„Klimaterroristen“ ist „Unwort des Jahres“ 2022

Von Hygienespaziergang, Klima-RAF bis Sozialtourismus – eine Jury aus Sprachwissenschaftlern hat aus mehr als 1.400 Vorschlägen das „Unwort des Jahres“ gewählt. Sie möchte damit für einen angemessenen Sprachgebrauch werben.
„Klimaterroristen“ ist „Unwort des Jahres“ 2022
Klimaaktivisten haben Gleise der Hamburger Hafenbehörde besetzt.Foto: Markus Scholz/dpa
Epoch Times10. Januar 2023

Der Begriff „Klimaterroristen“ ist zum „Unwort des Jahres“ 2022 gekürt worden. Das gab die sprachkritische „Unwort“-Aktion am Dienstag in Marburg bekannt. Mit dem Begriff würden pauschal Menschen diskreditiert, die sich für Klimaschutzmaßnahmen einsetzten, begründete die Jury ihre Wahl. Sie kritisierte die Verwendung des Begriffs, weil Aktivisten mit Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert werden“.

Gewaltlose Protestformen zivilen Ungehorsams und demokratischen Widerstands würden so in den Kontext von Gewalt und Staatsfeindlichkeit gestellt, meinte die Jury. In diesem Zusammenhang wurden auch die Wörter Klimaterrorismus, Ökoterrorismus, Klima-Kleber oder Klima-RAF gerügt.

Auch „Sozialtourismus“ unter den Top drei

Auf Platz zwei setzte die mehrheitlich aus Sprachwissenschaftlern bestehende Jury den Ausdruck „Sozialtourismus“, der bereits im Jahr 2013 zum „Unwort“ gewählt worden war. CDU-Chef Friedrich Merz hatte das Wort im vergangenen September im Zusammenhang mit Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine verwendet und sich später dafür entschuldigt.

Die Jury sah in dem Wortgebrauch „eine Diskriminierung derjenigen Menschen, die vor dem Krieg auf der Flucht sind und in Deutschland Schutz suchen“. Zudem verschleiere das Wort ihr prinzipielles Recht darauf.

Auf Platz drei kam die Formulierung „defensive Architektur“, die als irreführend und beschönigend kritisiert wurde. Der Ausdruck bezeichnet eine Bauweise, die verhindert, dass sich etwa Obdachlose länger an öffentlichen Orten niederlassen können.

Weitere Kandidaten

Das „Unwort des Jahres“ wurde nach verschiedenen Kriterien aus Vorschlägen ausgewählt, die Interessierte bis zum 31. Dezember 2022 eingereicht hatten. Insgesamt gab es 1.476 Einsendungen mit 497 verschiedenen Begriffen, von denen knapp 55 den Kriterien der Jury entsprachen.

Die Vorschläge spiegelten einerseits die öffentlichen Debatten des Jahres wider, andererseits die großen Ereignisse, hatte Jury-Sprecherin Constanze Spieß im Dezember zu den bis dahin eingereichten Begriffen mitgeteilt.

Anfang 2022 dominierten demnach noch Einsendungen rund um die Corona-Pandemie. Das habe mit Beginn des Russland-Ukraine-Krieges Ende Februar schlagartig abgenommen. Zu den eingereichten Begriffen gehören „Spezialoperation“, „Sondervermögen“ oder „Doppel-Wumms“.

Beim Unwort des Jahres werden seit 1991 nach Auffassung der Fachleute unmenschliche oder unangemessene Begriffe ausgewählt. Diese würden gegen das Prinzip der Menschenwürde verstoßen, in irreführender Weise etwas Negatives beschönigen oder diskriminieren.

Im Jahr 2021 war die Wahl auf „Pushback“ gefallen. (dl)

(Mit Material von Nachrichtenagenturen)



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