Bischofswerda-Amokläufer wollte „ganze Schule abfackeln“

Der Täter von Bischofswerda wollte ein großes Feuer. Da kam ihm ein kleiner Junge in die Quere. Der Hausmeister beendete den ganzen Spuk.
Krankenwagen stehen auf dem Schulhof einer Grund- und Oberschule in Bischofswerda.
Krankenwagen stehen auf dem Schulhof einer Grund- und Oberschule in Bischofswerda.Foto: Sebastian Kahnert/dpa
Von 25. August 2023

Der dritte Schultag nach den Sommerferien fing für Bischofswerda mit einer Katastrophe an. Mittlerweile werden immer mehr Details zum Amoklauf eines 16-jährigen deutschen Jugendlichen ohne Migrationshintergrund, so die Polizei, bekannt.

Nachdem der Täter in einem Schulkomplex für Grund- und Oberschule an der Kirchstraße einen ebenfalls deutschen Schüler der dritten Klasse mit einem Messer an Hals und Kopf schwer verletzt hatte, setzte er sich selbst mittels einer brennbaren Flüssigkeit in Brand. Er konnte gelöscht und überwältigt werden. Die weiteren Ermittlungen der Polizei ergaben nun, dass der 16-Jährige ursprünglich weitere Pläne hatte.

Neueste Infos der Polizei zum Amoklauf

Wie die Polizei Sachsen berichtet, handelte es sich bei dem durch den Täter angegriffenen achtjährigen Jungen um ein Zufallsopfer des Täters. Den Erkenntnissen der Ermittler zufolge traf der Drittklässler überraschend auf den 16-Jährigen.

„Daraufhin soll es zu dem Messerangriff gekommen sein“, erklärte Polizeisprecher Maximilian Funke. Der Junge befinde sich in einem „stabilen Zustand“, so der Sprecher. Der Täter liegt den Angaben zufolge aufgrund seiner schweren Verletzungen im Koma. Er sei nicht vernehmungsfähig.

Allerdings, so wurde bereits klar, lägen erste Hinweise vor, „dass der Beschuldigte die Schule möglicherweise in Brand setzen wollte“. Bei der Durchsuchung des Schulgebäudes fanden die Einsatzkräfte mehrere Taschen, Messer, Flaschen und Feuerzeuge.

Was Hausmeister Meyer berichtet

Peter Meyer, der 60-jährige Hausmeister der Schule, hörte am Morgen der Tat die Sirenen der Schule heulen und sei „gleich hochgelaufen“, wie seine Frau später Medien gegenüber erklärte. „Dort hat er den Sportlehrer mit dem blutenden Kind gesehen.“ Dieser habe erklärt, dass einer hier mit einem Küchenmesser herumrenne.

Daraufhin machte sich Peter Meyer auf die Suche nach dem Täter. Plötzlich habe „der Junge brennend vor ihm gestanden, ausdruckslos, mit dem Leben abgeschlossen“, sagte die Hausmeistergattin. Dann habe ihr Mann zum Feuerlöscher gegriffen. „Er hat gesagt, bei sowas handelst du instinktiv. Er hatte kein Zeitgefühl, nichts. In dem Moment konzentrierst du dich nicht auf deine Sicherheit, sondern sagst dir: Ich muss den jetzt löschen. Er wollte ja die Schule abfackeln“, schilderte Frau Meyer gegenüber der „Sächsischen Zeitung“.

Wie „Tag24“ berichtete, sei der 16-Jährige mit Flaschen und Spritzpistolen voll Spiritus, mit Feuerzeugen und Messern in das Schulhaus gekommen. Laut Spurensicherung soll er unbemerkt auf bereits vier Etagen den Brandbeschleuniger in die Gänge verspritzt haben. Dann habe sich eine Tür geöffnet. Der kleine Grundschüler musste auf die Toilette und traf auf dem Weg dahin auf den jugendlichen Amokläufer. Dieser stach auf den Achtjährigen ein.

Während sich der schwer verletzte Junge davongeschleppt habe und von einem Lehrer entdeckt worden sei, habe der Täter sich selbst in Brand gesetzt. Unklar sei, ob er dies bewusst getan habe oder die Kleidung mit verschüttetem Spiritus getränkt in Brand geraten sei. Die Staatsanwaltschaft gehe von einem Tötungsvorsatz aus und ermittle in die entsprechende Richtung.

Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große äußerte sich am Mittwochabend per Facebook: „An diesem Abend ist ganz Bischofswerda traurig, verletzt und unter Schock. […] Meine Gedanken sind beim achtjährigen Opfer dieser schrecklichen Tat […] und bei seinen Eltern & Familienangehörigen, die um ihn bangen“. Zudem dankte der parteilose Stadtchef dem Hausmeister Meyer „für sein entschiedenes und richtiges Handeln“.

Spendenaufruf für das kleine Opfer von Bischofswerda

Eine Freundin der Familie des kleinen Jungen setzte eine Spendenkampagne in Bewegung, um „ihrer lebenslangen Freundin und ihrer Familie unter die Arme“ zu greifen, da das Schicksal es in diesem Jahr „einfach nicht gut mit ihnen gemeint“ habe. Erst habe man für das in diesem Jahr auf die Welt gekommene jüngste Kind der fünfköpfigen Familie eine schlimme Diagnose erhalten, nun der Messerangriff auf den ältesten Sohn (8).

Der Junge sei nach dem Angriff sofort in eine Klinik geflogen und dort operiert worden. „Der tapfere kleine Mann ist soweit stabil und er wird den körperlichen Schaden überstehen. Aber wir alle wissen, dass der psychische Schaden der weitaus schlimmere sein wird“, so die Familienfreundin. Sie ruft dazu auf: „Es wäre wunderbar, wenn meine Freundin durch eure Hilfe zum Beispiel ihre Elternzeit verlängern könnte (was sonst nicht so ohne Weiteres möglich wäre), die Familie zu gegebener Zeit einen tollen Urlaub verbringen oder einfach die finanzielle Sicherheit verspüren kann, sich so viel Zeit wie nötig für die Verarbeitung des Erlebten zu nehmen.“

Der Aufruf bei Gofundme am Donnerstag, 24. August, erreichte bis zum Freitagnachmittag knapp 30.000 Euro. Rund 1.400 Menschen hatten sich für den Jungen und seine Familie engagiert.



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