Studie belegt: Begriff „Coronavirus“ wurde in China schon zu Beginn der Epidemie im Internet zensiert

Chinas Internetzensur im Zusammenhang mit dem Coronavirus-Ausbruch begann bereits im Dezember, wie eine Studie zeigt. Social-Media-Plattformen zensierten bestimmte Keywörter bereits einen Tag nach Warnungen von Ärzten über eine "neuartige Lungenseuche". Ein in Kanada ansässiges Unternehmen hat nachgeforscht.
Titelbild
Chinesische Polizisten. Symbolfoto.Foto: Feng Li / Getty Images
Epoch Times5. März 2020

Bereits im Dezember begannen Chinas Social-Media-Plattformen, Verweise auf das Coronavirus und Schlüsselworte, die den Umgang der Regierung mit der Infektion kritisierten, zu zensieren.

Das ergab kürzlich eine Analyse von „The Citizen Lab“ zu Chinas Umgang mit dem Coronavirus in den chinesischen Sozial-Media („How Information on the Coronavirus is Managed on Chinese Social Media“).

Das Citizen Lab ist ein interdisziplinäres Labor an der Universität von Toronto, das sich auf Forschung, Entwicklung sowie politisches und rechtliches Engagement in Informations- und Kommunikationstechnologien bei Menschenrechten und globaler Sicherheit konzentriert.

Zensur begann im Dezember

„Als die Ärzte versuchten, wegen der raschen Ausbreitung der Krankheit Alarm zu schlagen, wurden Informationen über die Epidemie in den chinesischen Sozial- Media zensiert. Am 31. Dezember 2019, als die städtische Gesundheitskommission von Wuhan ihre erste öffentliche Bekanntmachung über die Krankheit veröffentlichte, wurden Schlüsselworte wie 武汉不明肺炎 (Unbekannte Wuhan-Pneumonie) und 武汉海鲜市场 (Wuhan Fischmarkt) im YY zensiert“, so Citizen Lab.

Die chinesische Messenger-App WeChat, die sich im Besitz von Tencent Holdings Ltd. befindet, und die Video-Streaming-Anwendung YY von JOYY Inc., blockierten bestimmte Wortkombinationen. Auch Kritik an dem chinesischen Führer Xi Jinping, lokalen Beamten und Richtlinien im Zusammenhang mit dem Virus wurden zensiert, so der Bericht.

Citizen Lab erklärt, dass die zwischen Dezember und Februar gesammelten Ergebnisse darauf hindeuten, dass die Unternehmen „offizielle Anleitungen“ erhielten, wie sie mit den Vireninhalten in der frühen Phase des Ausbruchs umgehen sollten. Diese Anordnungen weiteten sich während der gesamten Phase aus.

Zu den gesperrten Begriffen zählen auch Formulierungen in Bezug auf die öffentliche Gesundheit und lokale Vorschriften wie „Reiseverbot“ und „Übertragung von Mensch zu Mensch“.

Tencent und YY reagierten am Dienstag (3. Februar) nicht sofort auf Anfragen der Epoch Times nach einem Kommentar.

Strenge Medien-Gesetze durch Chinas Führung

Chinesische Social-Media-Unternehmen unterliegen strengen Gesetzen, die sie zur Zensur von Nachrichten verpflichten. Inhalte, die „die soziale Stabilität untergraben“ oder der Zentralregierung kritisch gegenüberstehen, werden gefiltert. Die Kontrollen verschärften sich im Laufe der Zeit unter der Führung von Xi.

Die Cyberspace-Administration, die die Gesetze für Online-Inhalte überwacht und oberste Internet-Verwaltungsbehörde in China ist, reagierte am Dienstag ebenfalls nicht auf eine Anfrage zu einer Stellungnahme.

Die Zensurpolitik Chinas steht seit dem Ausbruch des Virus im Fadenkreuz der Kritik. Chinas Internetnutzer und lokale Medien behaupten, dass die Behörden die Schwere des Ausbruchs im Anfangsstadium verschleiert hätten. Ihr Vorgehen hätte zur Verschlimmerung der Epidemie beigetragen.

Am 5. Februar 2020 gab Chinas Cyberspace-Administration eine öffentliche Erklärung heraus. Darin wurde betont, dass sie „Websites, Plattformen und Konten“ für die Veröffentlichung „schädlicher“ Inhalte und die „Verbreitung von Angst“ im Zusammenhang mit COVID-19 bestrafen werde.

Das Cyberspace-Office benannte in der Erklärung konkret die Unternehmen Sina Weibo, Tencent und ByteDance und kündigte „thematische Inspektionen“ ihrer Plattformen an.

Li Wenliang

Bereits einen Tag, nachdem acht Personen, darunter der Arzt Li Wenliang, in einer WeChat-Gruppe Alarm über das Virus geschlagen hatten, begann die großangelegte Internetzensur. Die Polizei bestrafte die Personen anschließend wegen der „Verbreitung von Gerüchten“.

Erst später, nachdem der öffentliche Ärger zunahm, revidierte die KP China ihre Haltung zu Li Wenliang und lobte ihn sogar – jedoch erst nach seinem Tod. Li starb Anfang Februar an dem Virus und löste damit eine weitere Welle öffentlicher Trauer und heftiger Kritik an lokalen Beamten im Internet aus.

Im Bericht des Citizen Lab heißt es, dass Schlüsselwörter im Zusammenhang mit Li nach seinem Tod im Februar ebenfalls zensiert wurden. Darunter sind auch Kombinationen der Wörter „Virus“, „Li Wenliang“, „Zentralregierung“ sowie „Epidemie“.

Die Forscher konnten, so wird berichtet, eine vollständige Liste der Wörter auf dem Video-Streaming-Portal YY sammeln, die zu der bisherigen Zensurliste hinzukamen. Gleiches erreichten sie für WeChat. Sie erstellten eine Liste der auf Zensur hin getesteten Schlüsselwörter und Wortkombinationen.

Die Zensurbestimmungen werden in China streng durchgesetzt. Internetunternehmen haben in der Vergangenheit mit temporären Sperrungen und Bußgeldern zu kämpfen gehabt, wenn sie sich nicht vollständig an diese Bestimmungen hielten.

(rm/reuters/eet-usa)



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