Das Lila Gold der Antike: Reichtum und Juwelen durch Meeresschnecken

Archäologen haben auf einer Insel nahe Kreta in einem 5.000 Jahre alten Lagerhaus kostbare Juwelen und Goldperlen entdeckt. Diese stehen mit der Herstellung eines wertvollen violetten Farbstoffs aus Meeresschnecken in Verbindung. Die Farbe Lila war in der Antike ein Privileg der Superreichen.
Titelbild
(Symbolbild).Foto: iStock
Epoch Times24. Dezember 2019

Die Funde auf Chrysi – einer heute unbewohnten Insel – zeigen den hohen Wert des seltenen Purpurfarbstoffes. Zudem steht sie sinnbildlich für die blühende Wirtschaft der Siedlung vor 3.800 bis 3.500 Jahren zur Zeit der minoischen Kultur auf Kreta.

Archäologen glauben, dass das größte Gebäude in der Siedlung von einer lokalen Elite bewohnt wurde. Diese könnte die minoische Siedlung auf der winzigen Insel regiert haben, wie das griechische Kulturministerium in einer Mitteilung erklärte.

Die Insel Chrysi nahe Kreta. Foto: ΥΠΠΟΑ

Quelle des purpurnen Reichtums

Bei den Ausgrabungen entdeckten die Archäologen in mehreren kleinen Gebäuden der Siedlung Tausende Schalen der Stachelseeschnecke Hexaplex trunculus.

Diese, in den untersten Schichten gelegenen, Muscheln bilden eine lebhafte violette Substanz in ihren Körpern, die zur Herstellung des lila Farbstoffes verwendet werden. Anders als erwartet, entdeckten die Forscher im größten Gebäude der Siedlung jedoch keinerlei Muschelreste.

Schicht mit den Stachelseeschnecken. Foto: ΥΠΠΟΑ

Stattdessen war das große Gebäude mit Terrassen, Arbeitstischen, Öfen, Eimern und einer Steintreppe ausgestattet. All das deutet für die Archäologen darauf hin, dass hier einst die Produktion des violetten Farbstoffs stattfand.

Außerdem könnten hier auch die Verkäufer oder Förderer des Farbstoffes gelebt haben. Von hier haben sie Handel mit Käufern, die die Insel mit dem Schiff besuchten, getrieben und Zahlungen in Form von Edelmetallen, Schmuck und Edelsteinen entgegengenommen.

Der Wohlstand der Inselsiedlung wurde nicht durch die Überreste ihrer einfachen Gebäude, sondern durch die hohe Qualität der dort gefundenen Artefakte gezeigt, so die Wissenschaftler.

Luftbild des großen Lagergebäudes. Foto: ΥΠΠΟΑ

Die frühe Zucht von Muscheln

Seit 2008 untersuchen Archäologen die Siedlung auf Chrysi. Dabei haben sie verschiedene Entdeckungen gemacht, unter anderem die Reste großer, in Stein gehauener Tanks nahe der Wasserlinie am Strand.

Aufgrund ihrer früheren Arbeiten vermuten die Wissenschaftler, dass die Becken zur Zucht der Schalentiere verwendet wurden, um ihre Anzahl zu erhöhen und die Arbeit der Ernte aus dem Meer zu reduzieren.

Die Tanks wurden auch mit zusätzlichem Meerwasser aus einer Zisterne versorgt, wie die regionale Direktorin für Antiquitäten und Leiterin der Ausgrabungen, Chryssa Sofianou, gegenüber Live Science erklärte. „Wir glauben, dass die Muscheln gezüchtet wurden.“

Die Archäologen entdeckten tausende Schalen der Stachelseeschnecke „Hexaplex trunculus“. Foto: ΥΠΠΟΑ

Gold, Schiffsdarstellungen und der größte Metallhort Kretas

Die jüngsten Ausgrabungen konzentrierten sich auf das größte der antiken Gebäude in der Siedlung.

Hier entdeckten die Archäologen antike Artefakte, darunter einen Ring, ein Armband und 26 Perlen aus Gold. Außerdem entdeckten sie Perlen aus Silber, Bronze und Glas sowie Halbedelsteine wie Amethyst und Lapislazuli.

Goldperlen. Foto: ΥΠΠΟΑ

Die Forscher fanden außerdem ein Siegel aus Achat, das mit einer Schiffsschnitzerei verziert war. Weiterhin entdeckten sie drei große Vasen aus Kupfer, Barren aus Bronze und Zinn – einer der größten Horte von Rohmetall, die je auf Kreta gefunden wurden.

Laut den Archäologen war es bislang noch nicht möglich zu sagen, wie viele Menschen in der Siedlung leben. Diese Frage versuchen sie jedoch in Zukunft zu beantworten. Obwohl die „lilafarbene“ Siedlung auf Chrysi alt ist, ist sie nicht die früheste, die auf Kreta gefunden wurde. Die Archäologen sind der Überzeugung, dass die Minoer als Erste die berühmte Farbe vor etwa 4.000 Jahren hergestellt haben.

Der Metallhort in situ. Foto: ΥΠΠΟΑ

Von zartem Rosa bis zum tiefen Lila

Der violette Farbstoff war im bronzezeitlichen Mittelmeerraum eine kostbare Rarität, erklärte die Bioarchäologin Deborah Ruscillo von der Washington University in St. Louis, Missouri.

Ruscillo, die nicht an den Ausgrabungen beteiligt war, untersucht die Herstellung des antiken Purpurfarbstoffes. Dabei experimentierte die Forscherin, um Farben von rosa über blau bis hin zu fast schwarz herzustellen.

„Lila existierte zu der Zeit aus keiner anderen Quelle“, sagte sie zu Live Science. „Billigere Pflanzenersatzstoffe wie Krapp oder Waid gab es erst im Mittelalter, daher war bis dahin Murex-Purpur die einzige Quelle.“

Die Schalentiere produzieren eine kleine Menge der violetten Substanz in ihrem Körper und benutzen sie als giftige Abwehr gegen Raubtiere.

Die Stumpfe Stachelschnecke (Hexaplex trunculus). Foto: Wikimedia Commons/H. Zell

Königliches Violett

Es braucht Tausende dieser Seeschnecken, um genug violetten Farbstoff für ein einziges Kleidungsstück zu produzieren. Doch das war häufig eine schwierige und manchmal gefährliche Aufgabe. „Es war gefährlich und unangenehm, die Schnecken aus dem Meer zu ernten, es war Kraft erforderlich, um die Schalen aufzubrechen, [und] der Geruch war entsetzlich“, sagte sie.

Die Schwierigkeit, den Farbstoff herzustellen, führte dazu, dass er nur von den Reichen und Königlichen verwendet und als „Königliches Purpur“ bekannt wurde.

Das Gemälde „Hercules and the Discovery of the Secret of Purple“ von Peter Paul Rubens (1577-1640). Foto: Wikimedia Commons

Es war auch als „tyrisches Purpur“ bekannt, nach der alten phönizischen Küstenstadt Tyrus, einer Quelle des Farbstoffs. Später in der Geschichte wurde die Verwendung der seltenen und teuren Farbe Violett durch römische Gesetze eingeschränkt. Dies hatte zur Folge, dass das öffentliche zur Schau stellen von lilaner Kleidung und Schmuck bestraft wurde.

Später galt Violett als Farbe des römischen Kaisers: Der Aufstieg eines neuen Kaisers wurde als „das Purpur anziehen“ bekannt, und Kinder der kaiserlichen Familie wurden angeblich „in das Purpur geboren“. (ts)



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