Baumringe aus Skandinavien – Neue Messmethoden passen besser zu Klimawandel
Die Mittelalterliche Warmzeit war einer Studie zufolge in Nordeuropa bei Weitem nicht so ausgeprägt wie bisher vermutet, berichteten Forscher anlässlich ihrer jüngsten Studienergebnisse zum Klimawandel. Aufgrund großer Unsicherheiten in den bisherigen Daten fordern sie mehr Daten, vor allem für die Südhalbkugel.
Konkret beschäftigte sich ein Team um Dr. Georg von Arx und Jesper Björklund von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) in der Schweiz mit Baumringen aus dem europäischen Norden. Anhand einer neuen Herangehensweise rekonstruierten sie die Temperaturen in „Fennoskandien“ in den letzten fast 1.200 Jahren.
Das untersuchte Gebiet umfasst Finnland (Fenno) und die skandinavische Halbinsel (Skandia) mit Norwegen und Schweden sowie die Region Karelien (heute Finnland und Russland) und die Kola-Halbinsel (Russland).
Modelle können Klimawandel nicht abbilden
In der Einleitung der in „Nature“ veröffentlichten Studie (PDF) schreiben die Autoren, „dass verschiedene Klimaproxy-Quellen darauf hindeuten, dass die globale Erwärmung zumindest während der Neuzeit beispiellos ist“. Baumring-Proxys schätzten jedoch häufig „Temperaturen während der mittelalterlichen Klimaanomalie (950–1250 n. Chr.), die denen des vergangenen Jahrhunderts ähneln oder sie sogar übertreffen“.
Da man die Temperatur vor Hunderten oder Tausenden Jahren heute nicht mehr messen kann, nutzt man sogenannte Proxys. Dies sind heute messbare Größen, die einen starken Temperaturbezug haben, wie zum Beispiel Baumringe oder Blütenpollen in Sedimenten.
Die Ergebnisse diese Auswertung sind insofern interessant, als sie „nicht nur die Zuverlässigkeit von Modellen und Proxys in Frage stellen, sondern auch zur Unsicherheit künftiger Klimaprojektionen beitragen“, erklären die Forscher.
Mit anderen Worten gesagt: Bisherige Messungen zeigten nicht, was die Modelle berechnen.
Im Norden kälter, in Großbritannien wärmer
Dass es die Warmzeiten, die auch „Klimaoptimum“ heißen, wirklich gab, belegt unter anderem der Anbau von Wein und Oliven auf den Britischen Inseln zur Zeit der Römer. Allerdings reichen die neuen Daten dafür nicht weit genug in die Vergangenheit.
Bezogen sich frühere Studien indes auf die Breite und Dichte von Baumringen – höhere Temperaturen fördern das Wachstum und spiegeln sich in breiteren Baumringen wider –, so nutzten die Schweizer Forscher ausschließlich Informationen aus den Zellwänden von 188 gewöhnlichen Kiefern oder Waldkiefern (Pinus sylvestris).
Ihr Ergebnis: Die Sommertemperaturen in Fennoskandien waren um 850 bis 1100 höher als in den folgenden Jahrhunderten, jedoch kühler als heute. Wärmere Phasen habe es auch um 1400 und im späten achtzehnten Jahrhundert gegeben. Ab 1850 folgte ein „starker Temperaturanstieg“.
Klimamodelle als Quelle sicherer Erkenntnisse
Laut Pressemitteilung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft anlässlich der Veröffentlichung der Studienergebnisse war das Mittelalter und die darauffolgenden Jahrhunderte „klimatisch turbulent“. Zudem gebe es „keine bekannte physikalische Erklärung für die außergewöhnliche mittelalterliche Warmzeit“.
Weiter schreibt die Forschungsanstalt: „Die mittelalterliche Klimaanomalie war zumindest in Skandinavien, von wo das untersuchte Holz stammt, doch nicht so warm wie bisher angenommen. Die heutige Erwärmung liegt damit wahrscheinlich jenseits der natürlichen Schwankungen der Temperaturen der letzten 1200 Jahre.“
Björklund erklärt in Bezug auf die neuen Baumdaten und die Klimamodelle, die die Warmzeiten nicht abbilden können: Nun gebe es „zwei unabhängige Darstellungen des regionalen Klimas, die beide niedrigere Temperaturen während des Mittelalters feststellen und damit neue Belege dafür liefern, dass diese Phase nicht so warm war wie bisher angenommen“.
Und weiter: „Stattdessen zeigen beide, dass die derzeitige Erwärmung beispiellos ist, zumindest im letzten Jahrtausend“, so der wissenschaftliche Mitarbeiter. Das betone die Rolle, die Treibhausgasemissionen bei den skandinavischen Temperaturschwankungen spielen.
Keine natürliche Erklärung für Klimawandel bekannt?
Auffällig ist indes, dass die von Björklund und von Arx genannten Warmphasen scheinbar einem Muster folgen, welches sich bis heute fortsetzt. So liegen zwischen den erkannten Temperaturmaxima um die Jahre 800, 1100, 1400, 1700 – und 2000 – jeweils drei Jahrhunderte.
Eventuell ist die aktuelle Entwicklung stärker als frühe Warmphasen (in den letzten 1.200 Jahren), dass sie sich physikalisch nicht erklären lassen, sollte aufgrund dieses sehr regelmäßigen Zyklus jedoch zumindest hinterfragt werden.
Nicht nur eine mögliche Erklärung, sondern auch eine Vorhersage liefern dabei Sonnen- und Planetenforscher.
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