Falsche Ideale in sozialen Medien? Warum Kinder mit dem Sport aufhören

Sport hält fit und gesund – sowohl Kinder als auch Erwachsene. Doch seit Jahren sinkt die Anzahl der sportwilligen Jugend. Eine US-amerikanische Forscherin hat mit ihrer Umfrage mögliche Gründe dafür gefunden.
Warum Kinder mit dem Sport aufhören
Viele Kinder hängen die Sportschuhe an den Nagel.Foto: iStock
Von 6. November 2023

Egal, ob Fußball oder Leichtathletik, in der Halle oder im Freien, mit oder ohne Vereinsmitgliedschaft: Kinder, die Sport treiben, sind in der Regel fit und gesund. Doch seit einigen Jahren geht die sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen immer weiter zurück.

Besonders drastisch waren die Einbußen laut dem Adipositas-Monitoring des Robert Koch-Instituts bei Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren. Bei den Mädchen sank die Sportquote stärker als bei Jungen – egal, ob sie eigenständig oder in einem Verein aktiv waren.

Statistik zu Sport in Deutschland

Sportliche Aktivität der Kinder und Jugendlichen in Deutschland. Foto: AdiMon-Themenblatt, RKI, Zuschnitt ger/Epoch Times| CC-BY-4.0 Deed

Nun haben US-amerikanische Forscher mittels einer Umfrage festgestellt, warum viele Kinder mit dem Sport im Teenageralter aufhören. Auslöser seien die sozialen Medien und die darin beworbenen Ideale eines Sportlers.

Zu dick für den Sport?

Auf der diesjährigen Nationalen Konferenz der American Academy of Pediatrics (kurz AAP) stellte die Studienautorin und Sportmedizinerin Cassidy M. Foley Davelaar ihre überraschenden Ergebnisse vor. In ihrer Untersuchung befragte die Medizinerin 70 aktive und ehemalige Athleten im Alter von 8 bis 18 Jahren zu ihren Empfindungen und Meinungen zum Thema Sport.

Eine Auswertung der Fragen ergab schließlich, dass viele Teenager mit dem Sport aufhörten, weil sie das Gefühl hatten, dass sie aufgrund von Bildern in den Medien „nicht richtig für den Sport aussahen“. Als weitere Gründe für den Abbruch gaben die Sportler ein falsches Training und zu hohen Wettbewerbsdruck an. Die Medizinerin plädiert dafür, dass besonders Eltern und Trainer eine entscheidende Rolle spielen können, um die Beendigung des Sports zu verhindern.

So sollen diese einfühlsamer auf die Kinder wirken und nicht zu viel Druck auf die jungen Sportler ausüben. „Trainer und Eltern müssen wissen, dass ihre Worte und Handlungen die Teilnahme von Kindern am Sport beeinflussen können“, so Foley Davelaar.

Weniger „unechte“ Spitzensportler abbilden

Den größten Einfluss zeigte jedoch die Wahrnehmung des eigenen Körpers aufgrund von Vergleichen in den sozialen Medien. Diese Bedenken waren bei den Jungen etwas weniger verbreitet als bei den Mädchen. Die Studie ergab, dass 44 Prozent der männlichen Jugendlichen der Meinung waren, sie sähen besser aus als das Idealbild. Bei den Mädchen dominierten hingegen die negativen Gefühle, sodass 46 Prozent von ihnen fühlten, dass sie schlechter als ihr Idealbild aussähen.

Dies führte schließlich zu einer Abbruchrate von etwa 70 Prozent, wobei Mädchen doppelt so häufig betroffen sind wie Jungs.

„In den Umfragen sind Frauen tendenziell etwas unglücklicher oder unzufriedener mit ihrem Körperbild als Männer. Ich glaube, das bedeutet, dass wir die Botschaften, die wir weiblichen Athleten vermitteln, wie ein Sportler aussieht, kritisch hinterfragen müssen. Wir müssen inklusiver, körperbetonter und realistischer sein. Warum gibt es keine echten Sportlerinnen, die Sportkleidung vorführen, und warum sind nur die Spitzensportlerinnen auf den Bildern zu sehen?“, sagte Dr. Foley Davelaar.

„Wir müssen den jüngeren Generationen ein vielfältigeres, umfassenderes und unvollkommeneres Bild davon vermitteln, was es bedeutet, Sportler zu sein. Vielleicht können wir sie so in diese Welt einladen. Mit dieser Studie hoffen wir, die wahren Gründe für die Sportabstinenz zu beleuchten, um mehr Kinder für den Sport zu begeistern“, erklärt die Medizinerin weiter.



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