Löwen in Westafrika halten sich nicht an die Grenzen ihrer Schutzgebiete

Die vom Aussterben bedrohten Löwen in Westafrika leben vermehrt in Schutzgebieten. Doch sie wandern zunehmend in die privat verwalteten Jagdgebiete der Umgebung ab - dort sind die Lebensbedingungen besser.
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Löwen verlassen zu oft die Schutzzonen. Die Gründe wurden jetzt in einer Forschung ermittelt. (Symbolbild)Foto: Philipp Laage / Illustration/dpa
Epoch Times1. April 2020

Westafrikanische Löwen sind kleiner als andere afrikanische Löwen und unterscheiden sich auch genetisch von diesen. Sie bilden kleinere Gruppen und die Männchen haben wenig bis gar keine Mähne. Knapp 90 Prozent dieser Löwenart leben in Westafrikas größtem Schutzgebiet, dem W-Arly-Pendjari-Gebiet.

Westafrikanische Löwen sind eine vom Aussterben bedrohte Tierart mit geschätzt 400 verbleibenden Tieren. Der WAP-Komplex umfasst fünf Nationalparks und 14 Jagdgebiete auf rund 10.200 Quadratkilometern in den Ländern Burkina Faso, Niger und Benin.

Eine neue Studie der University of Michigan besagt, dass die Löwen in Westafrika das Leben innerhalb der Parkgrenzen jedoch keineswegs bevorzugen. Eine groß angelegte Kameraerhebung unter den westafrikanischen Löwen ergab, dass die Tiere den geschützten Nationalpark oft verlassen und in das Jägerrevier eindringen. Insgesamt wurden 238 Digitalkameras mit Bewegungssensoren in drei Nationalparks des WAP-Gebietes eingesetzt. Die Feldarbeit wurde von Februar bis Juni in den Jahren 2016, 2017 und 2018 durchgeführt.

Löwen in Westafrika unter Schutz

1,7 Millionen Bilder wurden aufgenommen. Die westafrikanischen Löwen aktivierten den Auslöser allerdings nur in 96 Fällen.

Ursprünglich ging man davon aus, dass die Löwen das Leben innerhalb der Parkgrenzen bevorzugten und nicht innerhalb der privat verwalteten Jagdgebiete streunten. Normalerweise meiden Löwen menschliche Nähe. Die Forscher suchten deshalb den Grund für das Auftauchen in der von Menschen dicht verhältnismäßig besiedelten Jagd-Zonen.

Die leitende Autorin Nyeema Harris entwarf das Projekt und leitete die Feldarbeit mit einem internationalen Team, dem Regierungsangestellte und Studenten aus Burkina Faso und Niger angehörten. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit wurden im „Journal of Applied Ecology“ veröffentlicht.

Viele Experten sind der Meinung, dass diese Studie Auswirkungen auf das Naturschutz-Management der westafrikanischen Löwen haben wird. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Lebensraumqualität in Nationalparks unzureichend ist. Dies führt dazu, dass Löwen die Schutzzonen verlassen“, sagte die Wissenschaftlerin Kirby Mills vom UWE-Labor für angewandte Wildtierökologie (AWE).

Hochwertiger Lebensraum

Die Forscher vermuten, dass der hochwertige Lebensraum und die reichlich vorhandene Beute mit Wasser die Tiere anlockt. Nicht selten dringen die Löwen in die Jagdgebiete der Menschen ein. Diese sind meist mit einer hochwertigeren Infrastruktur versehen. Mit dem Geld aus den verkauften Jagdtrophäen werden Bewässerungssysteme und solarbetriebene Pumpen an Wasserstellen sowie das zusätzliche Patrouillenpersonal bezahlt.

Gleichzeitig kämpfen Nationalparks mit großen Schwierigkeiten. Der Lebensraum für die Tiere verschlechtert sich. Wilderer und zu wenig Personal vertreiben förmlich die Wildtiere aus den geschützten Zonen.

Nationalpark oder Jagdzone?

Entgegen den Erwartungen der Forscher zeigten die Löwen des WAP-Komplexes keine erkennbare Präferenz zwischen Nationalparks und Jagdgebieten. Die Forscher empfehlen, „der Verschlechterung des Lebensraums in den Parks entgegenzuwirken. Die Wasserverfügbarkeit muss gewährleistet werden, um den Lebensraum für Löwen und deren Beute zu verbessern.“ Mitautorin Kirby Mills räumt jedoch ein, „dass diese Interventionen in großem Umfang wirtschaftliche Ressourcen benötigen, die Parkmanagern in WAP nicht zur Verfügung stehen.“

Weiter fand man heraus, dass die Löwenpopulation weitgehend von der Verfügbarkeit von Beutetieren abhängt. Diese werden durch ökologische Variablen wie Wasserverfügbarkeit und Lebensraumvielfalt geprägt. Nicht selten sind diese Voraussetzungen bei den infrastrukturell besser ausgerüsteten Jagdzonen eher vorhanden als in den Nationalparks. (cs)



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