New York Times bescheinigt Q „Siegeszug in Deutschland“ – Amadeu-Antonio-Stiftung warnt

Die „New York Times“ sieht in Deutschland einen fruchtbaren Boden für die Q-Bewegung, die ihren Ausgangspunkt in den USA hat. Verfassungsschützer und die Amadeu-Antonio-Stiftung warnen, Publizisten wie Jürgen Elsässer begrüßen die Entwicklung.
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Am 29. August 2020 in Berlin an der Siegessäule.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 28. Oktober 2020

Die Reichweite, die die Vorstellungen der sogenannten Q-Bewegung in Deutschland finden, hat jüngst die „New York Times“ (NYT) dazu veranlasst, einen ausführlichen Eigenbericht über den „Aufschwung von QAnon in Deutschland“ zu veröffentlichen. Verfassungsschützer sind besorgt über die von den USA ausgehende Bewegung, deren Vorstellungen über eine angebliche breite Elitenverschwörung in Politik, Medien, Wirtschaft und Prominenz Anschlussfähigkeit auf der extremen Rechten nachgesagt wird.

New York Times: „Größte QAnon-Anhängerschaft außerhalb des anglo-amerikanischen Raumes“

Wie die NYT schreibt, hat QAnon im Frühjahr auch schon in den Niederlanden und auf dem Balkan Gruppen und Proteste unter eigenem Banner initiiert. So soll ein eher weibliches und weniger der Rechten zuzuordnendes Potenzial in 20 Städten unter dem Motto „Save The Children“ Unterstützungskundgebungen für die angebliche Kinderbefreiungsaktion organisiert haben.

Die größte und stabilste Anhängerschaft habe QAnon allerdings in Deutschland. Mit 200.000 Followern auf YouTube, Facebook und Telegram – auf einigen Plattformen wurden die Accounts mittlerweile gelöscht – und der starken Präsenz auf den Corona-Protesten sei dies die größte Anhängerschaft außerhalb der englischsprachigen Welt, schreibt das Blatt.

Die radikale Rechte habe die Bewegung längst als unerwartetes und volatiles neues politisches Element für sich entdeckt. Diese hätten zu den Ersten gehört, die deren Theorien in Deutschland verbreitet hätten.

„Ich war überrascht, dass QAnon hier so einen Rückenwind hat“, erklärt der CDU-Abgeordnete Patrick Sensburg, der auch Mitglied im Geheimdienstausschuss ist. „Es sah aus wie so ein amerikanisches Ding. Aber es fällt hier auf fruchtbare Erde.“

Hildmann als wichtiger Multiplikator

Laut NYT kommt bei QAnon eine bunte Mischung von Menschen verschiedener Ideologien zusammen, darunter Impfgegner, radikal-ideologische Denker und Normalbürger, die die Gefahr durch Corona für überschätzt halten und die Restriktionen durch die Regierung für unangemessen. Nicht jeder, der sich mit QAnon verbünde, glaube alles, was von der Gruppe veröffentlicht werde, oder billige Gewalt.

Das Blatt lässt Vegan-Koch Attila Hildmann zu Wort kommen, der über einen Telegram-Account mit 80.000 Followern verfüge und ein bedeutender Multiplikator ist. Dieser helfe dabei die Vorstellungen der QAnon-Bewegung weiterzutragen. Gegenüber der NYT erklärte Hildmann, er „hoffe sehr stark, dass QAnon real ist“ und amerikanische Truppen Deutschland von Angela Merkel befreien werden.

Diese bezeichnet Hildmann – trotz des zurückhaltenden bis sogar israelkritischen Abstimmungsverhaltens Deutschlands in UNO-Gremien – als „zionistische Jüdin“, die im Bunde mit der „Neuen Weltordnung“ und dem Bankhaus Rothschild stehe, dem der Koch eine tragende Rolle als vermeintliche Hintergrundmacht zusinnt.

Amadeu-Antonio-Stiftung und Verfassungsschutzpräsident Kramer beunruhigt

Der thüringische Verfassungsschutzpräsident Stephan Kramer erklärt, QAnon „zeigt nicht offen die Farben des Faschismus, verkauft diesen jedoch als Geheimcode“. Dies eröffne den Vorstellungen einen breiteren Zugang zur deutschen Gesellschaft, „wo jeder glaubt, er wäre schon aufgrund der Geschichte immun gegenüber dem Nazismus“. Tatsächlich halte er QAnon für sehr gefährlich, denn es sei etwas, das „von der virtuellen in die reale Welt übergesprungen ist“. Und wenn es dann auch noch aus den USA komme, nehme es schnell an Fahrt auf.

Die NYT vermutet, dass dies auch daran liege, dass mit den Darstellungen über angebliche kinderopfernde Satanisten in höchsten Kreisen oder den Rache-Fantasien gegenüber den liberalen Eliten bereits seit langer Zeit in Europa kultivierte Ideologie-Elemente wiederbelebt würden: alte antisemitische Ritualmordlegenden aus dem Mittelalter ebenso wie Putschfantasien der Moderne.

Dazu komme, dass die Vorstellungswelt im QAnon-Umfeld so heterogen sei: Impfgegner fänden sich ebenso gut dort aufgehoben wie Personen, die Corona-Maßnahmen für übertrieben halten. Auch Michael Ballweg von „Querdenken“ nimmt immer häufiger Bezug auf Q und den „Plan“ dahinter.

Miro Dittrich von der linksgerichteten Amadeu-Antonio-Stiftung nennt Zahlen, die nach seiner Überzeugung bestätigen, dass es sich bei QAnon um ein einflussreiches Phänomen handele. So verfüge der größte Q-Kanal auf Telegram, Qlobal Change, in dem auch die „Reichstagstreppen-Aktivistin“ Tamara K. aktiv war, mittlerweile über 123.000 Follower. Auf YouTube hätten QAnon-Videos mehr als 18 Millionen Views generiert. Die Summe der Follower aller Accounts mit QAnon-Bezug sei auf mehr als 200.000 gestiegen, so Dittrich, der allerdings nicht erklärt, ob er dabei Mehrfachmitgliedschaften berücksichtigt hat.

Elsässer: „Rechte in Deutschland wird sich neu strukturieren“

Teile der AfD verfolgen das Q-Phänomen mit wachem Interesse, noch stärker ist dieses jedoch in rechts davon operierenden „Querfront“-Kreisen wie dem Umfeld des „Compact“-Magazins.

Dessen Herausgeber Jürgen Elsässer, der sich vom kommunistischen „Antideutschen“ zum ultranationalistischen „Antiimperialisten“ entwickelt hatte, hatte im August ein riesiges „Q“ auf dem Cover seines Magazins. Während der Corona-Proteste verteilte er „Q“-Sticker und Fahnen.

Er selbst glaube nicht an eine Verschwörung pädophiler Eliten, erklärt er gegenüber der NYT, er will dieses Bild lieber als „Allegorie“ betrachten. Für die Rechte sieht er in QAnon eine große Chance:

Q ist ein komplett neuer Versuch, in der Ära sozialer Medien eine politische Opposition zu strukturieren.“

Elsässer rechnet damit, dass sich die extreme Rechte „auf eine andere Weise rekonstituieren wird“. Q könnte dabei eine Rolle spielen: „Da geht es um Eliten, nicht um Ausländer. Das spinnt das Netz deutlich weiter.“

Angeblicher „Reichstagssturm“ sei Initialzündung für Q in Deutschland

Josef Holnburger, ein politischer Referent der DGB-Jugend, sagte gegenüber NYT, dass eine Gruppe der „Reichsbürger“, die über 19.000 Follower verfügt hatte, im März des Jahres erst auf Facebook mit Q-Anhängern aus Deutschland fusioniert habe und es eine Woche später einen gemeinsamen Telegram-Kanal gab. „Das war die erste Initialzündung für QAnon Deutschland”, so Holnburger.

Der angebliche „Reichstagssturm“ in Berlin im August am Rande einer Kundgebung der Gruppe „Qlobal-Change“ zeigt, dass deren Anhänger immer noch daran glauben, dass Donald Trump die deutsche Regierung absetzen würde. Eine Aktivistin dieses Spektrums hatte damals angedeutet, dass der US-Präsident bereits kurz vor der Ankunft in Berlin stehe und nun die Zeit gekommen sei, um den Reichstag „in Besitz zu nehmen“.

Holnburger befürchtet hingegen, dass sich die Bewegung radikalisieren könne. „Q sagt immer: Vertraut dem Plan. Ihr müsst warten. Trumps Leute werden sich kümmern. Aber wenn Trump nicht in Deutschland einmarschiert, könnten manche sagen: ‚Dann lasst uns den Plan in die eigenen Hände nehmen.‘“

Auch Atilla Hildmann will sich diese Option möglicherweise im Hinterkopf bewahren. Gegenüber der NYT erklärt er, er wolle nicht ausschließen, dass es sich bei QAnon auch um eine „PsyOp der CIA“ handeln könnte.

Sabotage-Versuche der Trump-Präsidentschaft verliehen Q erst Autorität

Ihren Ausgangspunkte hatte das Phänomen in den USA und der Situation nach den Präsidentschaftswahlen von 2016. Den Demokraten und weiten Teilen des politischen, medialen und kulturellen Establishments fiel es schwer, die Niederlage ihrer Wunschkandidatin Hillary Clinton gegen den Polit-Newcomer Donald Trump zu akzeptieren.

Noch über Jahre hinweg behaupteten die Demokraten es habe Verbindungen zwischen Trump und Russland gegeben, die das Wahlergebnis beeinflussten. Das „Steele-Dossier“ erhob Vorwürfe gegen Trump und sein Umfeld. Ein Insider aus Washington brachte derweil Informationen an die Öffentlichkeit, dass in mehreren Ministerien und Behörden Personen agierten, die aus ihrer Abneigung gegen den gewählten Präsidenten keinen Hehl machten.

Dieser Insider firmierte unter der Bezeichnung „Q“, was auch die Bezeichnung für die höchste Sicherheitsfreigabe im US-Verwaltungssystem darstellt. Mithilfe kryptischer Nachrichten erweckte der oder die Person hinter dem „Q“ in sozialen Medien und in Foren den Eindruck, direkt aus dem Weißen Haus und dem Umfeld des Präsidenten zu agieren und von dort aus Botschaften zu versenden.

Vorbild „Fuat Avni“ – der Whistleblower aus der Türkei

Einen ähnlichen anonymen Insider gab es in Form von „Fuat Avni“ bereits 2014 in der Türkei. Der Account, dessen Urheber im Umfeld der Gülen-Bewegung vermutet werden, sagte mehrere bedeutende Ereignisse im Land korrekt voraus und brachte es auf 2,7 Millionen Follower auf Twitter. Die Identität Fuat Avnis ist bis heute nicht geklärt.

Die zentrale These von „Q“ lautete, der „tiefe Staat“ in den USA versuche, aus dem Inneren des Behördenapparates heraus die Trump-Präsidentschaft zu sabotieren und den Präsidenten aus dem Amt zu drängen. Die Personen hinter den Accounts gaben vor, in einen „Plan“ eingeweiht zu sein, den Donald Trump selbst abgesegnet hätte, und dem die Anhänger vertrauen sollten.

Dieser sollte am Ende die Entlarvung und Entmachtung des „tiefen Staates“ zur Folge haben, dem „Q“ neben Handlungen zum Nachteil der amerikanischen Bevölkerung unter anderem auch Satanismus und die Verwicklung in kriminelle Machenschaften bis hin zur Pädophilie nachsagte.

Der Umstand, dass anders als beim türkischen „Fuat Avni“, der offenbar tatsächlich von Personen aus Justiz und Verwaltung mit Informationen versorgt wurde, die Trefferquote der Vorhersagen von „Q“ sehr gering war, führte dazu, dass der Aufstieg des Netzwerks, das mittlerweile als „QAnon“ auftrat, in den USA ins Stocken geriet. Dazu kamen Maßnahmen der sozialen Medien wegen angeblicher Fake-News, die immer mehr QAnon-Accounts löschten.

SHAEF als erste große Kampagne in Deutschland

In Deutschland war es das Frühjahr 2020, das Q zu breiter Popularität verhalf. Im März des Jahres, parallel zur Verhängung europaweiter Lockdown-Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, traten Protagonisten mit einer spektakulären These auf.

QAnon zufolge handele es sich, so hieß es damals, bei den Corona-Maßnahmen nur um eine Maßnahme, um Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten, während Donald Trump einen großen Befreiungsschlag in Europa durchführe. Demzufolge sei die damals geplante und Corona-bedingt ausgefallene NATO-Übung „Defender 2020“ der Vorwand gewesen, um sie amerikanischen Truppen, die nach Europa gebracht wurden, dem Kommando des „Obersten Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkräfte“ (SHAEF) zu unterstellen.

Diese Einrichtung, die 1943 von General Dwight D. Eisenhower gegründet wurde und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges bestand, sollte demnach nun Europa von seiner Elite befreien und selbst wieder das Kommando übernehmen. Demnach sollten bis Ostern 2020 Angela Merkel, Emmanuel Macron und mehrere andere EU-Staatschefs abgesetzt werden. Ein Blog meldete sogar bereits die angeblich vollzogene Verhaftung von Papst Franziskus.

Parallel dazu sollte es weltweit eine breite Befreiungsaktion zigtausender Kinder geben, die in unterirdischen Einrichtungen als Sexsklaven oder Adrenochrom-Lieferanten für die Elite gezüchtet würden. Mithilfe von Fotomontagen und Aufnahmen aus alten Filmen wurden auch angebliche „Beweisfotos“ für die Vorgänge in den sozialen Netzwerken gepostet. Zu den bekanntesten Protagonisten der „Adrenochrom“-These in Deutschland wurde der Sänger Xavier Naidoo.

„Qlobal-Change“ und der „Reichstagssturm“

Was stimmt, ist, dass Donald Trump in seiner bisherigen Amtszeit die Anstrengungen zur Bekämpfung des Menschenhandels zur sexuellen Ausbeutung massiv ausgeweitet hat. Über eine erfolgreiche Aktion berichtete im März Europol.

Demnach ist ein global aktiver und in mehr als 40 Ländern vertretener Ring aufgeflogen, der mehr als neun Millionen Bilder und Videos verbreitet habe, auf denen der Missbrauch von tausenden Kindern dokumentiert ist. Etwa 70 Opfer und 30 Verdächtige konnten durch die Europol identifiziert werden. Dazu hatte die belgische Polizei im Rahmen der Operation GARGAMEL weitere 60 Verdächtige und 40 Opfer ausfindig gemacht. Mit SHAEF, der NATO, Merkel oder dem Vatikan hatte diese Operation jedoch nichts zu tun.

Dass Merkel, Macron und Papst Franziskus entgegen der Ankündigungen Q’s immer noch in ihren Ämtern sind, hat den Aufschwung der Q-Bewegung in Deutschland nicht bremsen können.



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