Corona-Einmaleins (I) – Fallzahlen: Erkrankt? Infiziert? Jeder positiv Getestete zählt als COVID-19 Fall

Fallzahlen, Testzahlen, Sterbezahlen, Positivrate und Inzidenz bestimmen derzeit Politik und Alltag. Anlässlich mehrerer Leserbriefe soll das kleine Corona-Kennzahlen-Einmaleins erklären, was hinter den Zahlen steckt, wie sie ermittelt werden und welche Zusammenhänge es gibt – und welche nicht.
Positive Testergebnisse zählen automatisch in COVID-19 Fallzahlen.
Positive Testergebnisse zählen automatisch in COVID-19 Fallzahlen.Foto: iStock
Von 12. Januar 2021

Fallzahlen umfassen die absolute Anzahl aller als COVID-19-Fälle registrierten Personen in einem bestimmten Zeitraum oder einer Region. Sie beruhen dabei auf der Anzahl positiver PCR- oder Antikörpertests. Doppelte Testungen werden in der Regel aus den Zahlen herausgerechnet. Antigen- oder sogenannte Schnelltests fließen nicht in die Zählung ein. Sie dienen stattdessen oft als Anlass, einen PCR- oder Antikörpertest durchzuführen. 

In den wichtigen Informationen zum COVID-19-Dashboard heißt es: „In Einklang mit den internationalen Standards der WHO und des ECDC wertet das RKI alle labordiagnostischen Nachweise von SARS-CoV-2 unabhängig vom Vorhandensein oder der Ausprägung der klinischen Symptomatik als COVID-19-Fälle.“ Sprich: Jeder positiv Getestete zählt als COVID-19 Fall.

Erkrankt, infiziert oder positiv getestet?

In den täglichen Situationsberichten weist das RKI zusätzlich zur Angabe der Fallzahlen daraufhin, dass „bei [über der Hälfte der] Fälle der Erkrankungsbeginn nicht bekannt [ist] beziehungsweise[, dass] diese Fälle nicht symptomatisch erkrankt“ sind.

Eine Unterscheidung hinsichtlich symptomatischer und asymptomatischer Fälle findet nicht statt. Die Fallzahlen dürfen daher nicht mit der Zahl der Erkrankten gleichgesetzt werden. Eine Studie aus Wuhan legt nahe, dass positiv getestete Menschen ohne Symptome tatsächlich SARS-CoV-2-Erreger in sich tragen. Von ihnen gehe aber keinerlei Gefahr für andere aus.

Darüber hinaus erklärt die Unfallkasse NRW eine Infektion als „Eindringen, Haftenbleiben und Übertragen von Krankheitserregern (Bakterien, Viren, Pilze u. a.) in einen Körper, mit anschließenden Krankheitssymptomen“. Das heißt, nur wer Symptome hat, kann auch infiziert sein. Die Fallzahlen dürfen daher zudem nicht mit der Zahl der Infizierten verwechselt werden.

Wer keine Symptome hat, lässt sich nicht testen

Positive Ergebnisse können als Tages-, Wochen- oder Monatswert sowie als Gesamtzahl seit Beginn der Pandemie oder für einzelne Regionen angegeben werden. Diese Aussagen sind ohne weitere Angaben nicht aussagekräftig. Auf 150 Coronafälle in einem Dorf mit 500 Einwohnern muss man anders reagieren als auf 150 Coronafälle in einer Millionenmetropole. Ebenso sind 150 Fälle über einen Zeitraum von sechs Monaten anders zu bewerten, als 150 Neuinfektionen binnen einer Woche.

Die Fallzahlen können einerseits falsch-positive Testergebnisse beinhalten und andererseits falsch-negative Ergebnisse übersehen. Zudem gibt es eine Dunkelziffer unerkannter COVID-19-Fälle. Denn wer keine Symptome hat, sich nicht schlecht fühlt und keine positiv getestete Kontaktperson kennt, wird sich nicht unbedingt testen lassen.

Fallzahlen sind eng mit der Anzahl der durchgeführten Tests verbunden, wobei doppelt so viele Tests nicht doppelt so viele Fälle bedeuten müssen. Bei einer gegebenen Fehlerquote steigt jedoch der Erwartungswert falscher Ergebnisse proportional zur Testanzahl.

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