Ernte gut, alles gut

Ralf Roesberger im Interview
Frisch aus dem Garten und direkt auf den Teller: Roesberger mit seinen selbst angebauten roten Paprikas.Foto: © Ralf Roesberger
Von 14. September 2022

Ist es sinnvoll, sich in Zeiten von Energieengpässen einen Vorrat an selbst angebautem Obst und Gemüse anzulegen? Wie lassen sich Kartoffeln und Co. am effektivsten lagern? Was hat eine Wäschetrommel im Garten zu suchen? Das und vieles mehr erfahren wir im Gespräch mit Selbstversorger Ralf Roesberger. Auf seinem erfolgreichen YouTube-Kanal gibt der 58-jährige Rheinländer regelmäßig Einblicke in seinen spannenden Selbstversorger-Alltag.

Herr Roesberger, wie war die letzte Ernte? 

In Anbetracht der Wetterbedingungen bin ich sehr zufrieden. Kartoffeln, Tomaten und Gurken sind super gelaufen. Anderes Gemüse, zum Beispiel die Stangenbohnen, waren diesmal ein Totalausfall. Zudem wurden viele Möhren Opfer der Wühlmäuse. Die Nager mögen das trockene Wetter. Die Ernte fällt jedes Jahr unterschiedlich aus. Gleich ums Eck haben wir eine Wetterstation. In diesem Monat waren es 6 mm Regen, im letzten etwa 19 mm. Die Aufzeichnung kann ich zehn Jahre zurückverfolgen – so trocken ist es noch nie gewesen. Da ist auch nicht dagegen anzugießen.

Sind Sie dankbar für ihre Ernte?

Ich bin für jede Möhre und jede Kleinigkeit, die in meinem Garten wächst, dankbar. Ich weiß, wo es herkommt, ich habe es mit meinen eigenen Händen selbst produziert, vom Saatkorn bis zur fertigen Tomate. Jedes Jahr kommt aber schon auch der Moment, an dem ich die Nase voll habe. Die Arbeit ist nicht ohne, es ist nicht einfach nur ein bisschen Gärtnern. Bis auf die wenigen Nahrungsmittel, die wir nicht produzieren können, kommt seit drei Monaten alles aus eigener Produktion. Das ist sehr befriedigend und dafür bin ich dankbar.

Wie schließen Sie Ihre Saison ab? Pflegen Sie den Boden und bereiten ihn für die nächste Saison vor?

Irgendwann, wenn das letzte Gemüse aus der Erde gezogen ist, lasse ich den Spaten liegen und verziehe mich an den Ofen und an meinen Computer. Das war’s dann. Irgendwann hat man keine Lust mehr. Ich habe so viel produziert und versorge hier die Nachbarschaft und meine Eltern. Natürlich räume ich noch die abgestorbenen Tomatenpflanzen, die abgestorbenen Paprikas und dergleichen ab. Ich häcksle alles klein, damit es verrottet und so habe ich einen guten Nährboden fürs Frühjahr. Den Boden im Herbst zu düngen, nützt nichts. Da im Winter nichts wächst, würden die ganzen Nährstoffe mit dem Regenwasser ins Grundwasser gespült.

Einmal habe ich versucht, Gründüngung auszubringen: Pflanzen gezielt zwecks Bodenverbesserung anzubauen, die im Winter wachsen und dann absterben. Bei diesen Temperaturen und dieser Trockenheit hat es aber nicht funktioniert.

Grundsätzlich lässt man den Boden nie offen liegen. Entweder bedeckt man ihn mit gehäckselten Maisstangen oder Blättern oder baut eben eine Gründüngung an.

Wie lagern Sie Ihre Produkte, wenn Sie einen Überschuss haben?

Mir geht es darum, theoretisch so viele Kalorien zu produzieren, wie wir als Familie bräuchten. Das bedeutet, ich produziere viel mehr von dem, was ich anbauen kann, um die Lebensmittel auszugleichen, die ich nicht anbauen kann. Neben meinen Abnehmern aus der Nachbarschaft, auch meine Eltern, verkauft meine Frau das Gemüse in ihrer Firma. Dort gibt es allerdings auch viele, die solches Gemüse nicht haben wollen. Optisch hat es nicht die Qualität, wie wir sie aus dem Supermarkt gewohnt sind. Die Leute kriegen schon die Krise, wenn aus dem Salat oder dem Kohl eine Ameise herauskrabbelt. Wir hatten schon Leute, die bei uns angerufen und gefragt haben: „Du, bei uns sind Ameisen aus dem Salat gekrochen – dürfen wir den noch essen?“ Es ist nicht einfach.

Sie legen nichts ein?

Ja doch. Gurken sind eingelegt, Rote Beete werde ich vielleicht noch einlegen. Ich habe ausreichend Gemüse in den Tiefkühltruhen. Gönnen Sie mir meine Ruhepause am Holzofen und vor dem Computer. Da schneide ich dann meine Videos. Irgendwann, so gegen Ende Januar, juckt es mich wieder in den Fingern. Dann habe ich mich erholt und beginne wieder ganz langsam mit dem Planen: „Was könnte ich anpflanzen, was habe ich noch nicht gemacht?“ Ich überlege mir, wann ich die Tomaten und die Paprikas vorziehe und warte auf trockenes Wetter, damit ich pflügen und den Acker vorbereiten kann. November, Dezember, Januar, Februar – diese vier Monate sind meine Winterpause.

Das Schild, das vor dem Hühnerstall hängt, hat Roesberger selbst gebastelt: „Ein Garten ist etwas Schönes und eine Arbeit fürs Leben“. Foto: © Ralf Roesberger

Der Energie-Engpass steht uns bevor. Viele Menschen werden sich wohl einen Vorrat anlegen. Haben Sie Tipps zum Lagern über den Winter?

Bei Kürbissen gibt es Sorten, die sind recht lange lagerfähig, andere Sorten wiederum gar nicht. Erstmal würde ich per se auf Sorten setzen, die lagerfähig sind. Außer Kartoffeln können Sie auch Knoblauch lagern – der hängt trocken da oben. Es gibt allerdings nicht viel, was ohne äußeres Zutun haltbar gemacht werden kann. Sie müssen das Obst oder Gemüse schon einkochen oder einfrieren und zum Beispiel Marmelade daraus machen.

Auf meinem Pflaumenbaum hängen bestimmt zwei Schubkarren voll Früchte. Wollte ich alles zu Marmelade verkochen, könnte ich gar nicht so viel essen – ich hätte Marmelade für die nächsten zehn Jahre. Es ergibt auch oft keinen Sinn, groß auf Vorrat zu produzieren.

Wie kann man Kürbisse oder Kartoffeln am besten lagern?

Das hängt von der Temperatur ab. In einer Wohnung, zu der kein Keller gehört, können Sie Kartoffeln nicht lagern. Profis lagern die Knollen bei vier Grad, dann keimen sie nicht. Ich habe zwar einen Keller, der ist auch kühler, aber im Februar, März wird es auch darin wärmer und die Kartoffel beginnen Sporen zu bilden. Kartoffeln, an denen 20 Zentimeter Keim dran ist, schmecken dann auch nicht mehr.

Ideal wäre ein Erdkeller, ein Gewölbekeller, wie es die Leute früher hatten. Sie hatten direkt im Garten, in die Erde einen Raum gegraben – darüber war ein Gewölbe und darüber Erde. Durch eine kleine Tür konnten sie den Raum betreten. Darin blieben die Kartoffel noch lange frisch, wesentlich länger. Diese Möglichkeit hat aber nicht jeder, auch ich habe sie nicht.

Spätestens im März sind die Kartoffeln nicht mehr mit Appetit zu genießen. Man muss die Bedingungen dafür haben. Einen Erdkeller kann man nicht eben mal basteln. Im kleinen Stil habe ich das schon einmal gemacht: Ich habe eine Wäschetrommel vergraben, darin kann Wurzelgemüse gelagert werden. Dazu habe ich ein Video gemacht. Auch da erwärmt sich allerdings irgendwann die Erde und dann ist Schluss mit Lagern.

Die sicherste und einfachste Methode ist es, alles einzufrieren, auch wenn das Energie kosten mag. Jeder Mensch hat sowieso eine Tiefkühltruhe, allein schon, um sein Schokoladeneis unterzubringen.

Wie funktioniert das mit der Wäschetrommel – wie deckt man diese ab?

Je tiefer Sie kommen, desto konstanter ist die Temperatur. Gräbt man ein metertiefes Loch und legt die Wäschetrommel in die Grube, kommt keine Wühlmaus an das Gemüse ran. Sie können die Trommel mit Sand oder Stroh auskleiden und legen dann die Möhren, Rote Beete, Kartoffel und Steckrüben hinein. Dann bedecken sie alles noch mal mit etwas Stroh und legen einen Deckel darauf.

Das sind aber nur Behelfslösungen. Von drei Kilo Rote Beete lässt sich keine Familie ernähren. Die Sache mit der Energie ist eine problematische Geschichte, aber ich wüsste keine Variante, wie sich das umgehen ließe. Früher hatten die Menschen keine andere Wahl.

Wenn Sie grüne Bohnen haben, dann können Sie diese trocknen oder in Salz einlegen – so werden sie haltbar. Dafür brauchen Sie zehn Kilo Salz. Salz entzieht ihnen das Wasser. Wenn Sie die Bohnen essen möchten, holen Sie sie aus dem Salz heraus und legen sie ins Wasser. Sie saugen sich dann wieder mit Wasser voll. Was letztendlich aber dabei rauskommt, müssen Sie auch erst einmal essen. In früheren Zeiten konnten die Leute nicht pingelig sein, mit dem, was sie zu essen hatten.

Das Interview führte Ani Asvazadurian

„Heuer gab es eine super Zwiebelernte“, sagt der Selbstversorger stolz. Foto: © Ralf Roesberger

Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 61, vom 10. September 2022.



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