„Wenn der Krieg ausbricht, gehe ich nicht hin“: Anti-Kriegs-Post geht in China viral

„Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“: Jeder kennt den Slogan der Friedensbewegung aus den 1960er-Jahren. In China beschäftigt das die Menschen mehr denn je, denn Peking trifft seit Längerem Kriegsvorbereitungen. Für das kommunistische Regime kämpfen, will dort kaum einer.
Titelbild
Chinesischer Soldat trainiert im Pamir Gebirge in Kashgar, Xinjiang, am 4. Januar 2021.Foto: AFP via Getty Images
Von 4. Mai 2023

Die Drohungen der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), Taiwan gewaltsam zu annektieren, haben in diesem Jahr in einem noch nie dagewesenen Ausmaß zugenommen. Immer wieder startete Peking Militärangriffe vor der Küste Taiwans oder drang in den taiwanischen Luftraum ein.

Chinas Bevölkerung scheint hingegen weniger mit dem Kriegsgebahren der eigenen Regierung einverstanden. Ein Anti-Kriegs-Post in den sozialen Netzen stieß bei vielen Chinesen auf Anklang. Der Beitrag lautet:

„Wenn der Krieg ausbricht, gehe ich nicht hin, und ich werde meine Kinder nicht gehen lassen. Ich bin ein Mensch, der am unteren Ende der Gesellschaft lebt. In Zeiten des Friedens erinnert sich niemand an uns. Erst in schwierigen Zeiten fangen sie an, an uns zu denken. Sie sagen, wenn das Land in Schwierigkeiten ist, muss jeder seine Pflicht erfüllen. Aber sie behandeln uns nicht gleich, wenn es um Vorteile oder nationale Privilegien geht. Wer auch immer in den Krieg ziehen will, nur zu. Ich jedenfalls werde nicht gehen, und ich werde meine Kinder nicht gehen lassen.“

Reaktionen

Der Anti-Kriegsbeitrag wurde auf verschiedenen Onlineplattformen in Festlandchina gepostet. Viele Internetnutzer teilten in ihren Kommentaren ähnliche Ansichten.

Einer fragte in einem Beitrag: „Die Kinder und Ehefrauen von hochrangigen Beamten sind alle in die USA gezogen. Warum sollten wir, das einfache Volk, unser Leben riskieren [, um für sie in den Krieg zu ziehen]?“

Ein anderer antwortete: „Gebt mir eine Waffe und seht, auf wen ich schießen werde. Ich werde definitiv auf diejenigen zielen, die mich zum Kämpfen zwingen wollen. Ich hege gegen niemanden sonst einen Groll.“

Ein Internetnutzer namens „Le Si“ schrieb auf der Plattform Zhihu: „Diejenigen, die mehr Vorteile vom Land erhalten haben, sollten sich aktiver am Krieg beteiligen.“

Einige Netizens schlugen auch vor, dass korrupte Beamte in den Krieg geschickt werden sollten: „Lasst die Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Landwirtschaftsverwaltung zuerst gehen!“

Machtmissbrauch und Korruption

Ein Internetnutzer mit dem Namen „Langsam über die Welt nachdenken“ nannte auf Zhihu drei Gründe, weshalb so viele Chinesen nicht für ihr Vaterland kämpfen wollten.

  1. Machtmissbrauch und Misshandlungen der normalen Bevölkerung durch Mitarbeiter der Landwirtschaftsverwaltung, Stadtverwaltung und Polizei.
  2. Die große Kluft zwischen Arm und Reich in der chinesischen Gesellschaft. Manche hätten sich mit der Produktion von PCR-Tests auf Kosten der eigenen Bevölkerung bereichert.
  3. Massive Korruption unter den kommunistischen Beamten.

„Sie nutzen ihre Macht aus, um ihre Kumpane zu begünstigen, was widerlich ist. Deshalb fragten einige Internetnutzer: ‚Wen sollen wir denn verteidigen – den ‚jungen Meister‘ Zhou oder den ‚arktischen Wels‘ mit neunstelligen Ersparnissen?“

Der „junge Meister“ Zhou und der „arktischen Wels“

Zhou bezieht sich auf Zhou Jie, den Sohn eines KPC-Funktionärs in der Provinz Jiangxi. Er prahlte einmal auf Social Media, er trinke einen Tee, der ca. 200.000 Yuan pro Kilo (rund 29.000 Euro) koste.

Der „arktische Wels“ ist der Name, den Chinesen in den sozialen Medien für die Enkelin eines pensionierten Beamten der Stadt Shenzhen verwenden. Sie studiert zurzeit in Australien.

In den sozialen Medien gab sie damit an, dass ihre Familie über Ersparnisse in neunstelliger Höhe verfüge, die allesamt vom einfachen chinesischen Volk kamen. Damit zog sie eine Menge Zorn auf sich.

Es ist nicht das erste Mal, dass die chinesische Öffentlichkeit ihre ablehnende Haltung gegenüber der Kriegsmobilisierung und Kriegspropaganda der KPC zum Ausdruck bringt.

Im Februar veröffentlichten chinesische Medien im Internet einen Artikel, in dem es hieß: „Würden Sie an die Front gehen, wenn das Vaterland das braucht?“ In dem Bericht wurde behauptet, dass 94 Prozent der Befragten die Frage bejahten.

Die Beiträge im Kommentarbereich hingegen zeichnen ein anderes Bild. Chinesische Netizens posteten einer nach dem anderen: „Lasst die Beamten zuerst gehen.“

„Wenn ich eingezogen werde, dann rebelliere ich, schließlich habe ich eine Waffe in der Hand.“

Peking trifft Kriegsvorbereitungen

Die KPC trifft seit einiger Zeit Kriegsvorbereitungen, sehr wahrscheinlich, um in Taiwan einzumarschieren und gegebenenfalls dessen Verbündete, die USA und Japan abzuwehren.

Am 1. März hat die KPC ein neues Gesetz über militärisches Reservepersonal in Kraft gesetzt, mit dem die Altersgrenze für verschiedene Ränge in Chinas Reservekräften, von Soldaten bis zu Offizieren, auf 60 Jahre angehoben wurde.

Peking verschärfte zudem zum 25. Februar 2023 das Strafprozessrecht für das Militär in Kriegszeiten. Die neuen Anpassungen zielen auf „Militärverbrechen“, wie „Überlaufen und Dissertation“ in Kriegszeiten ab, die als Bedrohung für die KPC gelten.

Das neue Gesetz erlaubt der KPC zudem, das Kriegsrecht auszurufen, wenn dies zur Kontrolle des Landes erforderlich sei.

China-Kommentator Li Dayu, sagte in seiner NTD-Talkshow am 29. April über den Anti-Kriegsbeitrag: „Wenn das, was das Regime tut, wirklich den Willen des Volkes repräsentiert und seine Herrschaft wirklich vom Volk anerkannt wird, würden die Leute nicht so darüber reden.“

„Sollte es wirklich zu einem ungerechten Krieg kommen, wird das den Chinesen egal sein und sie werden sogar der anderen Seite helfen.“

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: Anti-War Post Goes Viral on Chinese Social Media Amid CCP’s Increased Aggression Toward Taiwan (deutsche Bearbeitung nh)



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