Wettlauf gewonnen: Igel ist Gartentier des Jahres 2020
Bei Gefahr kugelt er sich zusammen, seine Stacheln schützen ihn vor Feinden und den Tag verschläft er versteckt im Unterholz. Jeder kennt ihn, den Igel, aber immer seltener wird er dabei beobachtet, wie er durch den Garten trippelt.
In den letzten sechs Wochen konnten Naturfreunde über das Gartentier des Jahres 2020 abstimmen. Die von der Heinz Sielmann Stiftung initiierte Aktion soll vor allem die Gartentiere stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken. Wie die Stiftung auf ihrer Webseite mitteilt, möchte sie damit zudem auf „den dramatischen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Kulturlandschaft hinweisen“.
Mit 31,75 Prozent der Stimmen lag der Braunbrust- oder Westeuropäische Igel (Erinaceus europaeus) klar vor den anderen Kandidaten der inzwischen zehnten Ausgabe des Wettbewerbs. Den zweiten Platz belegte mit 23,07 Prozent die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta), dicht gefolgt vom Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus) mit 17,23 Prozent.
Die Heinz Sielmann Stiftung vergibt die Auszeichnung zum Gartentier des Jahres seit 2010. Den Publikumspreis 2019 gewann die Blaugrüne Mosaikjungfer, eine Großlibelle.
Dringend benötigt: „Ich bremse auch für Igel“-Aufkleber für Mähroboter
Für ein Tier, das so populär ist, macht sich der Igel in den letzten Jahren ziemlich rar. Selbst die Wissenschaft weiß erstaunlich wenig über ihn – es gibt nicht viele Studien über den Igel. Als nachtaktive Tiere sind sie schwer zu beobachten. Doch vor allem gab es bislang wenige Gründe, die Art wissenschaftlich zu untersuchen. Lange galten die Bestände als gesichert.
Seit spätestens Mitte der 1990er Jahre geht die Zahl der Igel stark zurück. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Untersuchungen, für die bestimmte Straßenabschnitte in Bayern und Hessen Jahrzehnte lang regelmäßig abgefahren wurden. Der Bestand der Igel lässt sich anhand der Verkehrsopfer einschätzen, so die Autoren. Viele tote Igel am Straßenrand deuten auf einen hohen Bestand hin, wenige tote Igel auf einen niedrigen. Bis heute ist der Bestand regelrecht zusammengebrochen.
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Die Igel leiden unter dem Insektensterben, denn sie finden immer schwerer ausreichend Nahrung. Zusätzlich fordern die Zerstörung der Lebensräume, intensive Landwirtschaft, der warme Winter und nicht zuletzt die Bequemlichkeit der Menschen ihren Tribut.
Besonders in den letzten Jahren sind neue technische Gefahren hinzugekommen: Mähroboter machen vor kleinen, zusammengerollten Igel nicht Halt. Auch Laubbläser und Motorsensen sind eine Gefahr für die Tiere.
Bereits einfache Maßnahmen können die stachligen Mitbewohner schützen. So sollten Mähroboter am späten Nachmittag wieder die Ladestation aufsuchen und nachts pausieren. Wenn Igelmütter mit ihren Jungtieren tagsüber im Garten unterwegs sind, sollte der Roboter gänzlich in Urlaub geschickt werden. Vor dem Einsatz von Motorsensen, soweit er denn absolut nötig ist, sollten am besten Hecken, Holzstapel oder Reisighaufen nach Igeln abgesucht werden.
Laubhaufen statt Schneckenkorn
Igel lassen sich dort nieder, wo sie genügend Nahrung und Versteckmöglichkeiten finden. Kommunen und Gartenbesitzer, die Schneckenkorn ausbringen, dürfen sich nicht wundern, dass keine Igel unterwegs sind.
Beinahe jedes Ordnungsstreben im Garten schadet den Igeln. Ein kurz geschorener Rasen bietet keine Nahrung und keine Deckung für Insekten und damit auch nicht für Igel. Die Wildtiere profitieren, wenn sich wenigstens in einigen Bereichen der Gärten richtige Wiesen entwickeln können. Darüber hinaus hilft alles, was möglichst naturnah ist.
„Jeder Gartenfreund kann selbst etwas für das Gartentier des Jahres tun“, erklärt Nora Künkler, Biologin bei der Heinz Sielmann Stiftung. Allein die etwa eine Million Kleingärten in Deutschland bedecken eine Gesamtfläche von 40.000 Hektar. Zusammen mit etwa 19 Millionen weiteren Gärten haben private Grünflächen eine wichtige Funktion als Ersatzlebensräume für Tier- und Pflanzenarten.
Naturnah Gärtnern für den Igel und seine Freunde
„Gärtner müssen sich ihrer Verantwortung für den Artenschutz bewusst sein“, so Künkler weiter. „Mit einer naturnahen Gestaltung können sie einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten.“
Die Heinz Sielmann Stiftung empfiehlt im naturnahen Garten auf Insektizide, Pflanzenschutzmittel und chemische Dünger zu verzichten. Eine gut durchdachte Kombination von Pflanzenarten reiche aus, um ihre natürliche Abwehr zu stärken. Zudem bieten „wilde Ecken“ im Garten Nahrung und Rückzugsräume für Tiere.
(Mit Material der Heinz Sielmann Stiftung)
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