Photovoltaik vom Acker: Deutsche Gesetze verhindern Doppelnutzung für Energie- und Landwirtschaft

Ein Feld in Heggelbach wird vom Fraunhofer-Institut für ein innovatives Projekt genutzt: Unter einer Solaranlage wachsen Weizen, Kleegras, Sellerie und Kartoffeln mit erstaunlichen Ergebnisse und vielen bürokratischen Hindernissen.
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Photovoltaikanlagen auf einem Feld. Ein Projekt des Fraunhofer ISE bringt interessante Ergebnisse. Eine Doppelnutzung scheint von der Gesetzgebung jedoch unerwünscht. (Symbolbild)Foto: iStock
Epoch Times10. Oktober 2019

Im Jahr 2016 wurde in der Bodensee Region ein interessantes und vor allem innovatives Projekt gestartet. Unter der Leitung des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme wurde auf einem Feld der Demeter-Hofgemeinschaft Heggelbach eine Photovoltaikanlage installiert. Dieses Gerüst soll Energiegewinnung und Landwirtschaft auf der selben Fläche möglich machen – zumindest rein technisch.

Stephan Schindele vom Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) bestätigt die Vorteile des Projektes. Der „Landverbrauch“ würde weitgehend eingedämmt werden. Flächenkonflikte würde man dadurch entschärfen. Ziel des Projektes sei es zu eruieren, ob bei diesen Anlagen eine Bewirtschaftung mit Traktor, Mähdrescher oder ähnlichen Landmaschinen möglich wäre.

Die zentrale Frage lautet jedoch: Wie wachsen verschiedene Kulturen im Schatten der Photovoltaikanlage?

Agro-Photovoltaikanlage bringt interessante Ergebnisse

Ein Jahr später haben die örtlichen Bauern auf der 3000 Quadratmeter großen Anlage Weizen, Sellerie, Kartoffeln und Kleegras angebaut. Dabei gab es erste Berichte und Ergebnisse. Wichtig war dabei, dass die Flächen unter der Anlage nicht immer im Schatten wären. Landwirt Thomas Schmid bestätigt: „Wir haben keinen Punkt unter dieser Anlage, der nur Schatten hat.“

Ein Team von Forschern der Universität Stuttgart untersuchte wöchentlich das Pflanzenwachstum unterhalb der Anlage. Die Prognosen von Professorin Dr. Petra Högy lauteten wie folgt: „Weizen ist sehr lichtliebend, wir glauben, dass wir da Ertragsreduktionen sehen werden. Kartoffel ist eher schattenliebend, hier gehen wir davon aus, dass diese positiv reagieren wird. Bei Kleegras und Sellerie müssen wir uns überraschen lassen.“

Höhere Erträge „für alle überraschend“

2019 konnten die Ergebnisse präsentiert werden. Die Photovoltaik lieferte eine überdurchschnittliche Energieausbeute. Dass die Überbauung Ernteeinbußen mit sich bringen würde, war von vornherein klar. Das Kriterium war, „nicht über 20 Prozent weniger“. 2017 lagen die Minderbeträge bei maximal 19 Prozent.

Die Sommerhitze im Jahr 2018 sollte für drei Kulturen des Forschungsprojektes aber ein Glücksfall sein. Es gab höhere Erträge als auf der Vergleichsfläche: Bei Weizen um 3 Prozent, bei den Kartoffeln um 11 Prozent und bei Sellerie um 12 Prozent. Landwirt Schmid: „Es war für alle überraschend aber ein tolles Ergebnis.“

Nach aktuellen Wettermodellen häufen sich heiße Sommer, somit spricht viel für den Anbau unter den Photovoltaik Anlagen bei einer gleichzeitig attraktiven Energieausbeute. Kleines Detail am Rande: Die Versuchsanlage kann zusätzlich theoretisch 62 Haushalte jährlich mit Strom versorgen. In Heggelbach verbraucht die Hofgemeinschaft dank Batteriespeicher 70 Prozent des Stroms selbst.

Pilotprojekt Photovoltaikanlage auf dem Acker: Es scheitert an der Förderung

Das Negative bei diesem Projekt ist die Finanzierung: Agro-Photovoltaik ist ohne Förderung aufgrund der Investitionskosten momentan noch unrentabel.

Zudem steht das Deutsche Baurecht im Weg. Es besagt, dass Photovoltaikanlagen ausschließlich auf Gewerbeflächen betrieben werden dürfen. Der Heggelbacher Acker ist also kein Feld, sondern offiziell eine Gewerbefläche. Allerdings kann jedoch auf Gewerbeflächen keine subventionierte Landwirtschaft stattfinden.

Projektleiter Schindele bringt es auf den Punkt: In Deutschland gibt es den Beschluss, dass sich Landwirtschaft und Solarstrom auf der selben Fläche ausschließen.

Fast schon skurril, denn die Idee der Agrophotovoltaik wurde bereits vor fast 40 Jahren entwickelt – in Deutschland. Das Fazit der Projektmitglieder: Man könnte bereits viel weiter sein, aber die Politik verhindert es. (cs)



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