Stellen Sie sich vor, es ist Sommer und keiner regt sich auf
Liebe Leserinnen und Leser,
ich möchte nicht in der Haut des Wetters stecken. Sie haben richtig gelesen, nicht des Wetterdienstes – der kann auch nur sagen, was die Modelle berechnen –, sondern des Wetters. Zu kalt, zu warm, zu nass, zu trocken, irgendjemand ist immer unzufrieden.
Diesbezüglich erinnere ich mich an den vergangenen Winter und eine Begegnung in einer links-grün-geführten Stadt: Es fiel Schnee. Das ist zwar zu jener Jahreszeit nicht ungewöhnlich, missfiel aber offenbar den Anwesenden. Nach einem Blick aus dem Fenster sagte eine Bekannte dazu: „Alle reden vom Klimawandel und wenn es dann mal schneit, ist es auch wieder verkehrt.“ Da war es, das böse Wort mit K. Wie schnell sich manche Gemüter erhitzten, hätte jeden Porsche erblassen lassen.
Jetzt ist es also so weit. Nachdem der April zu kalt und der Mai zu nass gewesen waren, hat der Sommer Einzug gehalten. Die Temperaturen steigen, und wieder regt sich Unmut in einigen Köpfen.
Dabei ist es noch gar nicht allzu lange her, dass ein sympathischer Holländer fragte: „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ Das lässt vermuten, dass es mindestens im Vorjahr „so nass und so sibirisch“ war, dass man tiefgekühlt statt braun wurde. Auch was ein „richtiger Sommer“ ist, beschrieb Rudi Carrell vor fast 50 Jahren: Hitzefrei, Freibad im Mai, vierzig Grad im Schatten. Tagsüber saß man am Strand – „wer durfte“ nackig – und bis in die Nacht vor dem Haus.
Und dieses Jahr? Hitzefrei und Freibad könnten stimmen, aber 40 Grad im Schatten hatten wir noch nicht. Der Deutsche Wetterdienst maß am vergangenen Wochenende nördlich von Nürnberg immerhin 38,8 Grad Celsius. Das ist immer noch ein Grad unter dem Wert von 1892. Bezogen auf die Temperatur gab es in Deutschland seither nur drei „richtige Sommer“: 1983, 2015 und 2019.
Blicken wir noch etwas weiter zurück. Vor 1.000 Jahren, während der „mittelalterlichen Warmzeit“, war es in Deutschland ähnlich warm wie heute und Städte und Handel blühten auf. Die alten Römer bauten vor 2.000 Jahren im Süden Englands nicht nur Wein an, es wuchsen dort – bei Temperaturen mehrere Grade über den heutigen – auch Olivenbäume. Und vor 6.000 Jahren waren die Ostalpen eisfrei. All diese Zeiten heißen nicht ohne Grund Klima-„Optimum“. Vielleicht werden sie heute gerade deshalb allzu oft vergessen oder verdrängt.
Ich wünsche Ihnen ein sommerliches Wochenende und einen kühlen Kopf.
Ihr Tim Sumpf
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