Studie: Diese Gewohnheiten lassen uns schneller altern

Neuen Erkenntnissen zufolge hängt unser biologisches Alter nicht nur von genetischen Faktoren ab. Unsere Gewohnheiten spielen eine noch größere Rolle.
Epigenetik, epigenetische
Der Schlüssel zu Langlebigkeit und Wohlbefinden? Unsere „epigenetische Alterungsuhr“ könnte die Antwort liefern.Foto: iStock
Von 15. August 2023

Der Wunsch nach einem langen und gesunden Leben ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Während unsere Gene eine Rolle bei der Lebenserwartung und Gesundheit spielen, gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass epigenetische Faktoren einen noch größeren Einfluss haben. Das heißt, der Lebensstil und das persönliche Umfeld bestimmen, welche Gene an- und welche ausgeschaltet werden, was Einfluss auf die Gesundheit hat.

In diesem Zusammenhang berücksichtigen moderne diagnostische und therapeutische Methoden nicht nur das chronologische Alter – also das Alter gemäß dem Geburtsdatum – sondern auch das biologische. Dabei bezieht sich das biologische Alter auf die Geschwindigkeit, mit welcher der Körper altert, die durch viele Faktoren wie Gesundheit und Lebensstil beeinflusst wird. Mit diesen Werkzeugen könnte man die Geschwindigkeit der biologischen Uhr verlangsamen oder sogar in gewissem Maße umkehren.

Die „epigenetische Alterungsuhr“ ist ein wichtiges Instrument, um biologische Veränderungen im Körper über die Zeit hinweg zu messen. Sie ermöglicht, den Unterschied zwischen dem tatsächlichen Lebensalter und dem biologischen Zustand des Körpers zu erkennen, und gibt Aufschluss darüber, welche Faktoren das Altern wirklich beeinflussen.

Gesund Altern: Die Bedeutung der epigenetischen Alterungsuhr

Über das vergangene Jahrzehnt hinweg entwickelte die Forschung eine Vielzahl von Alterungsuhrmodellen. Diese Modelle verwenden nahezu jede Art von biophysikalischen Daten, die sich im Laufe des Lebens verändern.

Epigenetische Uhren sind nicht auf einen Zelltyp beschränkt. Sie wurden basierend auf einer breiten Palette von Gewebe- und Zelltypen entwickelt, darunter Blut, Speichel und sogar spezifische Organe. Diese Uhren bieten eine einzigartige Perspektive auf das biologische Altern und können Erkenntnisse liefern, die über das bloße chronologische Alter hinausgehen. Mit anderen Worten, sie können zwischen dem tatsächlichen Lebensalter einer Person und dem Alter basierend auf den physiologischen Prozessen, die den Körper am Leben erhalten und gesund halten, unterscheiden. Diese Unterscheidung erklärt, warum manche Menschen jünger aussehen, als sie sind – und länger leben – als andere.

In einigen Fällen steht Forschungen zufolge die Diskrepanz zwischen biologischem und chronologischem Alter, auch bekannt als beschleunigte Alterung, mit verschiedenen gesundheitlichen Beschwerden und Krankheiten im Zusammenhang. Das betont die medizinische Relevanz der epigenetischen Uhren.

Um das biologische Alter eines Individuums zu schätzen, bedienen sich die Wissenschaftler biologischer Marker, die auf Veränderungen im Epigenom basieren. Das Epigenom umfasst chemische Modifikationen von DNA und zugehörigen Proteinen, welche die Genexpression beeinflussen können. Die meisten dieser Tests messen die DNA-Methylierung, ein Schlüsselindikator für das biologische Alter.

Die DNA-Methylierung ist ein Mechanismus, den die Zellen zur Steuerung der Genexpression nutzen. Sie ist eine Form der epigenetischen Modifikation und wird häufig als Basis für die Entwicklung dieser Uhren verwendet. Die Muster der DNA-Methylierung im gesamten Genom variieren mit dem Alter eines Individuums. Die epigenetischen Uhren nutzen diese Muster, um das biologische Alter vorherzusagen, das nicht immer mit dem chronologischen Alter übereinstimmt.

Epigenetische Alterungsfaktoren

Ein kürzlich in der Zeitschrift „Ageing Research Reviews“ veröffentlichter Artikel untersuchte die neuesten technischen Entwicklungen im Zusammenhang mit dem sogenannten „epigenetischen Alterungsprozess“. Hierbei analysierten die Forscher, wie bestimmte Muster in der DNA-Methylierung (eine bestimmte Art Veränderung der DNA, die vom Körper selbstständig gemacht wird) genutzt werden können, um vorherzusagen, wie schnell oder langsam jemand biologisch altert.

Einige der wichtigsten Ergebnisse des Reviews sind:

  • Alkohol: Übermäßiger Alkoholkonsum erhöht das epigenetische Alter bei jungen Erwachsenen um 1,38 Jahre.
  • Rauchen: Es lässt unsere Atmungsorgane vier bis fünf Jahre schneller altern.
  • Kalorieneinschränkung: Eine Reduzierung der Kalorienzufuhr um 25 Prozent über einen Zeitraum von zwei Jahren kann das Tempo der Alterung um zwei bis drei Prozent verlangsamen.
  • Mediterrane Ernährung: Nach einem Jahr einer speziell auf Senioren zugeschnittenen Diät konnten die Teilnehmer ihr epigenetisches Alter um 0,58 Jahre reduzieren. Denn eine gesunde Ernährung senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Tod.
  • Curcumin: Diese Hauptsubstanz im Gewürz Kurkuma konnte das Tumorwachstum durch Hemmung der Telomeraseaktivität (die Telomerase ist ein mit der Alterung verbundenes Enzym) verringern.
  • Fettleibigkeit: Eine Erhöhung des BMI um 10 Einheiten erhöhte das epigenetische Alter um ein bis drei Jahre.
  • Psychischer Stress: Er verringert die Aktivität der Telomerase. Das wiederum erhöht die Geschwindigkeit, mit der man altert.
  • Meditation: Sie verlangsamt das Alterungstempo in allen Altersgruppen. Dabei senkt jedes Jahr der Praxis das epigenetische Alter bei langjährigen Meditierenden, die älter als 52 Jahre sind, um 0,24 Jahre.

Sechs Gewohnheiten, die jung halten

Im Folgenden sind einige praxisorientierte Strategien, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Sie können helfen, den biologischen Alterungsprozess zu verlangsamen und womöglich auf die epigenetischen Uhren einzuwirken.

  1. Regelmäßige körperliche Aktivität
    Regelmäßige sportliche Betätigung hat nachweislich zahlreiche gesundheitliche Vorteile, einschließlich einer Verlangsamung des Alterungsprozesses. Moderater Sport kann positive Veränderungen auf die DNA-Muster hervorrufen und somit möglicherweise die „epigenetischen Uhren“ beeinflussen. Das heißt, es kann Einfluss darauf haben, wie unsere Gene aktiviert oder deaktiviert werden, was unsere Gesundheit und Alterung beeinflusst. Deshalb ist es empfehlenswert, ausgewogen zu trainieren und Ausdauer-, Kraft- und Dehnübungen zu kombinieren.
  2. Gesunde Ernährung
    Eine ausgewogene Ernährung, reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten kann zur allgemeinen Gesundheit beitragen und möglicherweise die epigenetische Alterungsbeschleunigung bremsen. Einige Nahrungskomponenten wie Resveratrol (in roten Trauben und Beeren enthalten) und Curcumin (in Kurkuma enthalten) zeigten vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich der Beeinflussung der DNA-Methylierungsmuster.
  3. Stressmanagement
    Chronischer Stress kann den Alterungsprozess beschleunigen und die epigenetischen Mechanismen beeinflussen. Daher ist es ratsam, Techniken zur Stressbewältigung wie Achtsamkeitsmeditation, Yoga, Atemübungen oder entspannende Hobbys in den Alltag zu integrieren.
  4. Ausreichend Schlaf
    Schlechte Schlafqualität und zu wenig Schlaf stehen mit einer beschleunigten Alterung in Verbindung. Deshalb ist es empfehlenswert, sieben bis acht erholsame Stunden pro Nacht zu schlafen und eine regelmäßige Schlafroutine zu etablieren.
  5. Vermeidung von schädlichen Substanzen
    Bestimmte schädliche Lebensstilfaktoren wie Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum und die Exposition gegenüber Umweltgiften können den Alterungsprozess beschleunigen und potenziell die epigenetischen Uhren beeinflussen. Diese schädlichen Einflüsse sollten gemieden werden.
  6. Pflege sozialer Beziehungen
    Starke soziale Bindungen und ein Gefühl der Zugehörigkeit stehen mit einer besseren Gesundheit und einem längeren Leben in Verbindung. Daher ist es wichtig, bedeutsame Beziehungen zu pflegen und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen, die Freude bereiten und einem das Gefühl der Erfüllung geben.

Diese Strategien wirken sich positiv auf die allgemeine Gesundheit aus und können den Alterungsprozess verlangsamen. Da die Erforschung epigenetischer Uhren jedoch erst am Anfang steht, ist noch nicht vollständig geklärt, wie stark sie von Lebensstilfaktoren beeinflusst werden. Daher ist es stets sinnvoll, sich von Gesundheitsfachleuten individuell beraten zu lassen, wie man einen gesunden Lebensstil aufrechterhält und würdevoll altert.

Über die Autorin

Irina Antonova ist Genetikerin und Biotechnologin. Im Laufe ihrer Karriere forschte sie sowohl im akademischen als auch im industriellen Rahmen. Ferner war sie als Dozentin an verschiedenen Universitäten tätig.

Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „Aging Clocks May Unravel the Secrets of Longevity“ (Deutsche Bearbeitung kr)



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