Immer diese Bevormunder – Politiker als Oberlehrer und Umerzieher der Nation

Warum immer gleich zur Verbotskeule greifen, wenn Menschen nicht wollen, was Politiker wollen, die sich gebärden, als seien sie die Oberlehrer und Umerzieher der Nation. Anders als bei Zigaretten, wird ihr Rauch nicht in die Lunge gezogen, Zigarren werden nur gepafft.
Titelbild
Handgefertigte kubanische Zigarren werden gepafft, nicht geraucht.Foto: iStock
Von 15. Dezember 2019

Verbieten. Verbieten. Verbieten. Daaas können unsere Politiker und ihre Parteien. Und wollen es immer wieder. Nun will die Fraktion der CDU/CSU im Bundestag ebenfalls etwas verbieten. Sie will für Tabakprodukte auch ein Außenwerbeverbot, ein Verbot diesbezüglicher Plakatwerbung. Ein entsprechendes Positionspapier (hier) hat sie gerade verabschiedet. Es wäre ein zur Information von Rauchern zusätzliches Verbot, denn in Zeitungen, Zeitschriften, Radio und Fernsehen ist die Raucherwerbung bereits verboten, nur an Litfaßsäulen, Haltestellen und im Kino zum Beispiel noch erlaubt. Zumindest bei diesem wenigen Erlaubten sollte es bleiben dürfen.

Gesetzliche Zwangsaufkleber mit Fehlinformation

Warum immer gleich zur Verbotskeule greifen, wenn Menschen nicht wollen, was Politiker wollen, die sich gebärden, als seien sie die Oberlehrer und Umerzieher der Nation. Sie maßen sich an, den Menschen das Rauchen zu verleiden. Auf allen Packungen von Zigaretten und Zigarren knallt es einem in Schwarz auf weißem Untergrund entgegen: „Rauchen ist tödlich“ und „Rauchen verursacht Herzanfälle, Schlaganfälle und Behinderungen“. Das ist gesetzliche Fehlinformation: Rauchen „ist“ nicht tödlich, es kann aber tödlich sein. Rauchen „verursacht“ keine Herzanfälle, Schlaganfälle und Behinderungen, aber es kann sie verursachen.

Doch alles das passiert auch passionierten Nichtrauchern. Wenn schon Zwang, dann bitte sachlich korrekt. Und hat das Verbieten wirklich seinen Zweck erfüllt?

Fort mit den hässlichen Warnaufklebern wenigstens für edle Zigarren

Diese schrecklichen übergroßen Zwangsaufkleber verunzieren selbst die wunderschönen, kunstvollen Verpackungen erlesenster Zigarren. Ihre Aufschrift ist für Zigarren noch falscher als für Zigaretten. Anders als diese verweigern sich Zigarren dem schnellen, hastigen Genuss. Sie wollen gemächlich und sorgsam entzündet sein, wollen dann gemächlich geschmaucht werden.

Anders als bei Zigaretten, wird ihr Rauch nicht in die Lunge gezogen, Zigarren werden nur gepafft.

Auch sie zwar können der Gesundheit schaden,*) aber auch hier gilt die uralte Erkenntnis des berühmten Arztes Paracelsus: „Alle Ding‘ sind Gift und nichts ohn‘ Gift – allein die Dosis macht, das ein Ding‘ kein Gift ist.“ Oder in heutiger Kürze: Nur die Menge macht’s, ob etwas ein Gift ist.

Und anders als Zigaretten sind Zigarren kein Massenkonsumgut. Daher fort mit den hässlichen Zwangsaufklebern wenigstens für edle Zigarren. Da sie teuer sind, können sich die meisten Raucher Havannas und vergleichbare Ware gar nicht leisten. Diese Preisbremse verhindert die Massenverführung. Nur eine Minderheit greift zu ihnen und weiß, damit bedachtsam umzugehen. Sie braucht keine selbsternannten Bevormunder.

Die Zigarrenraucher Winston Churchill, Ludwig Erhard und John F. Kennedy

Bekannte Zigarrenraucher waren Winston Churchill und Ludwig Erhard. Sie rauchten die teuren. Von Erhard kann man lesen, dass er es auf bis zu zwanzig Zigarren täglich brachte. Beide Staatsmänner haben die Zigarre zu ihrem Markenzeichen und zum Kult gemacht. Beide sind trotzdem sehr alt geworden: Churchill 91, Erhard 80. Churchill sprach obendrein noch stark dem Alkohol zu. Mag sein, dass beide ohne die Zigarren noch älter geworden wären. Doch wer will das wissen.

Auch John F. Kennedy hat Zigarren geschätzt, gute natürlich nur. Bevor er das Handelsembargo gegen Kuba unterschrieb, ließ er sich noch schnell 1200 Havanna-Zigarren besorgen (Fundstelle hier). Doch anders als Churchill und Erhard lief er mit ihnen nicht öffentlich herum. Zigarren wollen auf die feine Art in behaglicher Atmosphäre geraucht werden.

Zigarre rauchen ist ein Stück Kultur

Ich selbst habe schon als Viert- und Fünftklässler zur Zigarre gegriffen, wenn meine Freunde die (von ihren Eltern entwendeten) Zigaretten rauchten. Heimlich natürlich und nur sehr gelegentlich, es war ja verboten.

Mein liberaler Vater, der Zigarrenraucher war, wollte nicht, dass auch ich Zigaretten mit den Freunden rauchte. Also durfte ich mich für diese Zusammenkünfte an seinen Zigarren bedienen. Das geschah denn auch so. Ich kam mit der Zigarre an, die anderen hatten nur ihre Zigarettenstengel. Seitdem habe ich keine einzige Zigarette geraucht. Aber für mich war der Reiz bald dahin. Die väterliche Raucherlaubnis hatte das (mir nicht verratene) Ziel erreicht.

Aber in den späteren Jahren, in meiner Lehrzeit, im Studium, in der beruflichen Zeit und jetzt als Pensionär bin ich bei den Zigarren geblieben. Ich genieße sie. In Maßen und wenn ich die Ruhe dafür habe, mich nur mit der Zigarre zu beschäftigen und mit nichts anderem. Zigarre rauchen ist ein Stück Kultur, die Zigarre selbst ein altes Kulturgut.

__________________________________

*) Ist das Rauchen von Zigarren schädlicher als das von Zigaretten? Aufklärung darüber finden Sie hier.

Zuerst erschienen auf www.kpkrause.de

Zum Autor: Dr. Klaus Peter Krause, geb. 1936, war bis zu seinem Ruhestand verantwortlicher Wirtschaftsredakteur (Ressortleiter) der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) und Geschäftsführer der FAZit-Stiftung, der Mehrheitsgesellschafterin der FAZ und der Frankfurter Societäts-Druckerei. Er betreibt seit 2008 den Blog  kpkrause.de/

 

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion