Scrabble: Gendersternchen nicht regelkonform
Mit seiner mehr als 70-jährigen Erfolgsgeschichte ist Scrabble alles andere als eine Modeerscheinung – doch auch der Brettspieldinosaurier bleibt nicht unberührt vom Zeitgeist. Seit April 2022 gibt es offiziell einen „Genderstein“.
Obwohl der Spielstein kostenfrei nachbestellt werden kann und sein Einsatz „im Spiel mit ganzen 10 Punkten belohnt“ wird – und damit genauso hoch wie „Y“ oder „Q“ – ist er laut offiziellen Regeln und der ab Herbst 2022 gegenderten Spielanleitung nicht zulässig und damit nicht nur gratis, sondern auch umsonst.
Spielerisch leicht gendern
Wie der Spieleverlag Mattel anlässlich des Welt-Scrabble-Tags am 13. April schrieb, kann „mit dem Genderstein (*IN) […] das Gendern spielerisch leicht gelernt werden und in den täglichen Sprachgebrauch übergehen“. Ganz so einfach ist es dann doch nicht. So heißt es in der neuen Spielanleitung:
Die gendergerechte Endung darf ausschließlich bei personenbezogenen Substantiven verwendet werden, die in der Grundform (generisches Maskulinum) auf -er oder -e enden und für Berufsbezeichnungen, Bewohner oder Mitglieder von Gruppen stehen.“
Mit anderen Worten: Anästhesist, Bauer, Clown, Dompteuse, Elfe, Friseur, Gitarrist, Hexe, Innenarchitekt, Jongleur, Krankenschwester, Libero, Meerjungfrau, Nonne, Oberst, Popstar, Qualitätsingenieur, Roboter, Schiffbauingenieur, Tierarzt, Uropa (und Uroma), Volontär, Wirt, Xylophonist, Yachtkapitän und Zimmermädchen gehen leer aus.
Außerdem, was machen Hausfrau oder Feuerwehrmann? Obwohl sprachlich gebräuchlich, ist laut Spielregeln auch die „Pilot*in“ oder „Polizist*in“ unmöglich, denn ihre Grundform endet nicht auf -er oder -e. Dennoch listet die Spielanleitung unter anderem „Astronaut*in“ als Beispiel fürs Gendern.
Unterstrich, Doppelpunkt oder Sternchen – in Scrabble nicht erlaubt
„Indem man bestimmte Dinge benennt, werden sie bewusst. Mit Sprache kann man die Wahrnehmung verändern“, zitiert Mattel in seiner Pressemitteilung die Professorin für Germanistische Linguistik am Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität Hannover, Prof. Dr. Gabriele Diewald. Sie spreche sich „klar für das Gendern aus“ deutet Mattel. Weiter heißt es in der Mitteilung des Spieleverlags:
„Wenn von Gruppen gesprochen wird, die aus diversen Geschlechtern bestehen, wird im Deutschen meist das generische Maskulinum verwendet – die männliche Variante, die für alle Mitglieder der Gruppe stehen soll. Studien* [Anm. d. Red.: Das Gendersternchen wird hier als Verweis auf eine Veröffentlichung der Uni Münster aus dem Jahr 2001 gebraucht] zeigen allerdings, dass sich Menschen meist nur Männer vorstellen, wenn Sprache im generischen Maskulinum formulierten Sätzen genutzt wird. Gendern – sei es mit Unterstrich, Doppelpunkt oder Sternchen – macht es möglich, dass Frauen und nicht-binäre Personen in der Sprache sichtbar werden.“
Sichtbar wird hier vor allem eins. Der Hersteller scheint es mit den Spielregeln nicht so ernst zu nehmen. In der mitgelieferten Spielanleitung steht: „[…] verboten sind Abkürzungen und Wörter, die mit einem Bindestrich oder einem Auslassungszeichen geschrieben werden“. Der deutsche Scrabble-Verein ergänzt in den Offiziellen Regeln in der Fassung von Juli 2022 im Abschnitt 1.2 Grundsätzliche Kriterien der Unzulässigkeit:
Unzulässig sind
a. Wörter, die mit Sonderzeichen (Bindestrichen, Apostrophen oder Punkten) geschrieben werden“.
Letzter Rat: Wörterbuch
Falls doch Uneinigkeit über die Schreibweise eines Wortes besteht, muss, „wer das beanstandete Wort platziert hat, seinen Mitspieler*innen das entsprechende Stichwort im zugrunde gelegten Wörterbuch zeigen“. Das ist in der deutschen Version in der Regel der Duden in der aktuellen Auflage. Auch bei der „optionalen Zusatzregel: Gendern“ steht: „In Zweifelsfällen sollte ein Wörterbuch zurate gezogen werden.“
Allerdings stehen auch im Duden keine Berufsbezeichnungen mit Gendersternchen, dafür aber „Ärztin, die“, „Pilotin, die“, „Hausfrau, die“ und „Krankenschwester, die“. Wenigstens gibt es bei Scrabble keine kleinen, sondern nur große Buchstaben, sodass ein Binnen-„I“, wie bei ScrabblespielerInnen, kein weiterer „Stein des Anstoßes“ ist.
Und falls die Spielehersteller demnächst auf den Buchstaben „Z“ verzichten möchten, betrachten wir im _oo die schwar_weißen _ebras und der _appelphilipp geht _um Ar_t.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 69, vom 5. November 2022.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion