Corona: Beseitigung unterschätzter Infektionsquellen kann Rückkehr zu vielen wirtschaftlichen Tätigkeiten ermöglichen

Öffentlicher Nahverkehr, Supermärkte, Pflegedienste, Altenheime, Arztpraxen und Krankenhäuser sind wenig beachtete Infektionsquellen für das Corona-Virus, die man ins Visier nehmen müsste. Das und vieles mehr beschreibt uns Gastautor Dr. med. Heinrich Fiechtner in diesem Beitrag.
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Dr. med. Heinrich Fiechtner ist praktizierender Arzt und parteiloses Mitglied des Landtages in Baden-Württemberg.Foto: Video Screenshot

Ich habe in den letzten Tagen drei Videos publiziert über vermeidbare Infektionsquellen für SARS-CoV-2, die vertiefende Aussagen zu den nachfolgend aufgeworfenen Fragen und Aussagen liefern. So können interessierte Leser Informationen erhalten, die nachfolgend nur kurz diskutiert werden. Die Links zu diesen Videos finden sich im Anhang. Sie sind alle kürzer als 20 Minuten.

Warum ist SARS-CoV-2 so ungemein ansteckend?

Corona ist ein Virus, welches von einer Lipid-Membran umgeben ist. Man sollte also glauben, es wäre recht fragil. Das ist aber nicht der Fall. Der Grund liegt in der stabilen Proteinschicht an der Innenseite und den großen Proteinen – den Spikes – die zapfenartigen Vorwölbungen, welche in die Membran eingelagert sind. So waren die Ergebnisse erster Studien nicht verwunderlich, dass erste Studien gezeigt haben, dass das Virus auf Plastik und Edelstahl bis zu drei Tage überleben kann. Dazu besitzt das Virus einen sehr effizienten, ja geradezu raffinierten Mechanismus, durch den es  Zellen infiziert. Ich habe dies in dem 1. Video im Anhang genau erklärt.

Schließlich gibt es eine weitere Neuheit, welche das Virus so ansteckend macht: Es kommt in den ersten Tagen nach der Neuinfektion in großen Mengen im Nasen-Rachenraum vor. Das war bei SARS-1 und MERS nicht der Fall. Also können Menschen, die gar nicht wissen, dass sie infiziert sind (oder solche die nur leichte Erkältungssymptome haben) mit jedem Husten, Niesen oder auch nur mit feuchter Aussprache Millionen von Viren in winzigen Tröpfchen verbreiten. Erste Studien haben gezeigt, dass diese bis zu drei Stunden in der Luft nachweisbar sind. Auch Aerosole, in denen sich Viren allein durch das Ausatmen verbreiten, können nicht ausgeschlossen werden. Das wird deutlich, wenn man sich mit dem Scanning-Elektronenmikroskop ansieht, wie die Viren massenweise aus infizierten Zellen ausgeschieden werden (siehe Video 1).

Die erste unterschätzte Infektionsquelle: Der öffentliche Nahverkehr

Wenn also auch nur ein Passagier im Laufe des Tages in seine Hand hustet und sich danach an einer Stange oder an einem Sitz festhält, liegt hier schon eine dünne Schleimschicht, in welcher das Virus tagelang infektiös bleiben kann. Hunderte Menschen können in dieser Zeit die gleiche Stelle berühren. Wenn sie dann – oft unbewusst – die Nase, den Mund oder die Augen berühren, stecken sie sich leicht an. Aufgrund der extrem festen Bindung der Spikes an ein passgenaues Gegenstück auf den Schleimhautzellen, den ACE-2 Rezeptor, und wegen des oben erwähnten hocheffektiven Verschmelzungsprozesses von Virus und Zelle reichen vermutlich relativ wenige Viren aus, um eine Kaskade, einen lawinenartigen Prozess, in Gang zu setzten: Die ersten infizierten Zellen produzieren massenweise Viren, welche die benachbarten Zellen infizieren, diese infizieren noch mehr Zellen usf.

Aber auch die winzig kleinen Tröpfchen – vielleicht sogar Virus-Aerosole – welche von unwissentlich Infizierten beim Aufenthalt in Bussen und Bahnen durch Sprechen, Husten, Niesen oder sogar nur durch das Atmen verbreitet werden, sind eine große Gefahr. Es handelt sich um geschlossene Räume, in denen die Aerosole ständig durchmischt werden: Menschen kommen und gehen und die Belüftungsanlage verteilt zusätzlich die Mikrotröpfchen und Aerosole. Da hilft es nicht, wenn man einen Mindestabstand von 1,5 bis 2 Metern einhält!

Leider sind die Schleimhautzellen von Nase und Rachen für solche Infektionen empfänglich. Erst später wandert das Virus in die Lunge und kann dort bei anfälligen Menschen die manchmal tödliche Lungenentzündung verursachen: Die Wand der Lungenbläschen schwillt an, der Sauerstoffaustausch mit den sie umgebenden kleinen Kapillargefäßen wird vermindert, Atemnot tritt ein. Zudem füllen sich Bläschen schließlich mit Flüssigkeit. Dann hilft oft auch eine Beatmung nicht mehr.

Warum werden also alle Busse und Bahnen nicht nach jedem Rundlauf mit Desinfektionslösungen eingesprüht? In anderen Ländern wird dies bereits getan.

Warum wird nicht allen Teilnehmern am öffentlichen Nahverkehr verordnet, Gummihandschuhe und Schutzmasken zu tragen?“

Einerseits könnten auf diese Weise die sogenannten Schmierinfektionen verhindert werden. Andererseits würde die Verbreitung infektiöser Aerosole durch unwissentlich Infizierte stark reduziert. Das Tragen von Schutzmasken auf der Straße ist natürlich wenig sinnvoll, wenn man nicht selbst infiziert ist.

Die zweite unterschätzte Infektionsquelle: Supermärkte

Die Gefahr der oben beschriebenen Schmierinfektion besteht auch bei den Einkaufswagen und den Tableaus für Geldkarten in den Supermärkten. Deren Griffe werden täglich von Hunderten angefasst. Allerdings habe ich bisher nur einmal gesehen, dass eine Person den ganzen Tag nur damit beschäftigt war, die Griffe der Wagen und das Zahlenfeld der Kartentableaus nach deren Benutzung sofort zu desinfizieren.

Warum werden also nicht alle Griffe der Supermarkt-Wagen und alle Kartentableaus nach Benutzung sofort desinfiziert?

Warum werden nicht alle Kunden aufgefordert, Gummihandschuhe und ggf. auch Schutzmasken während des Einkaufs zu tragen?

Werden die unerschrocken arbeitenden KassiererInnen, an denen täglich hunderte Kunden nahe vorbeiziehen, in kurzen Abständen auf SARS-CoV-2 getestet? Sie sind einem hohen Risiko ausgesetzt und können selbst viele andere anstecken. Das kann auch durch eine Plastikschreibe nicht sicher verhindert werden.“

Natürlich braucht man für diese Desinfektionen Personal. Aber warum können hierfür nicht Studenten und Schüler eingestellt und gut bezahlt werden? Warum sollten die Supermärkte nicht verpflichtet werden, an alle Kunden, die selbst keine Gummihandschuhe haben, solche kostenlos auszugeben? Noch gibt es sie im Internet, die Beschaffung sollte also möglich sein. Bei Masken sieht es leider anders aus.

Die dritte unterschätzte Infektionsquelle: Pflegedienste, Altenheime, Arztpraxen und Krankenhäuser

Da es sich bei den Todesfällen im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 fast ausschließlich um alte Menschen mit Vorerkrankungen handelt, muss deren Schutz an erster Stelle stehen. Sind aber die Mitarbeiter der Pflegedienste, die ständig von Haus zu Haus gehen, mit Schutzmasken, Gummihandschuhen und Schutzkleidung ausgerüstet? Werden diese wirklich heldenhaft arbeitenden Menschen in kurzen Abständen auf eine Infektion getestet? All dies ist wohl nur selten und oft überhaupt nicht der Fall.

Natürlich sind auch die Kliniken und Arztpraxen gefährliche Infektionsquellen. Noch reichen die aufgestockten Kapazitäten von Isolierstationen und Beatmungsgeräten wohl einigermaßen aus. Allerdings könnte sich das bald ändern. Dann müssen Ärzte die Triage-Regeln anwenden, d.h. auswählen, wen sie sterben lassen und wen sie an ein Beatmungsgerät anschließen. Eine schreckliche Vorstellung für jeden Mediziner!  Interessant ist hier aber auch die aktuelle Debatte von Lungenfachärzten und Anästhesisten zu möglichen Schäden bei falscher Beatmung.

Viele Ärzte und Pflegekräfte haben sich bereits angesteckt. Einige werden dies vermutlich nicht einmal gemerkt haben. Werden diese Menschen täglich auf SARS-CoV-2 getestet? In den meisten Fällen geschieht dies nicht.

Die vierte unterschätzte Infektionsquelle: Die Infizierten ohne Symptome

Wenngleich die Zahl der Testungen jetzt schon auf über 300.000 pro Woche erhöht werden konnte, weil viele Labore rund um die Uhr arbeiten, sind wir von der einzig effektiven Maßnahme zur Eindämmung und schließlich zum Stillstand der Neuinfektion leider noch weit entfernt.

Es handelt sich um die flächendeckende Testung aller Bürger des Landes. Nur wenn dies erfolgt, kann die hauptsächliche Quelle der Verbreitung des Virus – nämlich die rund 80% der Infizierten, die keine oder geringe Symptome haben – erkannt und ausgeschlossen werden.“

So könnte man diejenigen, die eine milde oder unmerkliche SARS-CoV-2 Infektion durchmachen, erkennen und ihnen eine Quarantäne anempfehlen. Wer dies mutwillig verweigerte, müsste dann für etwaige Erkrankungen oder gar Todesfälle haften. Auf diese Weise könnte man das wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben wieder aufnehmen, ohne gleich den Kollaps zu riskieren, von dem ich in dem 3. Video im Anhang spreche. Natürlich ist dies aufgrund der Kompliziertheit des PCR-Tests nicht einfach. Wie es dennoch bald möglich sein könnte, habe ich in dem ersten Video im Anhang erläutert.

Ein weiterer Vorteil dieser Maßnahme bestünde darin, dass man endlich die dramatisch falschen Zahlen mit ihrem Schreckens- und Panikpotential hinsichtlich der Infektionsraten und Todesfälle durch korrektere, die Wirklichkeit deutlich besser abbildende Zahlen ersetzen kann. Gegenwärtig werden ja nur Menschen getestet, die Symptome haben, die auf COVID-19 hindeuten. Die riesige Dunkelziffer derjenigen Infizierten, die nicht zum Arzt gegangen sind oder keine Symptome hatten, bleibt unberücksichtigt. Vermutlich haben wir also 5-10mal mehr Infizierte als gegenwärtig vermutet. Genau diese Menschen sind aber für die Verbreitung der Ansteckung – unwissentlich – verantwortlich.

Auch der Prozentsatz der tödlichen SARS-CoV-2 Infektion ist auf der Grundlage des oben Gesagten natürlich völlig falsch: Man muss diesen Prozentsatz auf die Gesamtzahl der wirklich Infizierten beziehen. Diese ist aber unbekannt. Dazu kommt, dass viele der sehr alten Patienten zwar mit dem Virus infiziert sind, aber nicht notwendigerweise an dieser Infektion sterben: Sie haben in der Regel viele Vorerkrankungen. Entsprechend dürfte der Anteil der Todesfälle aufgrund von SARS-CoV-2 an den Gesamtinfektionen eher in der Nähe von 0,1% liegen.

Was wurde im Vorfeld der Epidemie versäumt und welche Konsequenzen können die gegenwärtigen Überreaktionen haben?

Zur Frage der erschreckenden Versäumnisse im Vorfeld der Infektion und in den ersten Wochen nach deren Auftreten in Deutschland habe ich im 2. Video Stellung genommen. Wir sollten aus diesen Fehlern lernen, um auf die nächste Pandemie besser vorbereitet zu sein. Es geht also nicht primär um die anklagende Rückschau, sondern um die Vorausschau auf künftige Gefahren.

Ich stimme den vielen Fachleuten zu, welche die gegenwärtigen Maßnahmen für eine hektische Überreaktion halten. Dies ist besonders dadurch begründet, dass die oben beschriebenen Vorschläge zur Ausschaltung der unterschätzten Infektionsquellen allein bereits ausreichen würden, die Ausbreitung stark zu verlangsamen und schließlich sogar zum Stillstand zu bringen.

Natürlich ist es möglich, die wirtschaftliche Tätigkeit in vielen Bereichen sofort wieder aufzunehmen, wenn die Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die ich oben beschrieben habe: Vermeidung von Schmierinfektionen und Aerosol-Infektionen, Tragen und häufiges Wechseln von Gummihandschuhen, Tragen von Masken, Testung aller Beschäftigten einer Firma auf SARS-CoV-2, schließlich flächendeckende Testung aller Bürger und Quarantäne der oftmals symptomlos infizierten Menschen, Minimierung enger Kontakte u.ä.

Das setzt natürlich eine ausreichende Versorgung mit den nötigen Materialien voraus, deren Produktion bis heute auch durch bürokratische Hindernisse beeinträchtigt wird. Es haben sich sogar schon Abmahnanwälte eingeschaltet, welche die Herausgabe von Behelfs-Gesichtsmasken an viele bedürftige Institutionen verhindern! Es werden gegenwärtig so viele Grundrechte eingeschränkt. Warum kann man nicht genauso radikal derartige Hindernisse aus dem Weg räumen?

Welche Konsequenzen die Weiterführung der gegenwärtigen übertriebenen Maßnahmen und die Vernachlässigung der unterschätzten Infektionsquellen haben könnten, habe ich in dem 3. Video umrissen.

 

Video1: Corona-Quarantäne: So nicht! 

Video 2: Das Versagen des „Mutti-Clans“: Erst verschlafen, dann überreagieren

Video 3: Folgt eine bürgerliche Revolution auf die Corona-Krise?

Zum Autor: Dr. med. Heinrich Fiechtner ist praktizierender Arzt und parteiloses Mitglied des Landtages in Baden-Württemberg.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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