Eine frauenlose Gesellschaft: Chinas Ein-Kind-Politik und ihre Folgen

Mehr als 30 Jahre lang herrschte in China die Ein-Kind-Politik. Viele Mädchen wurden abgetrieben oder nach der Geburt getötet. Die Folgen sind verheerend.
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Viele Jungen in China werden als Erwachsene keine Frau finden können.Foto: STR/AFP via Getty Images
Von und 16. August 2022

China leidet unter einem Männerüberschuss. Im Land leben 30 Millionen mehr Männer als Frauen, was zu verschiedenen gesellschaftlichen Problemen führt. Die Ursache war die Ein-Kind-Politik, eine drakonische Regelung der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), die 1979 eingeführt wurde und bis 2015 bestand.

Ihr zufolge durfte jedes Paar nur ein Kind haben. Wer dagegen verstieß, musste mit Strafen rechnen, die von Geldstrafen bis zu Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen reichten.

Da männliche Nachkommen in China mehr wertgeschätzt werden als weibliche, wurden weibliche Föten oft abgetrieben. In China gilt die Vorstellung, dass Jungen die Familienlinie fortführen, während Mädchen mit der Heirat Teil der Familie ihres Mannes werden. Ein weibliches Einzelkind zu haben wurde daher als Ende der Sippe angesehen.

Ein-Kind-Politik

Wegen der Ein-Kind-Politik wurden nicht nur viele Mädchen abgetrieben, sondern auch viele Jungen entführt und an kinderlose Familien verkauft. Foto: China Photos/Getty Images

Außerdem führte die strikte Ein-Kind-Politik unter der KPC dazu, dass Ärzte chinesische Mädchen nach der Geburt töteten. Zudem gibt es Berichte über Babys, die erstickt oder ertränkt wurden. Auch hier handelte es sich meist um Mädchen.

Schließlich adoptierten westliche Familien viele chinesische Mädchen, damit Paare in China erneut versuchen konnten, einen Jungen zu zeugen. In den 1990er-Jahren gab es eine Flut von chinesischen Mädchen, die zur Adoption freigegeben wurden und in westliche Familien kamen, die sich Kinder wünschten, aber keine bekommen konnten.

Diese Kinder, die heute junge Erwachsene sind, brachten ihren Adoptivfamilien zwar große Freude, doch gleichzeitig macht es viele Menschen auch sehr traurig, dass so viele kleine Mädchen unerwünscht waren.

30 Millionen mehr Männer als Frauen

Diese frauenfeindlichen Praktiken führten im heutigen China zu einem Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Bei den Generationen, die während der Ein-Kind-Politik geboren wurden, kommen sechs Jungen auf fünf Mädchen. Wie die „Global Times“ im Jahr 2020 berichtete, gibt es heute in China 30 Millionen mehr Männer als Frauen.

Die Personen, die während der Ein-Kind-Politik geboren wurden, sind heute zwischen 7 und 42 Jahre alt. Sie sind in einem Alter, Eltern werden zu können und werden im kommenden Jahrzehnt wahrscheinlich Kinder bekommen. Jetzt haben wir also eine andere Art demografische Krise, die von der Politik der KPC verursachte wurde.

Während die Menschen, die unter der Ein-Kind-Politik geboren wurden, heranwachsen, geht die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter zurück. So sank im vergangenen Jahr die Zahl der Frauen im typischen gebärfähigen Alter, das heißt im Alter zwischen 21 und 35 Jahren, laut Ning Jizhe, dem Direktor des Nationalen Statistikamtes Chinas, um 3 Millionen.

Erschwerend kommt hinzu, dass Frauen in China, die sich ein Kind wünschen, laut einer im März 2022 veröffentlichten Studie in einem noch nie dagewesenen Ausmaß mit Fruchtbarkeitsproblemen zu kämpfen haben.

Die Situation wird sich in den kommenden Jahrzehnten noch verschärfen, wenn alle Kinder der Ein-Kind-Ära in das typische Alter kommen, um Eltern zu werden. Laut einer in „The Lancet“ veröffentlichten Studie wird sich die Bevölkerung Chinas, das nach wie vor das bevölkerungsreichste Land der Welt ist, bis zum Jahr 2100 wahrscheinlich halbieren.

Dies würde zu einer umgekehrten demografischen Pyramide führen, bei der eine sehr kleine Bevölkerungsgruppe im erwerbsfähigen Alter versucht, eine riesige Bevölkerungsgruppe von Rentnern zu versorgen. Das könnte wiederum eine wirtschaftliche Katastrophe verursachen, die auf der ganzen Welt zu spüren sein wird.

Im Januar 2021 erreichte die Geburtenrate in China einen historischen Tiefstand. Es wurden weniger Kinder geboren als noch zu Zeiten von Maos so genanntem „Großen Sprung nach vorn“ Anfang der 1960er-Jahre. Diese Kampagne löste eine Hungersnot aus, der viele Millionen Menschen zum Opfer fielen – die Geburtenrate brach damals vollkommen ein.

Ein Sinneswandel in der Ein-Kind-Politik

Da die Sorge vor einer demografischen Krise besteht – was die „BBC“ einen „überwältigenden weltweiten Einbruch der Geburtenzahlen“ nennt –, änderte die KPC ihre Haltung.

Die herrschende Klasse in China tut alles, was sie kann, um junge Familien dazu zu bringen, mehr Kinder zu bekommen, um die Bevölkerung zu vergrößern.

Im Jahr 2016 durften Paare nicht mehr nur ein Kind, sondern zwei Kinder haben. Im Jahr 2021 waren es kurzzeitig drei Kinder, bevor die Einschränkungen ganz wegfielen.

Die KPC will nun die Menschen dazu ermutigen, mehr Kinder zu bekommen. Deshalb suchen junge Männer, die eine Familie gründen möchten, nach Ehefrauen.

Keine Frauen mehr zu haben

Doch da das Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der chinesischen Bevölkerung fortbesteht, vergrößert die Ermutigung der KPC das Problem noch. Viele Männer aus den Jahrgängen der Ein-Kind-Politik finden keine Ehefrauen.

Sie bleiben jedoch noch bis nach ihrem 50. Lebensjahr auf dem Heiratsmarkt. Gleichzeitig erreichen Frauen biologisch das Alter, in dem sie vom Markt der potenziellen Mütter ausscheiden.

Das bedeutet, künftig könnten zehn statt sechs Männer jedes Alters auf fünf Frauen kommen. Damit würden sie die fruchtbaren Frauen im Verhältnis 2 zu 1 übertreffen.

Selbst wenn ein Paar eine Familie gründen und Kinder bekommen kann, veränderten 40 Jahre Ein-Kind-Politik die Erwartungen der Frauen und machten es zur Normalität, sehr wenige Kinder zu haben.

Hinzu kommt die Tatsache, dass wegen des wirtschaftlichen Drucks viele Frauen auf Kinder verzichten. Denn mehr Kinder kosten mehr. Doch die Regierung unternimmt nichts, um den wirtschaftlichen Druck zu verringern oder kostenlose Kinderbetreuung anzubieten.

Der Wettbewerb im Bildungswesen ist so groß, dass viele Familien alles, was sie sich leisten können, für Nachhilfe und andere Programme ausgeben, um ihren Kindern zum Erfolg zu verhelfen.

In China gibt es also eine große Anzahl Männern, die sich verzweifelt Kinder – oder auch nur eine Beziehung zu einer Frau – wünschen. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass ihre Wünsche je erfüllt werden können.

Die Frauenfeindlichkeit schadete auch ihnen. Diese Männer verbringen nun ihr Leben in Einsamkeit. Sie sind die Söhne der Ein-Kind-Politik.

Gekaufte Bräute

Wegen des Frauenmangels etablierte sich außerdem ein neues Geschäftsfeld: Der Kauf von Bräuten aus dem Ausland. Das führte zum Menschenhandel im großen Stil. Man täuscht die Frauen, indem man ihnen zunächst eine Arbeitsstelle verspricht. Sie werden dann jedoch für Tausende Dollar an Männer verkauft, die sie aufgrund ihres unsicheren Rechtsstatus kontrollieren können. 

Andere Frauen wollen wohlhabende Chinesen heiraten. Doch wenn diese Männer hohe Summen für sie bezahlen, behandeln sie diese oft wie ihr Eigentum.

Einige Männer sind so frustriert, dass sie auf Gewalt zurückgreifen, um Ehefrauen zu finden. Anfang dieses Jahres wurde ein Video von einer Frau veröffentlicht, die in einer Dorfhütte angekettet war. Das Video erregte die Aufmerksamkeit vieler Chinesen und erreichte schließlich mehr Aufrufe als die Olympischen Spiele. Die Frau in dem Video litt an einer Geisteskrankheit und hatte acht Kinder mit einigen der vielen Männer gezeugt, die sie vergewaltigt hatten.

Einige Männer in diesem Bauerndorf in der Provinz Jiangshu, die keine Ehefrauen finden konnten, kauften Frauen von Schmugglern. Das Video veranlasste Menschen in ganz China, hervorzutreten und über ihre eigenen weiblichen Angehörigen zu berichten, die verschwunden oder entführt worden waren.

Eine allmächtige Regierung verfolgt ihre eigenen Interessen

Absolute Macht korrumpiert und geht dann mit Tyrannei einher. In China verfügt die KPC über die absolute Macht. Sie zwang Frauen zu Abtreibungen, nahm den Menschen in Hongkong die Freiheit, verfolgt Falun-Gong-Praktizierende und misshandelt Millionen Uiguren in Umerziehungslagern in Xinjiang. 

Gräueltaten wie diese gehören nicht der Vergangenheit an. Ausbeutung, Zensur, Menschen zum Schweigen bringen und extreme Einschränkungen der Freiheit der Menschen gibt es bis heute.

 Über die Autoren:

Dr. Joe Wang war 2003 leitender Wissenschaftler für das SARS-Impfstoffprojekt des Pharmaunternehmens Sanofi Pasteur. Heute ist er Präsident des Fernsehsenders New Tang Dynasty TV (Kanada), einem Medienpartner der Epoch Times.

Jennifer Margulis, ist eine preisgekrönte Wissenschaftsjournalistin und Autorin von „Your Baby, Your Way: Taking Charge of Your Pregnancy, Childbirth, and Parenting Decisions for a Happier, Healthier Family“. Die Fulbright-Stipendiatin und Mutter von vier Kindern beteiligte sich an einer Kampagne zur Bekämpfung der Kindersterblichkeit in Westafrika. Außerdem setzte sie sich im französischen Fernsehen für ein Ende der Kindersklaverei in Pakistan ein. Für mehr Informationen besuchen Sie JenniferMargulis.net

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „No Abortion Debate in China: Institutionalized Misogyny Killed Millions of Baby Girls, Leaving 30 Million Men Wifeless“ (deutsche Bearbeitung von as)

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 57, vom 13. August 2022.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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