Daten, Skandale, Geheimnisse: Chinesische Firma spioniert Regierungschefs aus – auch Merkel, Spahn und Van der Bellen

Wenn Insider geheime Daten weitergeben, gibt dies Aufschluss über ansonsten verborgene Vorgänge. Im Falle der „Zhenhua Files“ betreffen die Informationen die Sicherheit der ganzen Welt.
Titelbild
Bundeskanzlerin Angela Merkel im Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.Foto: Michael Kappeler/dpa/dpa
Von 21. Oktober 2020

Die Zhenhua Data Technology hat ihren Sitz in der Hongkong vorgelagerten Sonderwirtschaftszone Shenzhen im kommunistischen China. Das sich selbst als „patriotische Firma“ bezeichnende Big-Data-Unternehmen geriet nun in die Schlagzeilen, weil es Daten von 2,4 Millionen „Ausländern“ für das chinesische Regime und sein Militär aufbereitet haben soll. Dabei wurden nicht nur Daten von gesellschaftlichen Persönlichkeiten und ihren Familienangehörigen gesammelt, sondern sogar die von islamistischen Terroristen.

Wie der „Standard“ am Beispiel Österreich berichtet, wurden von 444 Personen des Landes Daten gesammelt und analysiert: von hohen Politikern wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Grünen-Chefin Sigi Maurer und dem ÖVP-Vorsitzenden August Wöginger, von Diplomaten, Militärs, Justiz- und Polizeibeamten, Wirtschaftsmanagern und Medienleuten.

In einem Gastkommentar von „Lea’s Einblick“ wird die Problematik der weltweiten Überwachungsstrategie der Kommunistischen Partei Chinas anhand der „Zhenhua Files“ verdeutlicht.

Die „Zhenhua-Files“

Jeder weiß inzwischen: Das heutige China ist ein Überwachungsstaat. Inwieweit die Überwachung über die Grenzen des Landes hinausgeht und in welchem Umfang Peking Menschen in anderen Ländern überwacht, das wissen wiederum nur wenige. Und es fehlte auch an belastbaren Beweisen – bis jetzt.

Eine geleakte Datenbank zeigt nun, dass ein chinesisches Unternehmen mit Verbindungen zu Chinas Militär- und Geheimdienstnetzwerken detaillierte Informationen von über 2,4 Millionen Personen aus anderen Ländern gesammelt hat. Auch deutsche Politiker, Unternehmer und Prominente stehen auf der Überwachungsliste der KPC. Doch wozu baut ein chinesisches Unternehmen eine Profildatenbank von einflussreichen Personen aus anderen Ländern auf?

Die chinesische Technologiefirma „Shenzhen Zhenhua Data Technology“ ist relativ jung. Gegründet vor etwa drei Jahren versorgt sie ihre Klienten mit außerhalb Chinas gesammelten und konsolidierten Daten. Laut ihrer Website gehört das chinesische Militär zu ihren wichtigsten Kunden.

Plötzlich offline

Schon kurz nachdem australische Medien erstmals über die geleakte Datenbank berichteten, stellte Zhenhua Data seine Website offline.

Den Handelsregister-Informationen von Zhenhua Data Technology ist zu entnehmen, dass der Geschäftsführer der Firma, Wang Xuefeng, ein Absolvent der Polytechnischen Universität Harbin war – einer der zehn größten Militäruniversitäten Chinas.

Noch bevor Wang seine eigene Firma gründete, arbeitete er als Ingenieur bei dem US-amerikanischen IT-Riesen IBM. Ein Zufall?

Chinas Hybridkrieg gegen die Welt

In den sozialen Medien hat Wang Xuefeng oft für Chinas Hybridkrieg geworben. Bei der hybriden Kriegsführung versucht ein Land, mit unkonventionellen Mitteln die Kontrolle über eine andere Nation zu erlangen.

Dazu gehört die Gestaltung des Informationsumfeldes des Landes durch gezielte Desinformation, Beeinträchtigung der politischen Führung und wirtschaftliche Manipulation.

Die geleakte Datenbank von Zhenhua Data wurde schließlich dem US-Wissenschaftler Christoph Balding zugespielt, der selbst neun Jahre lang in China gelebt und bis 2018 als Wirtschaftsprofessor an der Universität Peking gearbeitet hatte. Balding trieb die Auswertung der Datenbank maßgeblich voran, die nicht nur die persönlichen Information von über 2,4 Millionen Menschen enthielt, sondern auch die von rund 650.000 Institutionen auf der ganzen Welt.

Bisher wurden etwa zehn Prozent der Daten ausgewertet, darunter die von 50.000 Amerikanern, 35.000 Australiern, 10.000 Indern, 9.700 Briten, 5.000 Kanadiern, 2.900 Taiwanern und 1.000 Deutschen – alles einflussreiche Personen und Institutionen aus unterschiedlichen Bereichen.

Regierungschefs ausspioniert

Unter den ausspionierten Deutschen befinden sich auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Gesundheitsminister Jens Spahn, Kanzleramtschef Helge Braun, Arbeitsminister Hubertus Heil, Grünen-Chefin Annalena Baerbock und FDP-Außenpolitik-Experte Alexander Graf Lambsdorff. Infos über den früheren FC Bayern-Boss Uli Hoeneß und den ehemaligen Rewe-Chef Hans Reischl sind auch in der Liste zu finden.

Weitere hochrangige Politiker auf der Liste sind Großbritanniens Premierminister Boris Johnson und der indische Premierminister Narendra Modi. Die Datenbank speichert nicht nur Informationen über Prominente, sondern auch über deren Familienangehörige und Freunde. Selbst Informationen über die elfjährige Tochter des kanadischen Premierministers Trudeau sind in der Datenbank zu finden.

Selbst militärische Geheiminformationen wurden in den „Zhenhua Files“ gefunden.

Daten auch von Kriminellen gesammelt

Namen, Adressen, Geburtsdaten, Bildungsgeschichte, berufliche Biografien, politische Meinungen und Informationen aus dem Strafregister – alles ist für die kommunistischen Datensammler in China interessant.

Die Zielpersonen erhielten eine einheitliche Identifikationsnummer, um die Daten aus unterschiedlichsten Quellen unter dieser ID miteinander zu verbinden.

Bei der Auswertung der Informationen fiel eine Besonderheit auf: In der Datenbank gibt es eine Sonderkategorie für Menschen, die Straftaten begangen haben, wie Schmuggel, Korruption oder Annahme von Bestechungsgeldern. Hier wird deutlich, dass sich Chinas Nachrichtendienst nicht nur für Menschen mit beruflicher Stärke interessiert, sondern anscheinend auch für Menschen, die eine moralische Schwäche besitzen und dadurch möglicherweise leicht erpressbar sind.

Chinas kriegerische Überwachung

Warum erstellt ein chinesisches Unternehmen eine Profildatenbank mit Informationen über Einzelpersonen und Institutionen aus aller Welt?

Zum einen sollen einflussreiche Personen und ihre sozialen Netzwerke, einschließlich ihrer Familien und Freunde, auf der ganzen Welt beobachtet und überwacht werden. Zum anderen sollen die Informationen zur Vorbereitung von Chinas Desinformationskampagnen dienen, die zu den Mitteln der „hybriden Kriegsführung“ gehören.

Die Zhenhua Data Technology erklärte in einem Bericht auf ihrer Website, dass „soziale Medien genutzt werden können, um die Realität zu manipulieren, mit dem Zweck, die administrative, soziale, militärische oder wirtschaftliche Macht eines Landes zu schwächen“. Dies könne dann zu „internen Konflikten, sozialer Polarisierung und Radikalisierung in einem Land“ führen. Der Autor erklärte, dass eine solche „hybride Kriegsführung“ viel „billiger als traditionelle Kriegsführung“ sei.

Es wird deutlich, dass eine solche Profildatenbank auch die Suche nach potenziellen Agenten erleichtert, die für Peking spionieren könnten.

Gefährliche Unterhaltungsvideos?

Die australische IT-Firma, Internet 2.0, die die Datenbank genauer untersucht, fand heraus, dass ca. 80 bis 90 Prozent der Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen stammen. Die meisten Informationen wurden mittels Software aus Facebook, Twitter, LinkedIn, TikTok und sonstigen frei zugänglichen Quellen aus dem Internet ausgelesen.

Alles scheint für die chinesischen Datensammler interessant.

Doch was könnte die kommunistische Parteiführung in China beispielsweise mit den kurzen Unterhaltungsvideos auf TikTok anstellen wollen, die meist nur belanglose Spaßvideos sind?

Auch aus diesen Videos entnehmen die KPC-Schnüffler Informationen. Diese anscheinend belanglosen Videos geben Auskünfte über die Vorlieben der Nutzer, verraten bestimmte Verhaltensmuster. Dabei sagt ein Puzzleteilchen noch nicht viel aus. Doch zusammengefügt ergeben viele Teilchen ein ganzes Bild über eine Person, deren Familie und Freunde. Mit diesen Informationen könnte das kommunistische Regime viel anfangen.

Die Datenbank der Firma Zhenhua Data mag vielleicht noch nicht die Qualität erreicht haben, die für eine hybride Kriegsführung benötigt wird. Doch sie verdeutlicht bereits jetzt, wie aktiv Peking dabei ist, Menschen und Institutionen aus anderen Ländern zu überwachen, und wie viel Geld der kommunistische Staat in die Überwachung investiert.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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Zu den Mitteln des Kampfes gehören das Hacken von IT-Systemen, Terrorismus, psychologische, biochemische, ökologische, atomare und elektronische Kriegsführung, die Verbreitung von Drogen, Schmuggel, Sanktionen und so weiter.

Der Schlüsselpunkt dazu sind nicht unbedingt die unter Waffen stehenden Streitkräfte, sondern die „Generalisierung von Krieg“ für jeden chinesischen Landesbürger. „Uneingeschränkte Kriegsführung“ meint, dass „alle Waffen und Technologien nach Belieben eingesetzt werden können; was bedeutet, dass alle Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen militärischer Welt und ziviler Welt aufgebrochen werden.“

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