Verkehrsinformationen damals und heute oder „Wie kommen die Daten ins Navi?“

Früher mussten Beifahrer Karten lesen und zuhören können, heute reicht ein Blick aufs Navi. Egal zu Fuß, per Rad, im Auto oder als ÖPNV-App, Navigationssysteme begleiten uns längst überall. Branchenvertreter sind der Meinung, das Navi könnte noch mehr, wenn es die passenden Daten bekommt.
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Wie kommen die Daten ins Navi?Foto: infoware
Epoch Times6. November 2019

Früher wurden Verkehrsinformationen ausschließlich im Radio vorgelesen. Man musste im Auto aufmerksam zuhören, ob die eigene Strecke betroffen war und dann die Straßenkarte für eine Alternativstrecke zurate ziehen. Verkehrsmeldungen werden bis heute mit dem sogenannten Hinz-Triller an- und abgemeldet, durch den das Autoradio die Verkehrsnachricht als solche erkennt. Ein Navi, wie wir es heute kennen, gab es nicht.

Im Zuge der Digitalisierung haben sich die mit Navigationsgeräten abrufbaren Verkehrsinformationen qualitativ und konzeptionell erheblich weiterentwickelt. Die Basis dafür bildet eine algorithmisch basierte Navigation: Für die zeitoptimierte Zielankunft werden dazu mittels Big Data gewählte Routen in nahezu Echtzeit mit aktuellen Verkehrsfluss- und Straßenzustandsdaten (Floating Car Daten) kombiniert.

Verkehrsdatenerfassung damals und heute

Vor 20 Jahren dienten in erster Linie Polizei und ADAC als Quellen der Verkehrsinformationen. Später kamen Sensoren an Brücken und Induktionsschleifen in der Fahrbahn hinzu.

Neue Möglichkeiten eröffnete das Smartphone. 2008 nutzte TomTom übermittelte Lokalisierungsdaten aus dem Vodafone-Mobilfunknetz, um ein genaueres Bild der Verkehrslage abzubilden. Erkennen ließen sich damit Verkehrsbewegungen auf den Autobahnen, mit denen die klassischen TMC-Informationen angereichert wurden.

Die aktuelle Präzision wird durch Navi-Apps auf Smartphones mit aktiver GPS-Funktionalität erreicht, die regelmäßig Meldungen der GPS-Positionen übertragen. So sendet z.B. jede aktive Google Maps App die GPS-Positionen an Google. Damit verfügt der IT-Riese vermutlich über die mit Abstand größte Quelle für GPS-Rohdaten zur Erzeugung von aktuellen Verkehrsinformationen.

Die Navigationssoftware analysiert anhand von Verkehrsdaten so ebenfalls die Geschwindigkeit des Verkehrsflusses auf Autobahnen. Fällt jene auf kurzer Strecke stark ab, wird dies als Stauende interpretiert und eine Warnmeldung generiert.

„Falsche“ Staumeldungen durch Taxi-Daten

Trotz neuester Technologie ist die Verarbeitung von Rohdaten zu Verkehrsinformationen immer noch eine Wissenschaft, vor allem in Innenstädten. Hier besteht die Herausforderung darin, zwischen den GPS-Daten von Fußgängern und Autofahrern im Stau zu unterscheiden. Eine große Rolle spielen hierbei die Quellen der GPS-Rohdaten. Stammen sie von einem Smartphone oder einem Navi? So bieten z.B. Taxiflotten-Daten eine gute Abdeckung, Taxihaltestellen sind für die Stauanalyse jedoch auszuschließen.

Da Navigation als mobile Technologie übliche Internetverbindungen nutzt, spielen Datenmengen und Kosten eine wesentliche Rolle. Entsprechend gilt es, diese für Navigationsgeräte, Smartphones und andere mobile Endgeräte auf ein Minimum zu reduzieren.

Gleichzeitig sollen jedoch die Qualität und Quantität der Daten erhöht werden, um in Zukunft noch präzisere Aussagen zu ermöglichen. Eine intelligente Datenauswahl sowie Algorithmen zur Datenkompression sorgen dabei für die notwendige Kosteneffizienz.

Verkehrsdaten künftig noch präziser?

„Autofahrer werden künftig qualitativ viel besser optimierte Verkehrsinformationen erhalten, als das bisher der Fall ist“, so infoware-Geschäftsführer Thomas Schulte-Hillen in einer Pressemitteilung. Sein Unternehmen vertreibt die Navigations-App „MapTrip“, die auch von kommerziellen Kunden und Rettungsdiensten verwendet wird.

Um dies zu ermöglichen, plädiert er dafür, dass die Autohersteller die von ihnen erhobenen, sicherheitsrelevanten Daten aus dem Fahrzeug frei zugänglich machen. Somit könnten beispielsweise Daten, wo das ESP wegen Glätte eingreifen musste, zum Vorteil aller Autofahrer direkt in die Verkehrsinformationen einfließen. Auch Informationen von Scheibenwischern (Regen) und Scheinwerfern (Nebel) könnten in Zukunft direkt übermittelt werden.

Sehr sinnvoll wäre es laut Schulte-Hillen ebenfalls, wenn die Anbieter von Verkehrsdateninformationen spurgenaue Daten bereitstellen könnten. Zum Beispiel wird vor Autobahnkreuzen, an denen sich Lkw rechts stauen, der Verkehr links jedoch flüssig ist, derzeit ein Stau gemeldet. Mit spurgenauen Verkehrsinformationen würden für Pendler und Reisende somit unnötige Stauumgehungen und Stresssituationen vermieden werden. (infoware/ts)



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