Delfine in der Adria: Ungewöhnlich freundlich zu Menschen

Zwei Delfine sind vor der Nordküste Kroatiens gesichtet worden. Die Tiere, entfernt von ihren Artgenossen, suchen die Nähe von Menschen. Örtliche Tierschützer raten zur Vorsicht.
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Gelegentlich besuchen Delfine die Buchten von Lošinji und grüßen Ausflugsboote und andere Schiffe. Das Foto ist eine Illustration.Foto: iStock
Von 27. Juli 2023

Vor ein paar Jahren tauchten Delfine in der nördlichen Adria auf. Zur Freude der Einheimischen sind damit die Tiere, die vor Jahrzehnten aus der Gegend verschwunden waren, zurückgekehrt. Ihre Zahl ist seither stetig gewachsen und wird inzwischen auf fast 200 geschätzt.

Gelegentlich halten sich auch einzelne Delfine in unmittelbarer Nähe von Menschen auf, die schwimmen oder Boot fahren. Zwei solcher Delfine wurden Anfang Juli in der Nähe von Rijeka gesichtet. Die Delfine sind ungewöhnlich freundlich und direkt zu den Menschen. Sie halten sich in Ufernähe auf, lassen Menschen an sich heran und folgen den örtlichen Booten.

Örtliche Umweltschützer warnen Touristen jedoch davor, mit den Delfinen zu schwimmen und haben einen Verhaltenskodex herausgegeben, um sicherzustellen, dass sowohl die Tiere als auch die Menschen nicht zu Schaden kommen.

Delfine kommen der Küste normalerweise nicht zu nahe. Im offenen Wasser trifft man häufiger auf die Tiere. Foto: iStock

Einsame Delfine, die die Nähe der Menschen suchen

Ein weiteres interessantes Delfinpaar wurde von Anwohnern in der Nähe von Rab gesichtet. Laut ihren Berichten verweilen die beiden Delfine regelmäßig in den örtlichen Häfen und erlauben Menschen, sich ihnen zu nähern.

Obwohl die Delfine bei bester Gesundheit sind, könnte es sich nach den Untersuchungen der örtlichen Zoologen um sogenannte einsame Delfine handeln. Normalerweise leben die Tiere in Gruppen, sogenannten „Delfinschulen“, von Dutzenden oder Hunderten Individuen.

Einsame Delfine sind bei mehreren Delfinarten weltweit dokumentiert worden. Obwohl viele dieser Fälle bekannt sind, können Forscher nur spekulieren, warum sie sich von ihren Gruppen trennen. Die möglichen Gründe sind vielfältig. Zum Beispiel „können Delfine krank oder verletzt werden, oder sie werden von der Gruppe ausgeschlossen. Sie können aufgrund eines Traumas, das durch den Tod anderer verwandter Individuen (beispielsweise bei einem Mutter-Kalb-Paar) oder enger Sozialkontakte verursacht wird, zu Einzelgängern werden“, schreiben die kroatischen Forscher des örtlichen „Blue World Institute“.

Delfine, die von ihrer Gruppe auf diese Weise getrennt werden, gehen oft Beziehungen zu Menschen ein. Sie werden dabei häufig zu lokalen Attraktionen. Während solche Begegnungen meist der Unterhaltung von Touristen dienen, können die Tiere auch ernsthaften Schaden erleiden, warnen die örtlichen Forscher.

Delfine nähern sich Menschen normalerweise nicht zu sehr. Wie der Fall in Rijeka zeigt, gibt es auch Ausnahmen. So niedlich und wunderbar diese Tiere auch sind, bitten Zoologen um Zurückhaltung. Die „Freundschaft“ zu den Menschen könnte ihnen mehr schaden als nützen. Örtliche Delfinschützer geben in diesem Zusammenhang mehrere Ratschläge.

Verhaltenskodex für Delfinschutz

Dabei sei es besonders wichtig, die Delfine nicht zu füttern, sie nicht zu berühren oder mit ihnen zu schwimmen und ihnen genug Platz zu lassen, damit sie sich ungehindert bewegen können.

Besonders bei der Begegnung mit dem Boot könne die „Begrüßung“ entscheidend sein. „Wir können den Schiffsmotor als ein Mittel zur ‚Kommunikation‘ mit Meeressäugern betrachten“, erinnern die Tierschützer. Delfine verlassen sich nämlich hauptsächlich auf ihr Gehör und nicht auf ihre Augen. Deshalb sei es wichtig, plötzliches Beschleunigen oder Abbremsen in der Nähe der Tiere zu vermeiden. Am besten sei es, sich der Gruppe langsam und von der Seite zu nähern.

„Die Delfine werden uns darauf aufmerksam machen, wenn sie nicht gestört werden wollen“, betonen die Fachleute. Man sollte bewusst darauf achten, ob dies der Fall sei. Sie wollten eindeutig, dass wir den Ort verlassen, wenn sie „laut ausatmen, bellende Geräusche von sich geben, mit dem Schwanz gegen die Oberfläche schlagen, wild zu springen beginnen oder plötzlich die Richtung ändern und für längere Zeit unter Wasser tauchen“. Falls sich Jungtiere in der Gruppe befinden, sei es ebenfalls ratsam, das Gebiet zu verlassen.

Die wichtigste Richtlinie ist immer, die Tiere zu respektieren. Das „Blue World Institute“ fordert daher, dass Menschen höchstens 30 Minuten in unmittelbarer Nähe der Delfine verbringen.

„Das kann zwar ein tolles Erlebnis für dich sein, aber denk daran, dass Delfine wilde Tiere sind, die zu ihren normalen Aktivitäten zurückkehren müssen, um zu überleben“, lautet der Rat.

Besonders bei kleinen Delfinen ist es ratsam, die Tiere nicht zu stören oder ihnen zu nahezukommen. Foto: iStock

Delfine als Helfer der Menschen

Die Verhaltenstipps der kroatischen Experten mögen ungewöhnlich erscheinen, wenn man bedenkt, wie viele Filme Menschen zeigen, die mit Delfinen schwimmen oder direkt mit ihnen interagieren. In der Medizin gibt es auch die sogenannte Delfintherapie, die auf der Interaktion von Delfinen und Menschen zu therapeutischen Zwecken beruht.

Solche Therapien wurden erfolgreich bei Autismus oder Down-Syndrom, aber auch bei neurologischen Krankheiten oder Erkrankungen des Bewegungsapparats eingesetzt. Diese Delfine haben jedoch ein spezielles Sozialisationstraining durchlaufen, wie auf einer Gesundheitsseite der „Newlife-clinic“ aufmerksam gemacht wird. Es handelt sich in diesen Fällen also nicht um wilde Delfine. Delfintherapien in Kroatien sind allerdings derzeit nicht bekannt.

Im Allgemeinen kann man sagen, dass die geistigen Fähigkeiten der Tiere sehr weit entwickelt sind. Auch in ihrer Lebensweise sind sie sehr fortschrittlich. Sie wissen zum Beispiel, wie sie einander bei der Geburt helfen und wie sie sich um kranke Tiere kümmern. Zudem haben sie eine besondere Fähigkeit. Sie benutzen Ultraschall zum Kommunizieren und manchmal sogar, um den menschlichen Körper zu untersuchen. Sie können dadurch leicht eine schwangere Frau erkennen, worüber sie sich besonders freuen.

Delfine werden mit großem Erfolg in Therapien für Kinder mit Behinderungen eingesetzt. Dazu gehören auch Kinder mit Autismus. (Symbolbild). Foto: iStock

Delfine waren nicht immer willkommen in der Adria

Obwohl sie unglaublich intelligente und vielseitige Tiere sind, mochte sie nicht unbedingt jeder in der Vergangenheit. In den 1950er-Jahren wurden allein in der nördlichen Adria rund 800 Delfine von Fischern getötet. Damals wurde sogar eine Kampagne zur Beseitigung des Bestands gestartet, da sie als schädliche Tiere galten. Der jugoslawische Staat zahlte eine Belohnung für jeden gefangenen Delfin.

Hintergrund der Aktion war die Sorge, dass sich die Delfine von Tintenfischen und Garnelen, aber auch von Heringen und Sardinen ernährten. Dadurch waren sie in den Augen der Fischer unerwünscht.

Die Rückkehr der Delfine in das Gebiet im Jahr 2015 ist vor allem der Arbeit der lokalen Tierschutzorganisation zu verdanken. Das Institut befindet sich in der Ortschaft Veli Lošinj. Die Mitarbeiter des „Blue World Institute“ setzen sich schon seit 1987 für den Schutz der Adria ein. Neben ihren Schutzprogrammen engagieren sie sich auch in der Forschung und Bildung. Dank ihres Einsatzes sind die Großen Tümmler in Kroatien nun auch gesetzlich geschützt und werden auf der „Roten Liste“ der gefährdeten Säugetiere als „gefährdete Art“ geführt.

Die lokalen Delfine sind den Forschern namentlich bekannt. Genauer gesagt handelt es sich derzeit um etwa 200 Tiere, von denen sie ständig Informationen sammeln. Darunter befinden sich jüngere und ältere Meeressäuger. Die ältesten Delfine – Vivian, Tac und Mida – sind über 30 Jahre alt. Mit etwas Glück können Besucher des Instituts die Tiere auch persönlich kennenlernen.



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