„Mensch ärgere dich nicht!“

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Auch wenn das Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ heißt, bleibt der Ärger oft nicht aus. Das muss nicht sein.Foto: iStock
Von 10. Juli 2023

Liebe Leserinnen,
liebe Leser,

sie ist endlich da, die Ferienzeit – also zumindest für manche Kinder. Während die Schüler in Nordrhein-Westfalen schon zwei Wochen unterrichtsfreie Zeit hinter sich haben, folgen nach und nach auch die anderen Bundesländer.

Einige Familie setzen auf den klassischen Strandurlaub, andere auf Naturabenteuer. Hier und da wird der Grill angezündet oder Holz aufgeschichtet, um in geselliger Runde am Abend ein Lagerfeuer zu entfachen. Fleißige Hände kneten Brotteig, mit dem Kinder später ihre geschnitzten Stöcke umwickeln, um ihn über dem Feuer knusprig braun backen zu lassen.

Sollte das Wetter nicht mitspielen, kann man sich natürlich auch in die vier Wände oder in die Gartenlaube zurückziehen. Früher waren Kartenspiele, Stadt-Name-Land oder „Mensch ärgere dich nicht“ in unserer Familie ein sehr beliebter Zeitvertreib. Zugegeben, manchmal wurde ich als Kind dermaßen wütend, wenn meine Männchen wieder und wieder rausgeschmissen wurden, sodass ich alle Figuren umwarf und mich weigerte, weiterzuspielen.

Später, als Mutter, fiel mir dieses Kindheitstrauma wieder ein. Nachdem auch ich zunächst in die „Mensch ärgere dich nicht“-Falle getappt war und meine Kinder mit dem Schicksal des Spiels konfrontiert hatte, fiel bei mir irgendwann der Groschen. Warum nicht den Spieß einfach umdrehen?

Gesagt, getan. Gemeinsam mit meinem Sohn änderte ich den Ansatz des Spiels. Wir nennen es „Mensch, nimm mich mit!“ Die Spielregeln sind fast dieselben. Das Ziel ist, alle Figuren in sein Häuschen zu bekommen, und mit einer Sechs zieht man raus oder darf noch einmal würfeln. Aber es gibt eine wesentliche Änderung: Es herrscht ein absolutes Rausschmissverbot!

Sobald ein Spieler mit der gewürfelten Augenzahl ein Feld erreicht, auf dem bereits eine Figur steht – entweder die eigene oder eine fremde –, stellt er sich daneben und darf zur Belohnung mit dieser Figur ein Feld weitergehen.

Später entwickelten wir folgende Variante: Alle Figuren, an denen man mit seiner gewürfelten Augenzahl vorbeigeht, nimmt man mit, bis der Zug endet. Würfelte man also eine hohe Zahl, kann es schnell passieren, dass man eine ganze „Meute“ im Schlepptau hat. Übrigens: Auch wenn eine mitgenommene Figur vor ihrem Häuschen angekommen ist, zieht sie mit den anderen mit. Der Spieler hat dann aber die Möglichkeit, im nächsten Zug mit der gewürfelten Augenzahl zurückzugehen.

Mit diesem Ansatz entstanden verschiedene Motivationen. Auch andere Kinder, mit denen wir dieses Spiel spielten, entschieden sich plötzlich: „Ach, ich bring deine Figur erst nach Hause.“ Oder sie entwickelten spezielle Strategien, um andere gezielt zu fördern und zu unterstützen. Eines hat mir meine Erfahrung gezeigt: Bei diesem Spiel gibt es weder Verlierer noch Wutausbrüche – also ein wahres „Mensch ärgere dich nicht“.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Kindern und Enkeln eine erholsame Ferienzeit.

Ihre Susanne Ausic

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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