Wie kann man Menschen unterstützen, die an Depressionen leiden
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie jemanden kennen, der an einer Depression leidet, denn bereits vor einigen Jahren ergab eine Erhebung, dass 5,3 Millionen Erwachsene in Deutschland an einer behandlungsbedürftigen Depression leiden (Jacobi et al., 2016). „Depressionen sind schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankungen, die jeden mit einer entsprechenden Veranlagung treffen können“, erklärt Prof. Ulrich Hegerl, Psychiater und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. „Hochgerechnet zwei Millionen Betroffene berichten, dass sich ihre Depression während der Corona-Pandemie verschlechtert habe, da die medizinische Versorgungsqualität abgenommen habe und unterstützende Maßnahmen wie Selbsthilfe- oder Sportgruppen lange nicht stattgefunden hätten“, so Hegerl weiter.
Depression erkennen
Ein gelegentlicher „Blues“ ist etwas anderes als eine Depression. Jeder erlebt von Zeit zu Zeit Gefühle der Traurigkeit, aber eine Depression geht weit über das bloße Gefühl der Niedergeschlagenheit hinaus. Depressionen rauben einem Menschen die Energie, Hoffnung und Motivation und machen es manchmal schwer, den Tag zu überstehen. Depressionen können sich auf jeden Bereich des Lebens auswirken.
Unbehandelte Depressionen führen häufig zu anderen schwerwiegenden Gesundheitsproblemen sowie zu einem starken Anstieg von Selbstmordgedanken. In Deutschland versterben jeden Tag 25 Menschen durch Suizid und schätzungsweise 500 Personen begehen einen Suizidversuch (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2019). Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe kämen lebensmüde Gedanken im Rahmen von Lebenskrisen auch in der gesunden Bevölkerung vor. Suizide erfolgten hingegen fast immer vor dem Hintergrund einer nicht optimal behandelten psychischen Erkrankung, am häufigsten einer Depression:
„Die überwältigende Mehrheit der Suizide in Deutschland sind keine Freitode, sondern die tragische Folge schwerer psychischer Erkrankungen. So gehen Depressionen mit großem Leiden und tiefer Hoffnungslosigkeit einher. In der Depression werden bestehende Probleme vergrößert wahrgenommen, und es geht der Glaube verloren, dass sich dieser leidvolle Zustand je wieder bessern wird. In ihrer Verzweiflung sehen Menschen dann im Suizid den einzigen Weg, diesem unerträglichen Zustand zu entkommen“, erklärt Prof. Ulrich Hegerl.
Anzeichen von Depressionen
Laut dem amerikanischen National Institute of Mental Health gehören folgende Symptomen zu einer Depression:
- Anhaltend traurige, ängstliche oder „leere“ Stimmung
- Gefühle der Hoffnungslosigkeit und des Pessimismus
- Gefühle von Schuld, Wertlosigkeit und Hilflosigkeit
- Verlust von Interesse oder Freude an Hobbys und Aktivitäten
- Abnehmende Leistungsfähigkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit
- Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sich zu erinnern und Entscheidungen zu treffen
- Schlafschwierigkeiten, frühmorgendliches Aufwachen oder Verschlafen
- Appetit- und/oder Gewichtsveränderungen
- Gedanken an Tod oder Selbstmord oder Selbstmordversuche
- Unruhe, Reizbarkeit
Wer mit Depressionen zu kämpfen hat, kann einige dieser Symptome oder alle aufweisen. Bei vielen Menschen sind die Symptome schwerwiegend genug, um spürbare Probleme bei alltäglichen Aktivitäten wie Arbeit, Schule, sozialen Aktivitäten oder in Beziehungen zu verursachen.
Wie Sie helfen können
Manchmal möchten wir jemandem, der Probleme hat, wirklich helfen, aber wir fühlen uns selbst unbeholfen oder unzulänglich. Wir befürchten, dass unsere Worte banal oder oberflächlich klingen könnten, also sagen wir nichts. Aber einfach nur da zu sein – präsent, verfügbar, verlässlich – ist oft das größte Geschenk, das wir machen können. Anwesend zu sein, auch wenn man nichts sagt, ist ein starkes Zeichen dafür, dass man sich kümmert.
Die Heilung von Depressionen erfolgt fast immer durch die Unterstützung und Fürsorge anderer Menschen. Das Problem besteht darin, dass Menschen, die unter Depressionen leiden, dazu neigen, sich zu isolieren, anstatt Kontakte zu knüpfen.
Laut der American Psychological Association zeigen zahlreiche Studien, dass soziale Isolation den Betroffenen nicht nur der Hilfe anderer Menschen beraubt, sondern auch schwerwiegende körperliche und geistige Folgen hat – einschließlich eines erhöhten Risikos, an Angstzuständen und Depressionen zu erkranken. Umfangreiche Forschungsarbeiten über Depressionen bestätigen, dass soziale Isolation für jemanden, der in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung versinkt, der tödlichste Zustand überhaupt sein kann.
Dies weist jedoch auf ein offensichtliches und leicht verfügbares Mittel hin: soziale Kontakte. Soziale Unterstützung ist der Schlüssel zur Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit und sie ist eine Lösung, die so nahe liegt wie der nächste Nachbar, ein Kaffeetreff mit einem Freund oder die Büchergruppe in der Bibliothek. Gelegenheiten, mit anderen in Kontakt zu treten, gibt es viele.
Ermutigen Sie Ihren Angehörigen, klein anzufangen und sich einmal in der Woche mit jemandem zu treffen, der ihm Sicherheit gibt. Oder sprechen Sie eine Einladung zu einem zwanglosen Treffen bei Ihnen zu Hause aus. Fangen Sie irgendwo an und beobachten Sie, wie sich ein soziales Unterstützungssystem zu einer soliden Kraftquelle entwickelt.
Zuspruch
Wenn es an der Zeit ist, Ihre Unterstützung zum Ausdruck zu bringen, machen Sie sich keine Gedanken darüber, etwas Tiefgründiges oder Gefühlsbetontes zu sagen. Sprechen Sie einfach aus dem Herzen und versichern Sie der Person, dass Sie sich um sie kümmern: „Ich will nicht so tun, als wüsste ich genau, wie du dich fühlst, aber ich bin für dich da und du kannst auf mich zählen.“ Jeder Mensch auf der Welt braucht Ermutigung und diejenigen, die verletzt sind, brauchen sie umso mehr.
Unterstützung zum Ausdruck bringen
Einige der wirkungsvollsten Bekundungen von Fürsorge fallen unter die Rubrik „Taten sagen mehr als Worte“. Wenn Ihr geliebter Mensch leidet, bringen Sie ihm eine Mahlzeit vorbei, machen Sie Besorgungen, bringen Sie Blumen, lassen Sie das Auto waschen, organisieren Sie eine Reinigungskraft oder schicken Sie einen Gutschein für ein Lieblingsrestaurant. Eine kleine, greifbare Geste kann in schweren Zeiten eine große Wirkung haben.
Seien Sie ein Zuhörer, kein Ratgeber
Eine der wichtigsten Möglichkeiten, einen geliebten Menschen zu unterstützen, besteht darin, zuzuhören. Seien Sie ganz aufmerksam und ermutigen Sie die andere Person zum Reden. Wenn Ihr Gegenüber Ihnen von einem schwierigen Tag oder einem großen Rückschlag erzählt, bittet er oder sie Sie wahrscheinlich nicht um eine Problemlösung. Der- oder diejenige möchte vermutlich einfach nur sprechen, um seine Emotionen und Zweifel zu verarbeiten. Die meisten Menschen wünschen sich Verständnis, Mitgefühl und Einfühlungsvermögen – und nicht etwa Ratschläge.
Durch Ihre Akzeptanz, Bestätigung und Aufmerksamkeit können Sie der Person vermitteln, dass Sie für sie da sein werden, wenn sie jemanden zum Anlehnen braucht.
Fördern Sie Bewegung
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass regelmäßiger, mäßiger Sport die Anspannung senkt, die Stimmung hebt und stabilisiert, die Schlafqualität verbessert und das Selbstwertgefühl stärkt. Untersuchungen zeigen sogar, dass regelmäßiger Sport genauso wirksam sein kann wie Antidepressiva, wenn es darum geht, das Energieniveau zu erhöhen und das Gefühl der Müdigkeit zu verringern.
Professionelle Hilfe gegen Depressionen
Ihre Unterstützung kann für die Überwindung der Depression Ihres Angehörigen von entscheidender Bedeutung sein. In den meisten Fällen benötigt der Betroffene jedoch das spezielle Wissen einer ausgebildeten Fachkraft, um einen Behandlungsplan umzusetzen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf theepochtimes.com unter dem Titel „What You Can Do to Help a Loved One Struggling With Depression“ (deutsche Bearbeitung kr).
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 65, vom 08. Oktober 2022.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion