Handy-Verbot: Irland macht mobil gegen Smartphones an Grundschulen

In Irland hat Bildungsministerin Norma Foley eine Handreichung für Eltern herausgegeben, um Verbote von Smartphones an Grundschulen zu forcieren. Die Opposition hält den Vorstoß für eine Ablenkung vom grassierenden Lehrermangel.
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Symbolbild: Ein Mädchen schaut auf das Display eines Smartphones. Debatten über Smartphone-Verbote an Schulen finden in mehreren EU-Ländern statt.Foto: iStock
Von 17. November 2023

Bildungsministerin Norma Foley will Eltern in Irland dazu motivieren, an den Schulen ihrer Kinder Smartphone-Verbote durchzusetzen. Das soll vor allem für Grundschulen und bis zu einem Alter von zwölf Jahren gelten. Die Politikerin stellt gleichzeitig in Abrede, einen „Krieg gegen Telefone“ führen zu wollen.

Eltern sollten für Weihnachten nach Geschenk-Alternativen zum Smartphone suchen

Wie „The Journal“ berichtet, hat Foley dazu eine Handreichung erarbeiten lassen. In dieser finden Elternvertreter unter anderem Vorlagen, die sie zur Initiierung eines Verbots von Smartphones verwenden können. Auch darüber hinaus möchte Foley Familien sensibilisieren – insbesondere mit Blick auf die Wahl der Geschenke zum bevorstehenden Weihnachtsfest.

In diesem Kontext ermuntert sie dazu, mit Blick auf die Kinder „rücksichtsvoll“ zu sein und „an all die anderen wunderbaren Dinge zu denken, die man ihnen schenken kann“. Die Regierungsinitiative für eine „Kindheit ohne Smartphone“ solle es auch Eltern erleichtern, sich freiwillig darauf zu einigen, keine Geräte für Kinder im Grundschulalter zu kaufen.

Cybermobbing und Konzentrationsschwächen als Folgen frühzeitiger Gerätenutzung

Als Grund für den Vorstoß nannte Foley, dass das Thema bei ihren Besuchen in Schulen immer wieder angesprochen werde. Häufig klagten Eltern dabei nicht nur über schlechte Leistungen und Konzentrationsschwächen bei ihren Kindern infolge der Ablenkung.

Mit der Verbreitung der Smartphones in Kinderhänden würde zudem der Zugang zu unangemessenen, sexuellen und gewalttätigen Inhalten erleichtert. Dazu komme das Risiko von Cybermobbing.

Mithilfe der nunmehr publizierten Leitlinien soll es einfacher werden, freiwillige Kodizes an den Schulen bezüglich der Verwendung von Smartphones zu vereinbaren. Zudem soll „Webwise“, eine von der EU und dem Bildungsministerium finanzierte Initiative zur Internetsicherheit, zusätzliche Mittel erhalten. Damit sollen weitere Vorträge für Eltern zum Thema Internetsicherheit organisiert werden.

Foley betonte zudem, dass sie keine Einwände dagegen habe, wenn Eltern ihren Kindern aus Sicherheitsgründen herkömmliche Mobiltelefone in die Schulen mitgeben wollten, um jederzeitigen Kontakt zu gewährleisten.

Opposition: „Jede Schule hat mittlerweile eine Smartphone-Richtlinie“

Skeptisch mit Blick auf die Initiative äußerte sich die oppositionelle Labour-Partei. Deren bildungspolitischer Sprecher Aodhán Ó Ríordáin wittert ein „klassisches Ablenkungsmanöver der Fianna Fáil“. Jede Schule im Land habe bereits eine eigene Richtlinie zur Smartphone-Nutzung. Der Ministerin gehe es vielmehr darum, den Fokus vom ernsten Personalproblem im Bildungssektor abzulenken. Ó Ríordáin dazu:

„Wenn man eine Schule hat, die nicht funktionieren kann, weil sie nur zu 45 Prozent ausgelastet ist, weil man die Lehrerstellen nicht besetzen kann, und die dann ein Rundschreiben des Ministeriums über die Nutzung von Smartphones durch Kinder bekommt? Das wird Sie beleidigen, und Sie sollten beleidigt sein.“

Die Ministerin konterte, dass die Regierung „in diesem Bereich sehr aktiv“ gewesen sei. So habe man ein neues Stipendium für Postgraduierte aufgelegt, zusätzliche Weiterbildungskurse initiiert und 600 weitere Ausbildungsplätze für Lehrer geschaffen.

Debatten über Smartphone-Verbote an Schulen finden in mehreren EU-Ländern statt, beispielsweise in Großbritannien oder den Niederlanden. In Deutschland brachte erst jüngst Schleswig-Holstein einen Erlass heraus, der die Handynutzung an Schulen auf Notfälle beschränkt.



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