54 Prozent mehr EU-Asylanträge im Jahr 2022 – Ukraine-Flüchtlinge nicht mitgezählt

Die Europäische Union verzeichnet ein deutliches Plus bei den diesjährigen Asylanträgen. Dabei sind die Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine noch gar nicht mit einberechnet. Zudem werde laut der EU der Anstieg der Asylbewerberzahlen weiter anhalten.
54 Prozent mehr EU-Asylanträge in 2022 – exklusive Ukraine-Flüchtlinge
Migranten sitzen südlich der italienischen Insel Lampedusa auf dem Mittelmeer in einem Holzboot.Foto: Francisco Seco/AP/dpa
Von 26. Dezember 2022


Die Zahl der Asylbewerber in der Europäischen Union ist 2022 deutlich angestiegen. In den ersten zehn Monaten des Jahres seien in der EU fast 790.000 Asylanträge gestellt worden, sagte die Direktorin der Europäischen Asylbehörde EUAA, Nina Gregori, den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagausgaben). Dies sei ein Anstieg um 54 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Rechnet man den Anstieg auf die Zahl der Asylanträge des gesamten Vorjahres hoch, sind für dieses Jahr über 973.000 EU-Asylanträge zu erwarten. Deutschland hat von allen EU-Ländern erneut die meisten Anträge.

„Die geopolitischen Entwicklungen in diesem und im vorigen Jahr hatten direkte Auswirkungen auf den Bedarf an internationalem Schutz und führten zu einer zunehmenden Vertreibung in EU-Länder“, erklärte Gregori. In den letzten Monaten habe sich dieser Trend noch verstärkt. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass die Zahl der Asylbewerber in diesem Jahr trotz des Anstiegs unter der Zahl der Jahre 2015 und 2016 liegen werde. Damals registrierten die EU-Staaten in Summe jeweils rund 1,3 Millionen Asylbewerber.

Rekordzuwanderung inklusive Ukraine-Flüchtlingen

In die neuen Zahlen nicht eingerechnet sind allerdings die Flüchtlinge aus der Ukraine, die nach einer EU-Entscheidung keinen Antrag auf Asyl stellen müssen. Die EU registrierte nach Gregoris Worten 4,7 Millionen Menschen aus der Ukraine für vorübergehenden Schutz. Wie lange hier „vorübergehend“ ist, bleibt allerdings offen.

Knapp eine Million der geflüchteten Ukrainer siedelten sich in Deutschland an. Sie erläuterte, dass die Reaktion auf den Ukraine-Krieg in diesem Jahr die größte Herausforderung gewesen sei. Die europäischen Aufnahmesysteme standen dabei „unter erheblichem Druck“.

Die Aktivierung der Richtlinie über vorübergehenden Schutz habe aber einen Zusammenbruch der nationalen Asylsysteme in der EU verhindert. Laut Gregori werde der Anstieg der Asylbewerberzahlen in absehbarer Zeit anhalten. „Instabilität und Bedrohungen der menschlichen Sicherheit sind ein Merkmal der Welt, in der wir leben. Leider sind sie nicht vorübergehend.“

Syrer größte Gruppe von Antragstellern

Zuletzt waren nach Behördendaten Migranten aus Syrien die größte Gruppe von Asylantragstellern in der EU, gefolgt von Menschen aus Afghanistan und aus der Türkei. Die Entwicklung in der EU entspricht auch dem Trend in Deutschland. Hier waren nach Daten des Bundesamtes für Migration (BAMF) bis Ende November knapp 190.000 Asylbewerber mit Erstanträgen registriert worden. Dies entspricht laut BAMF einem Anstieg um 43,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Bis zum Jahresende dürfte die Zahl nach Hochrechnung auf knapp 230.000 ansteigen. Deutschland bleibt damit – wie seit 2012 jedes Jahr – das größte Zielland für Asylbewerber in der EU. Die EUAA-Chefin mahnte auch Fortschritte bei der geplanten EU-Asyl- und Migrationsreform an.

Sie begrüße die Ankündigung auf EU-Ebene, dass eine strukturelle Lösung für das Asyl- und Migrationsmanagement bis zu den Europawahlen 2024 gefunden werden solle. Über ein Gesetzespaket zur Reform des europäischen Asylsystems wird bereits seit mehreren Jahren ergebnislos diskutiert. „Fortschritte bei diesen Themen sind wichtig“, sagte Gregori entschieden. Das EUAA ist als europäische Asylagentur die Nachfolgebehörde des bisherigen EASO und hat mit einer Reform zu Jahresanfang mehr Kompetenzen erhalten.

(Mit Material von dts)



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