Wo ist „Fridays for Future“ hin?



Was ist los mit „Fridays for Future“? Eine Zeit lang gehörte die Berichterstattung über die bunten Protestmärsche in den Städten zum festen Repertoire der Nachrichtensendungen. Das ist Jahre her. Heute sieht und hört man nichts mehr davon.
Die Klimaaktivisten von Fridays for Future kritisieren die Politik der Ampel-Koalition (Archivbild).
FFF scheint verschwunden. Wo sind die Unterschiede zur „Letzten Generation“?Foto: Ronny Hartmann/dpa-Zentralbild/dpa
Von 9. Juli 2023

Anstatt Mathe und Latein zu pauken, hatten junge Leute – überwiegend Schüler – es vorgezogen, freitags auf die Straße zu gehen und lautstark gegen die Klimaveränderung und für mehr Klimaschutz zu protestieren. Zuerst wurden sie belächelt. Doch sie haben weitergemacht und wurden zunehmend auch von den Medien und der breiten Bevölkerung wahrgenommen. Heute ist „Fridays for Future“ (FFF) in der Versenkung verschwunden. Wie ist das zu verstehen?

Laut und bunt, dann friedlich zur UNO

Initiiert von Greta Thunberg nahm diese Bewegung ihren Anfang in Schweden, um sich in kürzester Zeit zu einer globalen sozialen Bewegung zu entwickeln, deren zentrales Ziel es war, für die Einhaltung des 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris beschlossenen 1,5-Grad-Ziels zu demonstrieren. Am ersten weltweit organisierten Klimastreik am 15. März 2019 sollen rund 2,3 Millionen Menschen teilgenommen haben. Das Fernbleiben ihrer Kinder von der Schule mag manchen Eltern nicht gefallen haben, andere wiederum unterstützten sie ausdrücklich und formierten sich als „Parents for Future“ oder „Grandparents for Future“. 

Insgesamt fühlten sich die jungen Leute durch die breite gesellschaftliche Akzeptanz in ihrer Überzeugung bestärkt, mit ihrer Sache auf der richtigen Seite zu stehen. Rückblickend kann festgestellt werden, dass es die Fridays-for-Future-Bewegung war, die das Thema Klima in den Fokus der öffentlichen Wahrnehmung rückte. Das belegen nicht zuletzt verschiedene Unterstützungsorganisationen wie „Health for Future“ oder „Scientists for Future“, die sich damals etabliert haben. 

Die Demonstrationen von FFF waren laut und bunt, aber stets friedlich, auch wenn manche Slogans, die sie skandierten oder auf Transparenten vor sich her trugen, durchaus eine gewisse Radikalität an den Tag legten. „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut“ oder „Wir sind jung & brauchen die Welt“ oder „Verkehrswende statt Klimakrise“. Bei manch älterem Zeitgenossen mag das Kopfschütteln hervorgerufen haben, doch eine grundsätzliche Sympathie in der Bevölkerung – und in den Medien – war gegeben.

Immerhin hat es Greta Thunberg, die Galionsfigur der FFF-Bewegung, mit tatkräftiger Unterstützung der Medien, finanzkräftiger Sponsoren und mächtiger Organisationen wie dem Weltwirtschaftsforum (WEF) geschafft, bis nach New York zu kommen und vor der UNO-Vollversammlung eine flammende Rede zu halten. Teils in aggressivem Ton, teils mit tränenerstickter Stimme warf sie den Vertretern der Weltgemeinschaft vor, ihre Träume und ihre Kindheit gestohlen zu haben und sich nur um Geld und immer anhaltendes wirtschaftliches Wachstum zu kümmern. Wer erinnert sich nicht an ihren weltumspannenden Vorwurf: „How dare you?!“ („Wie könnt ihr es wagen?!“)

Wer lauter schreit, wird schneller gehört

Man kann also nicht behaupten, die FFF-Bewegung hätte mit ihrem friedlichen Protest gegen die Klimaveränderungen in der öffentlichen Wahrnehmung nichts erreicht. Woran also liegt es, dass sie seit geraumer Zeit in der Versenkung verschwunden ist? Die Antwort liegt auf der Hand.

In dem Maße, wie die Klimakleber von „Letzte Generation“ (LG) mit ihren radikalen Aktionen in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt sind, mussten die letztlich braven und bei ihren öffentlichen Auftritten nicht übergriffigen Anhänger von „Fridays for Future“ die Segel streichen. Wer hätte etwa in Berlin ihren Demonstrationszug noch wahrgenommen, wenn an anderer Stelle Aktivisten der „Letzten Generation“ wichtige Straßenkreuzungen oder einen Autobahnabschnitt blockieren und damit Teile des innerstädtischen Verkehrs lahmlegen? Wenn Edelboutiquen am Kurfürstendamm oder das Grundgesetz-Denkmal am Reichstag mit Farbe verunstaltet werden? 

Auch an diesem gesellschaftlichen Phänomen wird deutlich: Gehört wird, wer am lautesten schreit – oder wer mit bisher nie dagewesenen Aktionen die Aufmerksamkeit der Medien und damit der breiten Öffentlichkeit auf sich zieht.

Inhaltlich liegen FFF und LG prinzipiell auf einer Ebene. Kernanliegen beider Initiativen ist, auf die Klimaveränderungen und die damit verbundenen Gefährdungen für die Menschheit aufmerksam zu machen und die Verantwortlichen dazu zu bringen, sich sofort und intensiv dafür einzusetzen, eine Trendwende in der Klimapolitik herbeizuführen.

Der wesentliche Unterschied ist die Vorgehensweise, mit der die postulierten Ziele erreicht werden sollen. Die Auftritte von FFF waren grundsätzlich friedlich und strafrechtlich nicht relevant. Ganz anders bei der „Letzten Generation“. Bei ihren Aktionen sind Straftaten wie Behinderung im Straßenverkehr, Nötigung, Sachbeschädigung oder Gefährdung an der Tagesordnung.

Damit haben sie sich seit ihren ersten Klebe-Aktionen im Januar 2022 in Berlin in der öffentlichen Wahrnehmung eine absolute Dominanz gegenüber „Fridays for Future“ „erarbeitet“. So hat die radikale Fraktion von Klima-Aktivisten die moderate Fraktion mundtot gemacht. In gewisser Weise greift hier das Zitat des deutschen Dichters Georg Büchner: „Die Revolution frisst ihre Kinder.“

Die „Letzte Generation“ ist straff organisiert

„Fridays for Future“ war und ist in Deutschland nicht als rechtsfähige Personenvereinigung organisiert und es gab keine klar definierte Organisationsstruktur mit festgelegter Aufgabenverteilung. Auch einen durch die Basis legitimierten Vorstand oder Sprecher gab es nicht. Man verstand sich als basisdemokratische „Graswurzelbewegung“, eine Initiative also, die in erster Linie von Privatpersonen ausgeht und von unten her entsteht. Dass einzelne Personen wie Luisa Neubauer und andere in der Berichterstattung als Sprachrohr und deutsches „Gesicht der Bewegung“ hochstilisiert wurden, war eher ein Werk der Medien.

Bei der „Letzten Generation“ gibt es offizielle Sprecher, die den Medien gegenüber Rede und Antwort stehen. So wie es auch Ausbilder gibt, die den Neulingen beibringen, wie sie sich festzukleben haben, wie sie sich gegenüber der Polizei verhalten und was zu tun ist, wenn wütende Autofahrer, die an der Weiterfahrt gehindert werden, sie angreifen.

Einsatzpläne werden minutiös abgestimmt, unterschiedliche Aktionen zur gleichen Zeit generalstabsmäßig koordiniert. Hier ist eine klar definierte Struktur erkennbar. Über die Details ihrer Organisation reden die LG-Aktivisten nicht, aber einige Reportagen haben offengelegt: An der Spitze steht ein mehrköpfiges Führungsteam, das zusammen mit einem Strategieteam die Planungen an verschiedene Arbeitsgruppen weitergibt. Diese wiederum steuern lokale Protestgruppen. 

Im internen Sprachgebrauch heißt die koordinierende Person „Bienenkönigin“, diejenigen, die auf der Straße blockieren, sind die „Bienen“, und wer zu Aktionen bereit ist, die potenziell hohe Strafen nach sich ziehen, werden „Wildbienen“ genannt. „Hummeln“ sind für die Unterstützung im Hintergrund zuständig.

Und die hauptamtlichen Aktivisten machen ihre „Arbeit“ nicht umsonst. Je nach Familienstand und Position in der Hierarchie gibt es bis zu 1.800 Euro netto monatlich. Nach eigenen Angaben finanziert sich die „Letzte Generation“ überwiegend aus Spanien und Crowdfunding. Hinzu kommen Zuwendungen aus dem amerikanischen „Climate Emergency Fund“.

In ihrem Transparenzbericht des Jahres 2022 gab die „Letzte Generation“ an, Einnahmen von insgesamt über 900.000 Euro erzielt zu haben.

Damit ist die LG alles andere als eine „Graswurzelbewegung“, als die sich FFF versteht. Mit den beschriebenen Organisationsstrukturen und der offenbar gesicherten Finanzierung agieren die Klima-Kleber anders als die brav demonstrierenden Schüler. Zwar wird Greta Thunberg nach wie vor vom WEF hofiert und trat auch in diesem Jahr zusammen mit drei weiteren FFF-Aktivistinnen in Davos auf. Doch ihre Gefolgschaft auf den Straßen ist verstummt.

Auf der anderen Seite muss die „Letzte Generation“ aufgrund der diversen Straftaten, die die Aktivisten in Serie begehen, und des ausgeprägten Organisationsgrades der Bewegung damit rechnen, eines Tages als kriminelle Vereinigung eingestuft zu werden. In Bayern werden bereits entsprechende Untersuchungen angestellt. Sollte das geschehen, hätten sie ihrem Anliegen einen Bärendienst erwiesen.

Zum Autor

Hubert von Brunn ging nach dem Studium – Germanistik/Amerikanistik/Philosophie – ins Volontariat bei einer Lokalzeitung in Franken. 1981 Umzug nach Berlin, Redakteur bei der „Berliner Morgenpost“, Spezialgebiet: Alliierte. Nach der Wende Chefredakteur der „Tribüne“, Zentralorgan des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in der ehemaligen DDR. Ab 1992 freier Journalist mit Themenschwerpunkt Verkehr/Mobilität/Umwelt. Neben der journalistischen Arbeit Autor mehrerer Sachbücher und belletristischer Werke. 

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