Robinie ist Baum des Jahres 2020

Die Robinie polarisiert. Sie ist Hoffnung im Waldumbau aber auch eine invasive Baumart, die Naturkleinode bedroht. Gemeinsam mit Schirmherrin Bundesministerin Julia Klöckner verkündete die Stiftung Baum des Jahres gestern im Zoologischen Garten Berlin den Baum des Jahres 2020.
Titelbild
"Robinia pseudoacaciahat", die gewöhnliche Robinie ist der Baum des Jahres 2020.Foto: iStock
Epoch Times25. Oktober 2019

Zarte Fliederblätter und duftend weiße Blütenstände, die von zuweilen bizarr verzweigten Kronen herabhängen und helle Tupfer in die sommerlichen Wälder zaubern. Wer könnte von dieser Schönheit etwas Schlechtes denken? Ihr Name: Robinie, die Gewöhnliche.

Und doch – „mit Robinia pseudoacaciahat [hat] das Kuratorium Baum des Jahres eine Baumart gewählt, die die Gemüter von Naturschützern, Städteplanern und Forstleuten in Wallung bringt“, sagte die neue Deutsche Baumkönigin, Charlotte Baumann.

Die vor über 300 Jahren in Mitteleuropa eingeführte Robinie ist für unsere heimische Flora eine Konkurrenz, denn sie ist eine Meisterin im Besiedeln der unwirtlichsten Lebensräume. „Das Geheimnis ihres Erfolges steckt unter der Erde: Bakterien, die an der Wurzel leben, fixieren Luftstickstoff. Dieser reichert sich im Boden an – für stickstoffarme Naturräume wie Magerrasen oder Binnendünen bedeutet dies meist das Ende“, so die Deutsche Baumkönigin.

Baumkönigin Charlotte Baumann verkündete mit Bundesministerin Julia Klöckner den Baum des Jahres 2020. Foto: Baum des Jahres Stiftung

Gefahr für Natur, Hoffnung für die Stadt

Zwar ist der Anteil von Robinien in deutschen Wäldern mit etwa 0,1 Prozent gering. Doch wo die Baumart sich etabliert, ist sie nahezu unverwüstlich. Die Robinie steht daher auf der Liste der invasiven Baumarten.

Und doch könnte die kontrovers diskutierte Art angesichts der Klimaveränderung zur Hoffnungsträgerin werden: Salz- und immissionstolerant kommt sie gut mit städtischem Klima und schwierigen Bodenverhältnissen zurecht. Als Bienenweide ist sie eine bedeutende Protagonistin in der Gewinnung von Honig und spielt so eine wichtige Rolle bei der Bestäubung anderer Arten.

Ihr zähes Holz weist zudem eine hohe Witterungsbeständigkeit auf und stellt im Außenbereich eine ideale Alternative zu Tropenhölzern dar. Damit die Robinie bei der Mischung klimastabiler Wälder eine Rolle zu spielen kann, ist jedoch eine weitere intensive forstwissenschaftliche Forschung notwendig.

Die Robinie kam erst vor ca. 300 Jahren nach Europa und wurde in Park- und Gartenanlegen als Zierbaum gepflanzt. Foto: Andreas Roloff/Baum des Jahres Stiftung

Über die Robinie

Halten sich ökologische Vor- und Nach­teile also die Waage? Mit einem klaren waldbaulichen Konzept kann die Robinie eine attraktive Protagonistin bei der Energieholzerzeugung und als widerstandsfähiger Stadtbaum sein. Dass sie in sensiblen Naturräumen, ohne langfristige Abwehrstrategie zum Problem wird, ist ebenso deutlich.

Charlotte Baumann: „Meine Aufgabe als Botschafterin der Robinie ist es, über die Kontroversen dieser Art zu informieren. Ich biete keine Lösungen an, aber eine von Menschen eingebrachte Art verdient, dass man ihrem Fall Gehör schenkt.“

Die häufig mit der Akazie verwechselte Robinie (deshalb auch Scheinakazie) zierte im 17. Jahrhundert zunächst Barockgärten und Parks. Bald fand sie aufgrund ihres ungewöhnlich harten Holzes Verwendung im Grubenbau und Forstleute wagten die ersten Versuche sie im Wald einzubringen.

Als Pionierbaumart beeindruckt sie durch ungewöhnlich schnelles Wachstum in den ersten Lebensjahrzehnten, enttäuscht aber bei der Stammqualität. Nichtsdestotrotz lässt sich das Holz vielfach verwenden: Es ist zäh, witterungsbeständig und auch heute noch beliebt für den Bau von Brücken, Spielplatzgeräten und Terrassenmöbeln. (BdJ/ts)



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion