Yin und Yang vertauscht in China: Die Gesunden gehen in Quarantäne

Nicht nur die Corona-Politik in China nahm in diesem Monat eine abrupte Kehrtwende. Aus der Jagd nach Infizierten wurde nun die Isolierung von Gesunden. Verwandelt Omikron China in eine Spiegelwelt der Infektionen?
Anwohner an einer Coronavirus-Teststelle in Peking.
Anwohner an einer Coronavirus-Teststelle in Peking, im November 2022.Foto: Andy Wong/AP/dpa
Von 22. Dezember 2022

Chinas plötzliche Lockerung der Seuchenkontrolle lässt die Zahl der Corona-Infizierten nach oben schnellen. Die Situation ist chaotisch, berichtet die chinesischsprachige Epoch Times. Einige Analysten sind der Meinung, dass die Regierungsführung durch die kommunistische Partei „tödlich ist, wenn sie kontrolliert, und chaotisch ist, wenn sie loslässt“. Man glaubt auch, dass durch die Epidemie die Unterstützung der Bevölkerung für das Regime verloren gegangen ist und zu einem nicht umkehrbaren Trend des Zusammenbruchs führt.

Haus-Quarantäne für Gesunde

Ein bekannter chinesischer Immobilien-Blogger, „Beijing Big Potato“, hat kürzlich auf Weibo (Chinas Twitter-ähnliche Social Media) gepostet, dass die legendäre negative Haus-Quarantäne jetzt da sei. Er lud eine Mitteilung des Quarantänebüros eines Netzwerktechnologieunternehmens in der Stadt Changsha, Provinz Hunan, hoch, aus der hervorgeht, dass man seit dem 6. Dezember keine Einlasskontrollen und Corona-Test-Zertifikate gemäß den Anforderungen des Seuchenschutzkommandos der Stadt mehr durchführt. Stattdessen sollen die Mitarbeiter Selbsttests durchführen.

Die Mitteilung besagt zudem, dass mit Stand 9. Dezember, 0 Uhr, laut Eigentests 34 positiv getestete und zwei negativ getestete Mitarbeiter registriert wurden. Weil die beiden negativ getesteten Mitarbeiter keine Immunität nachweisen konnten, hat das Büro des Generaldirektors sie nach Hause geschickt, zur Isolation. Die Rückkehr an den Arbeitsplatz können sie erst dann beantragen, wenn sie beweisen können, dass sie immun gegen eine Infektion seien.

Die Umkehrung von Yin (negativ) und Yang (positiv) scheint in vollem Gange. Dem Bericht der chinesischen Epoch Times nach sei es nicht das erste Mal, dass eine negative Person unter Quarantäne gestellt werde. Bereits als die Epidemie unter Kontrolle war, hätten viele Fabriken die Arbeit wieder aufgenommen und ihre Arbeiter in den Schlafsälen der Fabriken eingeschlossen. Monatelang sei ihnen verboten worden, nach Hause zu gehen – um eine Ansteckung und die Ausbreitung der Epidemie zu vermeiden.

Was die Menschen so erzählen

Herr Liu, ein Bewohner der Provinz Anhui, meinte, dass die plötzliche Lockerung der Corona-Politik für alle unvorbereitet gekommen sei. Das habe Panik in der Bevölkerung ausgelöst. „Die Straßen sind menschenleer, die Hotels sind geschlossen und fiebersenkende Medikamente sind nicht mehr erhältlich.“

Überraschend kam alles auch für Frau Li aus Shandong. Sie sagte den Reportern am 18. Dezember, dass sie nicht erwartet habe, dass sich alles so schnell ändere. Kürzlich sei ihre Familie noch für eine Woche unter Quarantäne gestellt worden, die gesamte Gemeinde sei wegen eines „kleinen positiven Menschen“ abgeriegelt worden.

Und jetzt grassiere die Epidemie überall und die Menschen hätten Angst, nach draußen zugehen. Auch auf dem Land gebe es viele Infizierte, „Familie um Familie mit Fieber“, sagte Frau Li. Anfangs, als die Zahlen gestiegen seien, sei noch ein Behelfskrankenhaus (Fangcang, quadratische Kabine) gebaut worden. Später hatte man den Bau wieder eingestellt.

In den öffentlichen Verkehrsmitteln gebe es auch keine Tests mehr, auch keine Gesundheitsvorschriften. Im Bus seien aber nur sehr wenige Leute anzutreffen, weiß Frau Li zu erzählen. „Früher haben die Lehrer, die in den Schulen die Prüfungen beaufsichtigten, an drei aufeinanderfolgenden Tagen einen negativen Corona-Test verlangt.“ Mehr als 1.000 lokale Universitätsstudenten seien in die Quarantäne geschickt worden. Jetzt, in den Ferien, seien plötzlich die Lehrer in großer Zahl positiv. Auch die Krankenstationen seien voll, wunderte sich Frau Li.

Sie fragt sich, ob die Corona-Tests vielleicht nicht stimmen könnten. „Man konnte es vorher nicht feststellen, aber jetzt werden so viele entdeckt?“ Vor einiger Zeit habe sie eine Zeit mit „Erkältungs“-Symptomen und Halsschmerzen gehabt. Jeden Tag sei sie zum Corona-Test gegangen. Es habe jedoch keinen positiven Befund gegeben.

Der Fall von Frau Li scheint kein Einzelfall zu sein, schreibt die chinesische Epoch Times. Es seien bereits vielerorts Probleme aufgedeckt worden, mit ungenauen Testergebnissen und sich ändernden roten Corona-App-Codes.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion