierung vertuscht wahre Umstände

Fang Bin ist ein sogenannter „Bürger-Journalist“, ein Vertreter des Graswurzel-Journalismus in China. Seit einigen Tagen berichtet er aus der abgeschotteten Stadt Wuhan, wo er wohnt. Auf seinem Weg, die Wahrheit über den Coronavirus in Wuhan zu berichten, riskiert er bei seiner Recherche nicht nur sein Leben und die Gesundheit angesichts des Virus. Ihm droht auch die Verhaftung durch die Polizei.

In einem Krankenhaus sprach Fang Bin beispielsweise mit einem älteren Herrn. Er hatte bemerkte, dass Patienten für ihre medizinische Behandlung zahlen mussten und fragte: „Im Fernsehen wurde doch gesagt, dass alle Menschen eine kostenlose Behandlung bekommen? Warum müssen sie jetzt bezahlen?“ Der Mann antwortete Fang Bin: „Es ist nicht so. Hier nicht. Nur die Leute im Jinyintan-Krankenhaus werden kostenlos behandelt.“

Weitere Informationen über Fang Bin und seine Enthüllungen gibt es hier.

Von China aus hat sich das Virus inzwischen in mindestens 24 andere Länder ausgebreitet. Der bislang einzige bekannte Todesfall außerhalb Chinas wurde am Sonntag auf den Philippinen verzeichnet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) handelt es sich dabei um einen Chinesen aus Wuhan. Es wird vermutet, dass der Erreger der Lungenkrankheit auf einem mittlerweile geschlossenen Markt in der zentralchinesischen Elf-Millionen-Stadt von einem Wildtier auf den Menschen übergegangen ist.

Anmerkung der Redaktion: Wir müssen davon ausgehen, dass die Zahlen der staatlichen chinesischen Behörde über Todesfälle und Infizierte durch den Wuhan-Virus in China nicht stimmen. Daher verzichten wir auf eine Veröffentlichung. Wir bemühen uns, die tatsächlichen Zahlen herauszufinden.

(mit Material von afp und dpa)



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