Kassenbon-Protest bei der Apotheke: „Karl Lauterbach als Minister untragbar“
Ein Auftritt von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bei der „Bild“ brachte angesichts der Diskussionen um bestehende Medikamentenengpässe bei Marina-Luisa Janssen das Fass zum Überlaufen, wie sie auf Facebook berichtet. Die Apothekerin aus Bad Lauterberg wirft dem Minister vor, dass er „munter alternative Fakten ersinnt, dass sich die Balken biegen“.
Während der Minister seine ganz eigene Sicht zur Lage im Gesundheitswesen zum Besten gebe, werde die Apotheke ihre Position ab sofort auf jedem Kassenbon kundtun. Darauf heißt es: „Im Übrigen sind wir der Meinung, dass Karl Lauterbach als Minister untragbar ist.“
Mit ihrer Kritik steht Janssen nicht allein da. Schon seit Monaten regt sich der Widerstand gegen den vom Bundesgesundheitsminister eingeschlagenen Weg.
Bis zu 1.400 Medikamente fehlen in Apotheke
Bereits in den vergangenen Jahren sorgten Medikamentenengpässe immer wieder für Schlagzeilen. Das neue Gesetz gegen Lieferprobleme bei Arzneimitteln, das unter anderem vorsieht, die Produktion von Asien wieder mehr nach Europa zu verlagern, brachte bislang keine spürbaren Änderungen. Erneut warnen Ärzte und Apotheker vor Problemen und äußern sogar: „Es ist schlimmer als letztes Jahr.“
Wie die „Bild“ berichtet, haben über 200 Apotheker ihre Medikamenten-Mangel-Listen an die Zeitung geschickt. Sie beklagen zwischen 300 bis über 1.400 fehlende Medikamente, darunter Antibiotika, Kinder-Antibiotikasäfte, Hustenblocker, Herzmedikamente, Blutdruck- und Cholesterinsenker, Diabetes-Medikamente, Insulin, Asthma-Spray, Augentropfen und Magentabletten, um nur einige zu nennen.
Cordula Eichhorn von der Rathaus-Apotheke im hessischen Eppstein-Bremthal erklärte angesichts der aktuellen Gesundheitspolitik: „Aus Wut habe ich an Bundeskanzler Olaf Scholz geschrieben und um Amtsenthebung von Karl Lauterbach gebeten.“
Marc Schmidt von den St. Georg Gesundheitsdiensten in Bruchsal in Baden-Württemberg äußerte: „Unsere Tiere sind besser versorgt als unsere Kinder – Tierärzte haben ausreichend Antibiotika.“ Als Großhändler wisse er, wovon er spricht.
Lauterbach lässt diesen Vorwurf so nicht auf sich sitzen. „Diese Aussage ist grob falsch“, so der Minister gegenüber „Bild“. „Wir geben für Arzneimittel 48 Milliarden Euro pro Jahr aus, für Tiere 900 Millionen.“
Neues Gesetz ist „wirkungslos“
Im „ARD-Morgenmagazin“ am 14. September kritisierte Thomas Preis vom Apothekerverband Nordrhein das neue Gesetz gegen Lieferengpässe. Dieses sei „nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein“, erklärte er. Schon von Anfang an hätten Apotheker, Verbände und Pharmaindustrie das Gesetz als „wirkungslos“ bemängelt. Jetzt bekomme man die Quittung.
Der Minister stellt fest, dass die Versorgung im kommenden Winter an einem seidenen Faden hängt“, so Preis.
Dem kann Lauterbach so jedoch nicht zustimmen. Er konterte: „Die Apotheker kämpfen derzeit für eine Honorarerhöhung. […] Aber man darf diese Dinge nicht vermengen. Man darf nicht den Kampf für eine bessere Bezahlung führen, indem man Mütter und Kinder verunsichert.“ Das halte der Minister für keinen guten Weg – zumal es sich bei Apothekern um Leute handele, „die im Vergleich zum Bürger gut bezahlt“ würden.
Medikamentenhersteller arbeiten auf Hochtouren
Nach Aussage des Ministers sei man außerdem bereits dabei, zur Sicherung der Medikamentenversorgung Arzneimittel im Ausland einzukaufen. Als Beispiel erwähnte er einen Medikamentenhersteller, der die Produktion von Fiebersaft erhöht hat. Dort würde im Drei-Schicht-System 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche gearbeitet – nur für Deutschland.
„Eine [Medikamenten-]Krise wird es nicht geben“, erklärt Lauterbach, wobei er gleichzeitig auf einen weltweiten Mangel an Penicillin hinweist. Dieses Medikament würde aber nur für ganz bestimmte Infektionen benötigt. Zudem würde ohnehin zu viele Antibiotika eingesetzt werden. Alles in allem blickt Lauterbach trotz Warnungen zuversichtlich auf die Medikamentenversorgung in der kommenden Herbst-Winter-Saison. „Wir werden deutlich besser dastehen.“
Wenn es nicht zu Hamsterkäufen komme, alle „besonnen“ blieben und die Medikamente nur bei den Kindern eingesetzt würden, die diese benötigten, würde die Situation deutlich besser als im vergangenen Jahr.
Lauterbach muss „Farbe bekennen“
Ob Lauterbach diese Position auch auf der Hauptversammlung der deutschen Apotheker in Düsseldorf vertreten wird, bleibt abzuwarten. Am 27. September – dem „Tag der Antworten“ – muss er „Farbe gegenüber der Apothekerschaft bekennen“, so die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA).
Laut ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ist die wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Patienten über die Apotheken vor Ort „in Gefahr – immer mehr Apotheken schließen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks“. Die Apothekenzahl befinde sich „auf einem historischen Tiefstand“.
„Wir erwarten von der Bundesregierung, dass sie ihrer Verantwortung für die sichere Gesundheits-Versorgung der Menschen in diesem Land gerecht wird und gemäß ihrem Koalitionsvertrag die Apotheken vor Ort stabilisiert“, so Overwiening. Bislang sei leider das Gegenteil der Fall: „Durch eine Honorar-Kürzung hat die Ampel-Koalition die wirtschaftliche Krise der rund 17.800 Apotheken noch verstärkt und die Zukunft der rund 160.000 Apotheken-Beschäftigten auf unsichere Beine gestellt.“
In einer Liveschaltung werde der Minister zum Auftakt der Tagung den Apothekern Rede und Antwort stehen. Im Vorfeld wurde ihm sechs Fragen zugeschickt, in denen es um Apothekerhonorare, Arzneimittelpreise, Patientenversorgung und Digitalisierung geht. „Wir Apotheken liefern jeden Tag und machen oft Unmögliches möglich“, so ABDA. Nun sei Lauterbach am Zug. Dabei müsse er nur „Mögliches möglich machen“ und einfach nur antworten.
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