Londoner Studie zweifelt an Masken-Wirksamkeit: „Bestenfalls bescheiden“

Eine aktuelle Studie über das Corona-Infektionsgeschehen in einem Londoner Krankenhaus stellt zumindest die Tragepflicht für OP-Masken während der Omikron-Phase infrage: Stationen mit und ohne Maskenpflicht wiesen keine signifikanten Unterschiede auf.
Auch nach dem Wegfall der OP-Maskenpflicht in bestimmten Abteilungen des Londoner St. George's Hospital ab dem 2. Juni 2022 gab es keine signifikanten Unterschiede im Infektionsgeschehen bezüglich SARS-Cov-2.
Auch nach dem Wegfall der OP-Maskenpflicht in bestimmten Abteilungen des Londoner St. George's Hospital ab dem 2. Juni 2022 gab es keine signifikanten Unterschiede im Infektionsgeschehen bezüglich SARS-Cov-2.Foto: Screenshot/ECCMID 2023, abstract 5979
Von 13. April 2023

Unter dem Einfluss der Omikron-Variante des SARS-CoV-2-Virus boten OP-Masken im Krankenhaus bestenfalls einen „bescheidenen“ Nutzen. Das geht aus einer aktuellen britischen Untersuchung der Infektionskontrolldaten hervor, die zwischen dem 4. Dezember 2021 und dem 10. September 2022 erhoben worden waren.

In diesem Zeitraum habe durchgehend die Omikron-Variante das Infektionsgeschehen in Großbritannien dominiert, wie das englischsprachige Fachportal „Medscape“ berichtet.

Die Forscher um den Studienleiter und Mikrobiologen Dr. Aodhan Breathnach und die Autoren Dr. Ben Patterson und Dr. Rohan Mehra vom St. George’s Hospital in London hatten den Zeitraum ihrer Untersuchung in zwei Abschnitte aufgeteilt: Die sechs Monate vom 4. Dezember 2021 bis zum 1. Juni 2022 und die darauffolgenden gut drei Monate bis zum 10. September 2022.

Vor und nach der Maskenpflicht

Der 2. Juni 2022 markierte in Großbritannien den Zeitpunkt, an dem für Besucher und das Klinikpersonal keine OP-Schutzmasken mehr vorgeschrieben waren. Der 10. Dezember 2022 sei der Tag gewesen, an dem „das universelle COVID-19-Screening durch PCR bei der Aufnahme eingestellt wurde“. Im Klartext: Seitdem muss sich in Großbritannien kein Patient mehr einem PCR-Test unterziehen.

Außerdem, so „Medscape“, habe das Team Breathnach, Patterson & Mehra zwischen Klinikstationen differenziert, in denen OP-Masken tatsächlich abgeschafft worden seien, und solchen Abteilungen, in denen weiter daran festgehalten wurde. Bei Letzteren habe es sich um die „Hochrisikostationen“ des St. George’s Hospitals gehandelt. Gemessen wurde überall die SARS-CoV-2-Infektionsrate bei Patienten vor und nach der Aufnahme.

Die Grafik zeigt den nahezu parallelen Verlauf von SARS-Cov-2-Testergebnissen bei der Patientenaufnahme (rote Linie) und während des Aufenthalts im Londoner St. George's Hospital vom 10. Dezember 2021 bis zum 10. September 2022. Im Krankenhaus wurden weniger Fälle gemessen - unabhängig von einer OP-Maskentragepflicht, die am 10. Juni 2022 in manchen Abteilungen abgeschafft worden war.

Die Grafik zeigt den nahezu parallelen Verlauf von SARS-CoV-2-Testergebnissen bei der Patientenaufnahme (rote Linie) und während des Aufenthalts im Londoner St. George’s Hospital (grüne Linie) vom 10. Dezember 2021 bis zum 10. September 2022. Im Krankenhaus wurden weniger Fälle gemessen – unabhängig von einer OP-Maskentragepflicht, die am 2. Juni 2022 in manchen Abteilungen abgeschafft worden war. Foto: Screenshot/ECCMID 2023, abstract 5979

„Kein erkennbarer Unterschied“

Das Forscherteam habe „keinen erkennbaren Unterschied zur Reduzierung der im Krankenhaus erworbenen SARS-CoV-2-Infektionen“ zwischen der Studien- und der Kontrollgruppe feststellen können.

Der Hauptautor der Studie, Dr. Ben Patterson, kommentierte das Ergebnis mit den Worten:

Das bedeutet nicht, dass Masken gegen Omikron wertlos sind. Aber ihr isolierter realer Nutzen scheint im Gesundheitswesen bestenfalls bescheiden zu sein.“

Woher Patterson trotz des klaren Studienergebnisses die Annahme nimmt, dass Masken gegen Omikron nicht unbedingt wertlos seien, darüber schweigt sich der „Medscape“-Artikel aus. Sein Forscherteam habe lediglich eingeräumt, dass es sich nur um eine „Beobachtungsstudie“ gehandelt habe, die per se keine Rückschlüsse auf die Kausalität zulasse. Außerdem sei nicht berücksichtigt worden, inwieweit sich das Klinikpersonal an die Maskenrichtlinien gehalten habe, und auch die Infektionsraten des Personals seien kein Untersuchungsgegenstand gewesen.

Nutzen-Risiko-Verhältnis: Je später die C-Variante, desto fragwürdiger

Die Autoren hielten das Maskentragen „zu Beginn der Pandemie“ wegen des relativ geringen technischen und finanziellen Aufwands für „angemessen“, auch wenn der Nutzen nicht nachgewiesen sei. „Mit einer Verringerung der Schwere der COVID-19-Erkrankung, in späteren Varianten“ werde „das Nutzen-Risiko-Verhältnis“ allerdings „fragwürdiger“, heißt es gleich zu Beginn des Textes.

Nach Angaben von „Medscape“ soll die Studie mit dem Titel „Unmasking the mask: A time-series analysis of nosocomial COVID-19 rates before and after removal“ (PDF) zwischen dem 15. und 18. April auf dem Europäischen Kongress für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ECCMID 2023) als „Abstract“ vorgestellt werden.



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