Wärmende Gewürze und Kräuter: Medizin für den Winter

Zimt, Nelken und Muskatnuss trotzen der Winterkälte. Seit alten Zeiten werden wärmende Gewürze als Heilmittel eingesetzt, um den Körper von innen zu heizen.
Zimt, Sternanis und Co.: warme Gewürze für die kalte Jahreszeit
Zimt und Sternanis sind einige der warmen Gewürze für die kalte Jahreszeit.Foto: iStock
Von 27. Dezember 2022

Das Wissen um die thermischen Eigenschaften von Lebensmitteln, das heißt, ob sie wärmend oder kühlend auf unseren Organismus wirken, stammt aus den alten griechischen und chinesischen Heiltraditionen und zählte zu den Grundlagen einer guten Medizin. Da klinische Studien damals nicht vorhanden waren, nutzten die alten Kräuterkundigen ihren Geschmackssinn, um die medizinischen Eigenschaften von Pflanzen zu bestimmen. Kräuter mit saurem und bitterem Geschmack wurden als kalt eingestuft, während süße und würzige Aromen für Wärme standen.

Die Wirkung von heiß und kalt spiegelt das Zusammenspiel von Yin und Yang wider, wobei heiße Kräuter zur Behandlung von Erkältungskrankheiten, innerer Kälte und Antriebslosigkeit verwendet werden und umgekehrt. Das Bestreben, ein Temperaturgleichgewicht herzustellen, findet sich in allen Traditionen der Kräutermedizin. Ein in seiner Wirkung kaltes Gewürz kann mit einem heißen kombiniert werden, um eine angemessene Reaktion auf eine Krankheit zu erzielen und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Dies könnte auch die saisonale Anwendung der wärmenden Gewürze im traditionellen Lebkuchengewürz oder dem beliebten Kürbisgewürz erklären. So wie uns Gurken oder Melonen an einem heißen Sommertag nach dem Verzehr kühlen und erfrischen, empfinden wir nach dem Genuss von wärmenden und heißen Gewürzen wie Ingwer und Piment wohltuende Wärme von innen. Sie regen die Durchblutung an und können uns sogar zum Schwitzen bringen. Wenn der Wind kalt weht und Körper und Geist träge werden, schüren warme Kräuter und Gewürze unser inneres Feuer.

Einige Kräuter gelten als so heiß, dass sie nur unter extremen Umständen verwendet werden sollten. Die heißeste Pflanze in der chinesischen Kräuterkunde, der Eisenhut, ist zum Beispiel jenen vorbehalten, die von einer schweren Erkältung geplagt werden. Eisenhut wird in Notsituationen verschrieben, in denen das Yang geschwächt ist und der Patient ein schwaches oder geschädigtes Herz, Erbrechen und kalte Gliedmaßen aufgrund einer schlechten Durchblutung hat. Ansonsten gilt er als Gift.

Viele andere wärmende Gewürze und Kräuter eignen sich für den täglichen Gebrauch und verwischen die Grenze zwischen Nahrung und Medizin. Diejenigen, die die Verdauung fördern, haben oft einen angenehmen Geschmack und schlummern wahrscheinlich in Ihrem Küchenschrank.

Muskatnuss

Eines der am meisten geschätzten, wärmenden Gewürze ist die Muskatnuss. Schon in kleinen Mengen bringt sie ein unverwechselbares Aroma in viele Speisen wie etwa in Kartoffelgerichte, Gemüse oder Fleischgerichte, aber auch in süßen Kuchen und Keksen.

Laut Maude Grieve’s Modern Herbal von 1931 fördert die Muskatnuss die Verdauung bei Menschen mit schwachem Magen, „kann aber bei übermäßigem Gebrauch zur Übererregung führen“. In großen Mengen (ein Esslöffel oder mehr) kann Muskatnuss ein lang anhaltendes und allgemein unangenehmes Delirium mit Müdigkeit, Erbrechen und vagen Halluzinationen auslösen.

Die Muskatnuss wird seit dem Altertum in der Ernährung und in der Medizin verwendet. Trotz des Namens ist die Muskatnuss keine Nuss und verursacht daher keine Probleme bei Nussallergikern. Muskatnuss hilft nicht nur bei Verdauungsstörungen, sondern wird auch zur Linderung von Depressionen, zur Förderung eines gesunden Schlafs und bei schlechtem Atem verwendet.

Zimt, Sternanis und Co.: warme Gewürze für die kalte Jahreszeit

Muskatnuss. Foto: iStock

Im Mittelalter wurde die Muskatnuss zu einem großen Geschäft, als mächtige Nationen um das Muskatmonopol wetteiferten. Die Muskatnuss stammt von einem immergrünen Baum, der auf den tropischen Inseln Indonesiens heimisch ist. Die Herrschaft über diese Inseln ging von den Arabern auf die Portugiesen, die Niederländer, die Briten und wieder auf die Niederländer über. Sie wandten verschiedene Methoden an, um ihre Exklusivität zu wahren und den Marktwert in die Höhe zu treiben.

Der verführerische Duft der Muskatnuss entsteht durch die hohe Konzentration an ätherischen Ölen, die sich schnell verflüchtigen, sobald sie freigesetzt werden. Aus diesem Grund ist das frisch geriebene Gewürz geschmacklich und medizinisch besser als abgepacktes Pulver.

Zimt

Zimt ist ein Synonym für süße Leckereien, wie Zimtsterne und Zimtschnecken, wird aber auch seit Tausenden von Jahren zur Behandlung von Schmerzen und Verdauungsbeschwerden eingesetzt.

Wie Muskatnuss stammt auch Zimt von einem immergrünen, in Südostasien beheimateten Baum. Zimt wird von den Rinden des Zimtbaumes gewonnen. Die Rinde wird abgeschält und anschließend getrocknet, hierbei wird nur die dünne Innenschicht zwischen Borke und Mittelrinde verwendet. Dabei rollen sich die typischen Zimtstangen-Rollen zusammen.

Der Ceylon-Zimt aus Sri Lanka ist eine süßere und teurere Variante, während die Cassia-Rinde schärfer ist und als minderwertiger Ersatz gilt. Cassia Zimt ist die Sorte, die von den alten chinesischen Ärzten in vielen klassischen Rezepturen verwendet wurde. Die chinesische Medizin gebraucht sowohl die jungen Zimtzweige (gui zhi) als auch die innere Rinde (rou gui), um die Durchblutung zu verbessern, Darm- und Gebärmutterkrämpfe sowie Rücken- und Gelenkschmerzen zu behandeln und Husten zu beruhigen.

Zimtstangen und -pulver. Foto: iStock

Zimt wirkt antibakteriell und antimykotisch und wird häufig zur Behandlung von Infektionen der oberen Atemwege eingesetzt. Sein würzig-süßer Duft stammt von den enthaltenen ätherischen Ölen.

Die moderne Forschung unterstützt die uralte Verwendung von Zimt als Schmerzmittel. Studien haben gezeigt, dass Zimt dazu beitragen kann, den Blutzucker auszugleichen und die Insulinresistenz zu verringern. Vorläufige Erkenntnisse deuten darauf hin, dass der tägliche Verzehr von einem Teelöffel Zimt – oder mehr – das schlechte Cholesterin und die Triglyceride senken kann.

Ingwer

Die Knolle der Ingwerpflanze ist als Heil- und Würzmittel sehr beliebt. Sie wird erfolgreich bei Übelkeit eingesetzt, kurbelt den Kreislauf an und kann Menstruationsbeschwerden lindern. Obwohl viele der bekannten wärmenden Kräuter relativ sicher in der Anwendung sind, gibt es Zeiten, in denen sie vermieden werden sollten. So kann zum Beispiel die abschwellende Wirkung von Ingwer auch eine Fehlgeburt auslösen, wenn er in großen Mengen im Frühstadium einer Schwangerschaft eingenommen wird.

Wie Zimt, der in der Schwangerschaft ebenfalls mit Vorsicht zu genießen ist, hilft Ingwer bei Infektionen der oberen Atemwege, die bei kaltem Wetter auftreten. Chinesische Kräuterkundige verwenden frischen Ingwer gegen Husten und verstopfte Nasennebenhöhlen und wählen getrockneten Ingwer für Verdauungsbeschwerden.

Eine Tasse Ingwertee, zur richtigen Zeit angewendet, kann Erkältungserreger vertreiben. Foto: iStock

Ingwer hat alles Scharfe und nichts Süßes, was man mit vielen warmen Kräutern assoziiert. Sein Geschmack harmoniert jedoch sowohl zu süßen als auch zu herzhaften Gerichten. Ingwer verleiht Speisen nicht nur einen wohlriechenden und scharfen Kick, sondern regt auch die Verdauung an.

Für die meisten Anwendungen wird die Ingwerknolle geschält, aber auch die Schale kann laut einigen Kräuterexperten verwendet werden, um die Harnausscheidung zu fördern und Ödeme zu lösen.

Gewürznelke

Ein weiteres aromatisches Gewürz aus einem anderen südostasiatischen immergrünen Baum ist die Nelke. Die Gewürznelke regt wie andere wärmende Kräuter den Kreislauf und die Verdauung an. Wegen ihres betäubenden Nachgeschmacks wird sie in der Küche nur sparsam verwendet.

Das Wort „Nelke“ stammt von dem altrömischen Wort „clavus“, was „Nagel“ bedeutet und sich auf die Form der trockenen Blütenknospe bezieht. In Orangen gesteckt, sind sie oft eine beliebte Weihnachtsdekoration.

Zimt, Sternanis und Co.: warme Gewürze für die kalte Jahreszeit

Gewürznelken. Foto: iStock

Nelken können in den verschiedensten Gerichten wie Apfelkompott, Tee, Reis oder Eintöpfen mitgekocht werden. Sie machen die Speisen bekömmlicher. Ebenso wenig fehlen dürfen sie in süßen Kuchen und Keksen in der Weihnachtszeit.

Nelken enthalten große Mengen an Eugenol, ein ätherisches Öl, das betäubend wirkt. In der Medizin wird die Gewürznelke meist in Form eines Öls verwendet, das bei Schlaflosigkeit, Parasiten und Zahnschmerzen verabreicht wird. Ein paar Gewürznelken, nach einer Mahlzeit gegessen, können die Verdauung fördern und den Atem erfrischen.

Angelika

Angelika, auch als Engelwurz bezeichnet, ist im Gegensatz zu den meisten bekannten wärmenden Kräutern, die von tropischen Inseln stammen, im nördlichen Europa beheimatet. Wie der Name schon sagt, wird in erster Linie die Wurzel verwendet. Man findet sie normalerweise nicht als Zutat in Kuchen, obwohl sie ebenso ein süß-würziges Geschmacksprofil, begleitet von einer leichten Bitternote, aufweist. Angelika hat ein ausgeprägtes Aroma und war früher als Zutat für Süßigkeiten und Liköre sehr beliebt.

Engelwurz (Angelica archangelica). Foto: iStock

Der botanische Name Angelica archangelica verweist auf ihren Ruf als „Wurzel des Heiligen Geistes“. Die Pflanze gilt seit Langem als magischer Beschützer. Wie ihr chinesischer Cousin, der Dong quai (Angelica sinensis), wird Engelwurz gegen Schmerzen und Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Sie ist jedoch nicht annähernd so wirksam wie der Dong quai, wenn es darum geht, ein hormonelles Ungleichgewicht zu beheben.

Wie andere wärmende Kräuter wird Engelwurz auch zur Behandlung von Verdauungsproblemen und Infektionen der Atemwege eingesetzt. Außerdem wirkt sie krampflösend und entspannend auf den ganzen Körper und unterstützt das Empfinden von Vertrauen und Sicherheit. Engelwurz gilt als leicht toxisch und sollte nicht von Schwangeren und Stillenden eingenommen werden.

Sternanis

Eine weitere Verdauungshilfe stammt von einem asiatischen Immergrün, diesmal mit einem Lakritzgeschmack – der Sternanis. Dieser ist leicht an seinen acht-zackigen Samenkapseln zu erkennen. Er stammt aus China und wird seit Tausenden von Jahren in Lebensmitteln und in der Medizin verwendet. Ein ähnlich aussehender Sternanis aus Japan sollte gemieden werden, da er giftig ist.

Sternanis sollte auch nicht mit Anissamen – einem Verwandten des Fenchels – verwechselt werden. Anissamen werden ebenfalls zur Förderung der Verdauung verwendet, sind aber süßer als Sternanis, der sich eher für herzhafte Gerichte eignet.

Zimt, Sternanis und Co.: warme Gewürze für die kalte Jahreszeit

Sternanis. Foto: iStock

Der in der Schweiz ansässige Arzneimittelhersteller Roche verwendet zur Herstellung seines Grippemittels Tamiflu enorme Mengen an Sternanis. Im Jahr 2005 erlebte die Welt einen kurzen Mangel an Sternanis, weil die Tamiflu-Produktion als Reaktion auf SARS und die Vogelgrippe erhöht wurde.

Auch normaler Sternanis kann zur Behandlung von Erkältungen und Grippe eingesetzt werden. Die Arzneimittelhersteller setzen auf den hohen Gehalt an Shikimisäure, da diese die Virusvermehrung hemmt. Sternanis wirkt auch als Antibiotikum und Antimykotikum.

Wärmender Honig

In der traditionellen Kräutermedizin kann die Herstellung eines Heilmittels sehr einfach sein, wie zum Beispiel das Aufbrühen einer Tasse Tee. Viele der oben genannten Kräuter sind in den Gewürztees Indiens und Äthiopiens enthalten, die gerne zum Abschluss einer Mahlzeit gereicht werden. Neben heißem Wasser werden auch Alkohol (Tinktur), Essig und Honig zur Extraktion von pflanzlichen Arzneimitteln verwendet. Sie werden dadurch nicht nur haltbar gemacht, sondern entfalten auch ihre heilenden Eigenschaften.

Es gibt viele natürliche Wege um seine eigene Immunität zu stärken

Es gibt viele natürliche Wege, um seine eigene Immunität zu stärken. Foto: iStock

Zutaten für eine wärmende Gewürzpaste mit Honig:

  • 175 g Honig (am besten vom lokalen Imker)
  • 4 Esslöffel Zimtpulver
  • ½ Esslöffel Ingwerpulver
  • ½ Teelöffel frisch gemahlene Muskatnuss
  • ¼ bis ½ Teelöffel Cayennepfeffer (optional)
  • ½ Esslöffel Angelikawurzelpulver (optional)

Die Zutaten in einem kleinen Glas mit breiter Öffnung zu einer gleichmäßigen Paste verrühren.

Verwenden Sie die Paste wie normalen Honig: als Brotaufstrich, in Tee eingerührt oder im Frühstücksbrei aus Hafer oder Hirse. Dieser wärmende Gewürzhonig schmeckt an kalten Tagen besonders gut. Bereits mit einer kleinen Menge können Sie seine wohltuende Wirkung spüren.

Über den Autor:

Conan Milner ist Gesundheitsreporter für die Epoch Times. Er schloss sein Studium an der Wayne State University mit einem Bachelor of Fine Arts ab und ist Mitglied der American Herbalist Guild.



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