Alle 100 Sekunden erkrankt in Deutschland ein Mensch an Demenz – Ein gesundes Herz ist der effektivste Schutz

Obwohl weltweit Millionen Menschen an Demenz leiden, sind die ursächlichen Gründe dafür unbekannt. Seit Jahren stehen Herz- und Gefäßerkrankungen im Verdacht, Demenzen zu begünstigen. Eine Forschergruppe aus dem Meno Clinic Center for Functional Medicine bestätigt nun, die Gesundheit des Herzens hängt mit dem Gehirns zusammen. Allerdings größtenteils nur bei Frauen - die Erklärung hierfür kommt von der Gendermedizin.
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Die Walnuss ist gut für Herz und Gehirn.Foto: istock
Von 2. August 2019

Dementielle Erkrankungen sind Erkrankungen des Gehirns, dessen Folgen der Verlust kognitiver Leistungsfähigkeit ist. Derzeit leben 1,7 Millionen Deutsche, 100.000 Österreicher und 151.000 Schweizer mit der Erkrankung. Die Zahl der Neuerkrankungen beträgt jährlich in Deutschland 300.000 und weltweit 7,7 Millionen. Da dies die Sterbefälle übersteigt, wächst die Zahl der Demenzkranken kontinuierlich an.

Ernüchternde Zukunftsprognose – Krankheitskosten werden 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der EU ausmachen

Um die Flut der Demenz umzukehren, müsste es den Medizinern und Wissenschaftlern gelingen, bestehende Paradigma zu überwinden und bei Präventionen und Therapien neue Erkenntnisse zu erlangen. Denn laut Voraus-Berechnungen würden bis zum Jahr 2050 rund 3 Millionen Menschen mit Demenz erkrankt sein.

Alzheimer´s Disease International erwartet bis 2060, dass 2,5 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) für Demenz ausgegeben wird. Im Vergleich hat der Staat 2018 4,1 Prozent des BIP in die Bildungspolitik investiert und für das Militär 8,8 Prozent ausgegeben.

Weltweit wird zuversichtlich in die Forschung investiert. Die Vereinigten Staaten stellen der Alzheimerforschung  ein Jahresbudget von mehreren Milliarden Dollar zu Verfügung. Vergleichsweise fördert das BMBF das Forschungsgebiet für Neurodegenerative Erkrankungen jährlich mit rund 78 Millionen Euro.

Pharmakologie – Hoffnung auf Heilung

Die Pharmaunternehmen kündigen seit Jahren eine pharmakologische Lösung gegen die drohende Krise an. In Wirklichkeit jedoch zeigen die getesteten Medikamente wenig Erfolg. Daher steht weiterhin bei der Behandlung die Lebensqualität der Betroffenen und deren Angehörigen im Vordergrund.

Allerdings meinen eine Reihe von Ärzte und Forscher nun, die pharmakologischen Misserfolge würden mit der Wirkungsbreite im Zielort zusammenhängen. Zugegebenermaßen seien Veränderungen im Gehirn vorhanden – so die Forscher – dies wäre schon ausreichend durch Obduktionen dargestellt worden. Doch würde das enge Verständnis, das Gehirn bei der Behandlung zu fokussieren, wichtige Warnhinweise übersehen lassen.

Gendermedizin –  Männer und Frauen sind anders krank

Mittlerweile gibt es Einigkeit unter den Wissenschaftlern, gewisse Erkrankungen würden sich bei Männer und Frauen unterschiedlich zeigen. Aber nicht nur die Krankheitssymptome unterscheiden sich, auch die Wirkungsweisen von Medikamenten zeigen Unterschiede auf. Dies bezieht sich nicht nur auf die geschlechterspezifischen Krankheiten wie Brustkrebs bei Frauen und Prostatkrebs bei Männern.

Die Arzneimittelforschung berücksichtigt inzwischen immer mehr den Unterschied. Doch eine Regelung wie in den USA gibt es in der EU nicht. Daher ergibt sich, dass weiterhin Präparate auf den Markt kommen, die nur an Männern getestet wurden.

Vertreter der Gender-Medizin meinen, durch die verschiedenartigen Hormone, die bei Mann und Frau dominieren, sowie den Unterschied von Körperfettanteil der Frau, würden Arzneistoffe mitunter langsamer aus der Leber transportiert werden. Die Nierenleistung würde ebenfalls geringer sein, sodass Tabletten bei Frauen um ein Drittel länger im Magen blieben. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern zeigt sich am auffallendsten bei einem Herzinfarkt.

Deshalb war die Kardiologie der Ausgangspunkt der Geschlechter-Medizin, das akutes Koronarsyndrom ist dafür beispielhaft. Männer zeigen häufiger den klassischen Herzinfarktschmerz, einen stechenden, vom Herz ausgehenden, in den Arm ausstrahlenden Schmerz. Bei der Frau sehen die Symptome öfter „unspezifischer“ aus: Schmerzen im Oberbauch, Unwohlsein, Müdigkeit.

 

Neue Ansätze in der Forschung: Bluthochdruck und Demenz Foto: iStock

Perspektivenwechsel – Blick auf das Herz

Dr. Rosebud O. Roberts von der Abteilung Epidemiologie der Mayo Clinic in Rochester (Minnesota, USA) erklärte schon 2013, kardiologische Krankheiten wären ein Risikofaktor für Demenzen, zumindest für Frauen.

Dr. Mark Menolascino, Leiter des Meno Clinic Center for Functional Medicine in Jackson Hole, Wyoming, ruft heute aktiv zum Perspektivenwechsel auf. Der Internist stammt aus einer Ärztefamilie. Doch dies hindert ihn nicht daran, viele Zugänge der modernen Medizin zu hinterfragen, und für sich als falsch zu deklarieren.

So bekräftigt dieser, mehr Aufklärungsarbeit an den Frauen durchzuführen. Diese würden seines Erachtens nach Symptome einer Herzerkrankung falsch deuten und somit erst viel zu spät den Arzt aufsuchen. Herzerkrankungen sind die häufigste Todesursache unter Frauen.

Das statistische Bundesamt Deutschland hat hierzu folgende Daten erhoben: 344 530 Menschen starben an einer Herz-/Kreislauferkrankung, davon waren 156 180 Männer und 188 350 Frauen.

Ein gesundes Herz ist der effektivste Schutz vor Demenz

Dr. Menolascino empfiehlt Hausärzten dringend, Frauen über diese Unterschiede in der Herzgesundheit aufzuklären. Denn dies würde sowohl die Sterberate verringern, wie auch die Wahrscheinlichkeit, an Demenz und Depression zu erkranken.

In einem Interview mit Epoch Times erklärt der Mediziner: Herz und Gehirn würden durch Entzündungen verbunden sein. Eine Herzkrankheit, welche zur Folge habe einen Herzinfarkt hervorzurufen, geht mit einem entzündlichen Prozess einher. Plaques wären die Folgen dieser Entzündungen. Die gleiche Art von Infekt sei dafür verantwortlich, dass die Gehirnzellen zerstört werden, wie bei Demenz.

Wir haben bei der Herzerkrankung für Frauen Fehler gemacht, und ich denke, bei der Alzheimer-Krankheit machen wir es für alle falsch. Bleibt zu hoffen, dass wir unser Handeln ebenso korrigieren wie beim Cholesterin. Früher war die Vermutung Cholesterin verursacht Herzerkrankung. Heute wissen wir, die Hälfte der Menschen mit normalem Cholesterin erleiden ebenfalls Herzinfarkte, hingegen habe die Hälfte der Menschen mit hohem Cholesterinspiegel noch nie einen Herzinfarkt gehabt.

Mehr zum Interview mit Dr. Menolascino lesen Sie hier:

Bluthochdruck – Risikofaktor bei Demenz

Prof. Götz Thomalla von der Universitätsklinik Hamburg bestätigt, Bluthochdruck schädigt Herz und Gehirn, zusätzlich wäre es ein Hauptrisikofaktor für Demenz. Die Forscher vom Max-Planck-Institut für Neurowissenschaft belegen, auch für junge Menschen ist ein geringer Bluthochdruck gefährlich.

Die vaskuläre Demenz wird durch das Schrumpfen des Hirnvolumens gekennzeichnet. Temporal- und Frontallappen sind bei dieser Form der Demenz vorrangig betroffen, die selben Hirnregionen schädigen Bluthochdruck. Prof. Arno Villinger, Studienautor, sieht in den Ergebnissen der Studie eine Dringlichkeit, um in Präventionsmaßnahmen zu investieren.

Ein gering erhöhter Blutdruck in jungen Jahren hinterlässt seine Spuren in Gehirnarealen, welche der vaskuläre Demenz ähnelt. Foto: iStock

Prophylaxe gegen Demenz

Risikofaktoren

  • Bluthochdruck
  • Alkohol
  • Rauchen und Diabetes
  • Übergewicht
  • unbehandelte Depressionen und sozialer Rückzug
  • mangelnde geistige Aktivität

 



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