WeChat-Mutter Tencent kauft Anteile von Warner Music und überwacht in China

Der chinesische Social Media-Gigant Tencent (WeChat) ist bekannt für seine Hilfe bei der Überwachung chinesischer Bürger durch das Regime. Derzeit ist Tencent auf Eroberungstour.
Epoch Times19. Juni 2020

Gerade erst kaufte Tencent Anteile von Warner Music (New York, USA) ein und tätigte damit einen wichtigen Expansionsschritt. Doch der Social Media-Gigant aus China ist auch bekannt dafür, über seine Plattform WeChat chinesische Bürger für das Regime auszuspionieren und zu überwachen.

Im Juni dieses Jahres erwarb Tencent fast zwei Prozent der Anteile am drittgrößten Musikunternehmen der Welt, der Warner Music Group. Es sieht nach nicht viel aus, doch dieser Schritt ist von Bedeutung für die Expansion des chinesischen Internet-Konglomerats ins Ausland.

Damit besitzt Tencent inzwischen Minderheitsbeteiligungen an zwei der drei größten Plattenfirmen der Welt. Erst vor drei Monaten kaufte Tencent 10 Prozent des größten Musikunternehmens der Welt, der Universal Music Group im kalifornischen Santa Monica. Tencent hat auch die Option, seine Beteiligung auf bis zu 20 Prozent zu erhöhen. Universal hat große Namen wie Taylor Swift und Justin Bieber unter Vertrag.

Abgesehen von Plattenfirmen besitzt Tencent auch neun Prozent von Spotify, dem ursprünglich schwedischen Giganten für Musik-Streaming.

WeChat als Überwachungsinstrument des Regimes

Doch Tencent kann noch mehr: Die Firma hat der KP nachweislich beim Ausspionieren des eigenen Volkes geholfen. Tencent ist der Inhaber von WeChat, Chinas größtem sozialen Netzwerk, mit weltweit über einer Milliarde aktiven Nutzern im Monat.

Durch die steigende Popularität der App verfügt die Firma über einen Datenschatz, auf den Chinas Behörden Zugriff haben – sogar auf gelöschte Nachrichten. Nach chinesischem Recht müssen Internetfirmen Nutzerdaten herausgeben, wenn die Regime-Beamten diese anfordern.

Auch in großen Internetunternehmen wie Tencent haben die Behörden Web-Polizisten integriert. Deren Aufgabe ist es, gegen Informationen vorzugehen, die das Regime für schädlich hält. Der Staat nennt dies „Gerüchte“.

Ein solches Beispiel ist der Corona-Whistleblower, Dr. Li Wenliang. Im Dezember hatte er seine Kollegen in einer WeChat-Gruppe vor dem KPCh-Virus gewarnt – noch bevor die Behörden dessen Existenz zugaben. Vier Tage später brachte man ihn zur Polizeistation und rügte ihn wegen der „Verbreitung falscher Gerüchte“ im Internet. Li erkrankte später selbst am Virus und verstarb vier Monate vor der Geburt seines Sohnes.

Abgesehen von einem Ausflug zur Polizeiwache können Wechat-Beiträge auch zu anderen Konsequenzen führen.

19 Jahre für verbotene Kommentare

Im Jahr 2016 wurde ein chinesischer Aktivist zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt. Sein Verbrechen waren 69 WeChat-Posts und 245 Twitter-Posts mit politischer Kritik am Staat.

Ausländischen App-Nutzern droht bei sensiblen Beiträgen zwar kein chinesischer Knast, aber kein Beitrag entgeht Pekings allsehendem Auge.

Im Mai fanden kanadische Forscher zur Internetsicherheit heraus, dass die Kommunikation zwischen ausländischen WeChat-Nutzern ebenso der Inhaltsüberwachung unterliegt.

Überwachung auch im Ausland

Aufgrund der Beliebtheit der App unter den Auslandschinesen eröffneten viele westliche Politiker Konten auf der Plattform, um ihre chinesischen Wähler anzusprechen.

Im Jahr 2017 schrieb die kanadische Abgeordnete Jenny Kwan Verbotenes auf WeChat. Sie lobte die pro-demokratischen Demonstranten in Hongkong: Sie „erhoben sich und kämpften für das, woran sie glauben, und für die Verbesserung ihrer Gesellschaft“. Der Beitrag wurde stillschweigend entfernt.

Im vergangenen Jahr veröffentlichte ein BBC-Reporter Fotos von der Hongkonger Mahnwache zum Jahrestag des Tian’anmen-Massakers auf WeChat. Sein Konto wurde später wegen „Verbreitung böswilliger Gerüchte“ gesperrt. Er konnte sein Konto wieder aktivieren, nachdem die App sein Gesicht gescannt und seine Stimme erfasst hatte.

In einer früheren Erklärung versprach Tencent, dass „Inhalte, die unter den internationalen Nutzern von WeChat geteilt werden, privat sind“ und dass die „Richtlinien und Verfahren mit allen Gesetzen und Vorschriften in jedem Land, in dem wir tätig sind, übereinstimmen“. (sm)



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