Vom Gärtner empfohlen: Acht Wildkräuter aus dem Hausgarten kennen und nutzen lernen

Es lohnt sich, die ursprünglichen Dinge wiederzuentdecken. Essbare Wildkräuter können wir sehr einfach verwenden, weil sie in der Schöpfung, in der Natur, frei vorhanden sind. Wir können sie ohne großen Aufwand nutzen. Ein Gärtner gibt Tipps dazu.
Diverse Wildkräuter in einer Schüssel
Wildkräuter: Gesund statt lästig.Foto: iStock
Von 16. April 2020

Das Gärtnern im Jahreskreislauf macht viel Freude, denn man kann dabei einfach nicht auslernen. Nicht nur unser Kulturgemüse und verschiedene Sorten Obst versorgen uns mit guten Geschmäckern und Vitaminen. Auch was auf den Beeten und am Wegesrand als lästig empfundene Wildkräuter wächst, gilt es einmal genauer anzuschauen und zu entdecken.

Als professioneller Gärtner hatte ich viele Jahre unterschiedliche mechanische Techniken angewendet, um diesen Wildkräutern, auch Beikräuter genannt, das Leben schwer zu machen. Hacken, mulchen, abflammen, ausbürsten und andere martialische Methoden standen dabei auf der Tagesordnung.

Jetzt, mit zunehmendem Alter und etwas mehr Weisheit, fange ich im Gegensatz dazu sogar an, diesen Wildpflanzen einen sinnvollen Lebensraum in meinem Garten zu geben und sie auch einzuplanen. Immer mehr schätze ich ihren intensiven Geschmack und spüre die Kraft, die in ihnen steckt.

Hier nun ein kleiner Überblick, was aktuell an essbaren Wildkräutern in meinem Hausgarten zu finden ist. Die Vielfalt in dieser Sparte ist natürlich groß und kann regional sehr unterschiedlich sein.

Frühaufsteher der Wildkräuter: Scharbockskraut

Das Scharbockskraut ist jetzt schon einige Wochen an vielen Stellen im Garten anwesend. Es ist eines der ersten Wildkräuter, die im Frühling genutzt werden können. Bis es anfängt zu blühen, können wir die Blätter für unsere Gerichte ernten. Mit dem Einsetzen der Blüte wird es schwerer bekömmlich, so wenden wir uns dann einfach anderen Kräutern zu.

Das Scharbockskraut schmeckt säuerlich-scharf und enthält Vitamin C. Es erfrischt unseren Körper im Frühling, ähnlich wie es die ersten Sonnenstrahlen tun. Die Blätter am besten roh im Salat oder als Einlage in der Suppe verwenden.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Scharbockskraut. Foto: Michael Hackmayer

Gourmet-Variante: Vogelmiere

Die Vogelmiere hat sich über die Wintermonate unter dem Rosenkohl auf dem Beet breit gemacht, auch unter den Beerensträuchern. Die Natur hat diese Pflanze als schnellen Bodendecker für offene Böden eingerichtet. Schon vor Jahren hatte ich davon gehört, dass Vogelmiere in Gourmet-Restaurants angeboten wird. Der Geschmack der zarten Stängel, Blättchen und Blüten ähnelt dem Kopfsalat und lässt sich sehr gut in Salaten verwenden.

Das weitverbreitete Wildkraut überzeugt mit seinen Inhaltsstoffen: „Doppelt soviel Calcium, dreimal soviel Kalium und Magnesium und siebenmal soviel Eisen wie der Kopfsalat, zwei- bis achtmal soviel Vitamin A und C wie der Kopfsalat […]“, schreiben Fleischhauer, Guthmann und Spiegelberger in ihrem Bestimmungsbuch „Essbare Wildpflanzen“ über die Vogelmiere.

Dabei gilt: Stängel, Blätter und Blüten im Salat, Smoothie, oder in der Suppe verwenden.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Vogelmiere. Foto: Michael Hackmayer

Wohltuende Wildkräuter: Taubnesseln

Die frischen Blätter und blühenden Triebspitzen der Taubnessel lassen sich sehr leicht ernten und dekorativ verwenden. Außerdem haben sie einen duftigen, würzigen Geschmack. Die Taubnessel ist „taub“ und brennt uns nicht, wie die Brennnessel es tut. Ich verwende die Triebspitzen in gemischten Salaten oder in einer grünen Kräutersuppe. In der Volksmedizin wird ein Tee davon als hilfreich bei Menstruationsbeschwerden und anderen Frauenkrankheiten empfohlen.

Die Taubnessel-Spitzen und Blüten können dekorativ im Salat oder als wohlschmeckende Zutat in grünen Suppen verwendet werden.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Taubnessel. Foto: Michael Hackmayer

Unverwechselbarer Klassiker: Löwenzahn

Der Löwenzahn ist in meinem Garten noch in den Startlöchern, er wartet noch auf mehr Sonne und Wärme. Wie unsere Kultursalate gehört er zur Familie der Korbblütler und ist reich an Bitterstoffen, die den heute gebräuchlichen Gemüsen leider schon weitgehend abgezüchtet wurden. Heute soll ja alles „süß und unverdächtig“ schmecken.

Über die Heilwirkung und Anwendung des Löwenzahns schreibt der Apotheker M. Pahlow: „Will man die Wirkung des Löwenzahns zusammenfassen, so kann man sagen, dass diese Heilpflanze die Niere und die Leber zu erhöhter Aktivität anregt, dass sie einen günstigen Einfluss auf das Bindegewebe ausübt, das dadurch stärker durchblutet wird und dass sie durch das Zusammenspiel aller Wirkstoffe das Allgemeinbefinden geschwächter Menschen bessert.“ Nach einer Frühjahrs- oder Herbstkur mit Löwenzahn, fühle man sich „wohl und verjüngt“, fügt er hinzu.

Die zarten Blätter und Blüten z. B. können im Salat verwendet werden und die Wurzeln für einen heilkräftigen Tee.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Die gelbe Blüte des Löwenzahns erkennen die Meisten direkt. Foto: Michael Hackmayer

Wildkräuter aus der Kindheit: Sauerampfer

Unter meinem alten Apfelbaum habe ich erfreulicherweise ein Platz mit Sauerampfer im Gras entdeckt. Viele werden die erfrischende Säure der Blätter schon gekostet haben. Er enthält Vitamin C, aber auch Oxalsäure, weswegen er nicht in sehr großen Mengen verzehrt werden soll.

Die Blätter im Vorbeigehen als Erfrischung zupfen und naschen.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Sauerampfer. Foto: Michael Hackmayer

Das sich selber Respekt verschaffende Kraut: Brennnessel

Die Brennnessel ist ja bekanntlich eine Pflanze, die sich selber Respekt verschafft, denn sie trägt Brennhaare auf der oberen Seite der Blätter. Wenn wir sie von unten anfassen, dann können wir sie aber ohne Probleme anpacken.

Eine Geschichte über Brennnesseln kann ich nicht mehr vergessen, die mir mal ein Kollege erzählt hat. Er habe einen Menschen gekannt, der in einer sehr armen Region Europas hauptsächlich mit Brennnessel-Suppe aufgewachsen war. Dieser Mensch muss über eine außergewöhnliche Vitalität verfügt haben, der Körper stark wie ein Pferd und Haare auf dem Kopf wie ein Löwe… einfach topfit!

Die Brennnesselblätter als Teekräuter oder als Spinat-Ersatz – sowie im Winter als Pulver zum Würzen von Suppen – verwenden.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Brennnessel. Foto: Michael Hackmayer

Unscheinbare Wildkräuter: Gundermann

Den Gundermann habe ich bei mir neu entdeckt und er macht sich hauptsächlich in den Blumenbeeten meiner Frau breit. Er blüht ja auch ganz lieblich in Blau, so denkt er sich wohl, dass er bei den anderen Blumen am richtigen Platze steht.

Die Volksmedizin empfiehlt die Nutzung der Wildkräuter bei Magen- und Darmkatarrhen oder grippalen Infekten. Außerdem wird Gundermann auch eine ausgleichende Wirkung auf den Stoffwechsel nachgesagt.

Blätter, Triebspitzen und Blüten sind duftend herb-aromatisch und können vielfältig als Würze in Speisen verwendet werden.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Gundermann. Foto: Michael Hackmayer

Für die Gemüse-Liebhaber: Giersch

Gierschpflanzen können dem Gemüsegärtner auf den Beeten schon ein Hindernis sein, da er ein Wurzelunkraut ist. Nur wenn man ihn mit der tief liegenden Wurzel ausgräbt, kann man ihn nachhaltig entfernen. An den Rändern oder an der Hecke stört er mich jedoch nicht und kann dort einige Monate im Jahr geerntet werden.

Auch der Giersch ist reich an Inhaltsstoffen und soll ein mehrfaches an Vitamin A, C und Eiweiß als gewöhnlicher Kopfsalat beinhalten. Das Aroma von Gierschblättern erinnert an Möhre und Petersilie.

Gierschblätter dienen als Spinat-Ersatz, in Salaten und Gemüsegerichten.

Wildkräuter im Garten. Foto: Michael Hackmayer

Giersch. Foto: Michael Hackmayer

Empfehlenswerte Literatur zur Verwendung von Wildkräutern:

„Wildkräuter in der Vollwertküche“ von Margarete Vogl – erschienen im EMU-Verlag. Das Bestimmungsbuch „Essbare Wildpflanzen“ von Fleischhauer, Guthmann und Spiegelberger – erschienen im AT-Verlag.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion