Würzburg: Sicherheitspetition nach tödlicher Messerattacke

2021 starben in Würzburg drei Menschen bei einer Messerattacke, neun wurden verletzt. Im Sommer verhinderte ein Koch einen möglichen Messer-Amok. Vor wenigen Tagen gab es wieder einen tödlichen Fall. Eine Petition zeugt von fehlendem Sicherheitsgefühl in der Stadt.
Der Tag weicht der ankommenden Nacht. Als letzten Gruß schickt die Sonne noch ein wenig Wärme an die alte Mainbrücke im bayerischen Würzburg.
Sonnenuntergang an der alten Mainbrücke in Würzburg.Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Von 26. September 2023

Am 27. September soll die Trauerfeier für einen couragierten jungen Mann in Würzburg stattfinden, der bei dem Versuch, einer attackierten Frau zu helfen, von einem Mann mit einem Messer tödlich verletzt wurde. Freunde hatten eine Spendenaktion gestartet, um der Familie eine „ehrenvolle Beisetzung [zu] ermöglichen“. Aktuell 654 Spenden erbrachten einen Betrag von 14.432 Euro.

Zur gleichen Zeit läuft eine an das Ordnungsamt Würzburg gerichtete Onlinepetition für mehr Sicherheit in den Clubs der Stadt, „um Gewalttaten zu verhindern und die Gäste zu schützen“.

Petition für mehr Sicherheit

In Zusammenhang mit dem Todesfall wurde am Tag nach der Tat eine „Petition für mehr Sicherheit in öffentlichen Diskotheken in Würzburg“ gestartet. Gerichtet war diese an das Ordnungsamt der Stadt Würzburg. Bisher unterzeichneten 4.434 Personen die Petition. In der Online-Unterschriftensammlung wurden vier Punkte gefordert:

1. Erhöhte Sicherheitspräsenz […] in öffentlichen Diskotheken, einschließlich ausgebildeten (sic) Sicherheitspersonal, um Gewalttaten zu verhindern und die Gäste zu schützen.

2. Verbesserte Eingangskontrollen […], um gefährliche Gegenstände wie Waffen zu erkennen und zu verhindern.

3. Klare Notfallpläne für alle Diskotheken in Würzburg und

4. die Verantwortung der Betreiber […] für die Sicherheit ihrer Gäste […] und die Einhaltung dieser Maßnahmen.

Als Hintergrund für diese Forderungen wurden nicht nur die jüngsten Ereignisse aufgeführt, „bei denen unser Freund Shawn Alex Reichling sein Leben verloren hat“, sondern auch auf erlebte „tragische Vorfälle von Gewalt und Unsicherheit in Diskotheken“ in den letzten Jahren hingewiesen, „die zu Verletzungen und sogar Todesfällen geführt haben“.

17. September: Was die Polizei meldete

Wie die Polizei Würzburg berichtete, ereignete sich der Vorfall in den frühen Sonntagmorgenstunden des 17. September. Der Polizeimeldung nach sei es zu einem Streit zwischen einem 22-jährigen Spanier und drei anderen gekommen. Der Mann zückte ein Messer.

Durch Stich- und Schnittverletzungen wurden die drei jungen Männer derart schwer verletzt, dass ein 28-Jähriger später im Krankenhaus verstarb. Der Täter flüchtete. Die Polizei wurde gegen 5:15 Uhr alarmiert und eilte samt Rettungsdienst zum Tatort. Der Spanier konnte „unweit des Tatorts“ gestellt und festgenommen werden.

Die Polizei bat um Video- und Fotoaufnahmen von Zeugen und erklärte auf Facebook, dass man von Veröffentlichungen in den sozialen Medien Abstand nehmen sollte: „Wir verstehen die Emotionen und dass sich auch Wut in die Trauer mischen kann. Wir möchten jedoch betonen, dass die sozialen Medien dennoch kein rechtsfreier Raum sind!“

Ein Kommentar unter dem Facebook-Post der Polizei zur Festnahme des Spaniers deutete einen gewissen Vertrauensverlust der Menschen in die staatlichen Sicherheitsinstitutionen an: „Da kommt genauso wenig raus wie 2021. Der Arme und seine Psyche.“

Er wollte attackiertem Mädchen helfen

Wie der Sender RTL berichtet, habe sich der Vorfall vor dem Club „Studio“ an der Haugerpfarrgasse in Würzburg ereignet. Schilderungen zufolge soll der Spanier auf der Straße Mädchen belästigt haben und dann auf eines eingeschlagen und es auf den Boden gezerrt haben, hieß es. Nach Hilfe habe das Mädchen gerufen. „Ling Ling“ und zwei Türsteher seien gekommen. Dann das Messer. „Das ging sekundenschnell“, erinnerte sich ein Sicherheitsmann des Clubs.

Der Sicherheitsmann kannte auch das Todesopfer seit vielen Jahren. Ein Stammgast im Club und immer positiv sei er gewesen. „Er war immer der erste Gast, der gekommen ist, der Letzte (sic), der gegangen ist. Er hat nur getanzt. Jeder hat sich gefreut, ihn zu sehen“, so der Sicherheitsmann.

Gedenken am Tatort

„Er wollte helfen und hat das mit dem Leben bezahlt“, fasste eine RTL-Reporterin die Stimmen am Abend des Tattages am Tatort zusammen. Friedlich sei er gewesen, der 28-Jährige, und immer gut gelaunt. Ein guter Mensch sei er gewesen, sagten viele hier. Menschen trauerten, viele weinten. Blumen wurden niedergelegt und eine Kiste Cola hingestellt, weil „Ling Ling“ niemals Alkohol getrunken habe, schilderte die Journalistin die Stimmung vor Ort.

Tage später, am Dienstag nach dem Tod des 28-Jährigen, versammelten sich Hunderte Freunde und Bekannte. Musik aus einem Auto. Motorengeheul von den Motorradfreunden des Opfers. Auch die Eltern von „Ling Ling“ sind da. Brennende Kerzen und Blumen. Luftballons, die in den Himmel steigen. Die Clubszene trauert.

Würzburger Messer-Dschihad 2021

Bereits 2021 gab es in der Stadt einen tödlichen Messer-Dschihad, der bundesweite Aufmerksamkeit erreichte. Ein psychisch gestörter Mann aus Somalia tötete drei Frauen und verletzte fünf weitere Menschen schwer, darunter ein 16-jähriger Jugendlicher und ein elfjähriges Mädchen. Eine Frau und drei Männer wurden zudem leicht verletzt. Der Täter schrie noch „Allahu Akbar“ vor Ort. Er kam in eine deutsche Psychiatrie.

Juni 2023: Mutiger Koch stoppt Syrer

Ein weiterer Messervorfall ereignete sich Ende Juni dieses Jahres in Würzburg, auch am Barbarossaplatz, wie schon 2021. Durch das beherzte Eingreifen des 62-jährigen Imbiss-Manns Van Long Hoang und der Polizei konnte Schlimmeres verhindert werden. „Aber ich konn­te doch nicht zusehen, dass noch mal so etwas passiert wie vor zwei Jahren“, erklärte der mutige Vietnamese. Der Messermann, ein 26-jähriger Deutsch-Syrer, wurde in eine Psychiatrie gesteckt.



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