Afroamerikaner überdurchschnittlich von Corona betroffen: Trump will Benachteiligung gegensteuern

US-Präsident Donald Trump hat die überdurchschnittliche Anzahl an Corona-Infektionen unter Afroamerikanern angeprangert. Experten führen deren Benachteiligung auf häufigere Vorerkrankungen zurück – und fehlenden Möglichkeiten sozialer Distanzierung.
Titelbild
Elyssa Kaplan (R), Mitarbeiterin der "World Central Kitchen", verteilt am 8. April 2020 in Washington D.C. kostenlose Mahlzeiten außerhalb des Nationals Park.Foto: Drew Angerer/Getty Images
Von 9. April 2020

An Corona sterben „nur alte weiße Männer“, äußerten die Berliner Hip-Hop-Gruppe K.I.Z. und einige Twitter-Nutzer aus dem Umfeld der deutschen Ökologiebewegung noch Mitte März. Die Entwicklung der Pandemie in den USA vermag diese These nicht zu stützen. Im Gegenteil: Dort sind vor allem Minderheitencommunitys überdurchschnittlich von dem Virus betroffen. Das hat auch Präsident Donald Trump am Dienstag (7.4.) in einer Pressekonferenz festgestellt.

„Wir arbeiten aktiv an dem Problem einer stärkeren Betroffenheit, und es gibt ein reales Problem, das auch unsere Daten über die afroamerikanische Community bestätigen“, erklärte Trump.

Trump: „Ungeheure Herausforderung“

Bislang sind in den USA mehr als 2,2 Millionen Tests auf Infektion mit COVID-19 durchgeführt worden.

„Wir sehen gerade schwerwiegende Beweise dafür, dass Afroamerikaner zu einem deutlich höheren Prozentsatz betroffen sind als andere Bürger unseres Landes“, antwortete Trump auf eine Frage von Reportern.

Die Regierung werde, so der Präsident, alles in ihrer Macht Stehende tun, um diese Herausforderung zu meistern. Der Deccan Herald zitiert ihn mit den Worten: „Es ist eine ungeheure Herausforderung und es ist schrecklich. Wir müssen den afroamerikanischen Bürgern dieses Landes beistehen, die gerade eine Menge durchmachen, und dies geschieht in einem überdurchschnittlichen Maße. Sie werden in der Tat sehr, sehr hart getroffen.“

Auch der in der Task Force des Weißen Hauses vertretene Immunologe und Direktor des Nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Dr. Anthony Fauci, bestätigte diese Einschätzung. Ein wesentlicher Grund dafür sei eine traditionell stärkere Verbreitung risikosteigernder Vorerkrankungen in der Community – wie Diabetes, Bluthochdruck, chronische Herz- oder Lungenkrankheiten.

Untersuchung einer Fachzeitschrift bestätigt Eindruck

In einem Gespräch mit dem Portal „Slate“ erklärt die Fachjournalistin für Gesundheitsfragen Akilah Johnson, dass Daten einer Untersuchung, die ihre Publikation ProPublica durchgeführt hatte, den Eindruck einer überproportionalen Betroffenheit der afroamerikanischen Community von COVID-19 erhärteten.

Besonders aufschlussreich seien dabei unter anderem die Untersuchungsdaten aus Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin. Die ersten zehn Infizierten, die dort verstarben, waren ausschließlich Afroamerikaner – deren Anteil an der Bevölkerung in der Stadt 38 und im County 26 Prozent betrage. Der überdurchschnittliche Anteil an Infektionen und Todesfällen blieb auch aufrecht, als die Zahl der Fälle insgesamt höher wurde.

Einer der Gründe für die stärkere Betroffenheit von Angehörigen der afroamerikanischen Community sei, davon geht Johnson aus, die geringere Möglichkeit zur sozialen Distanzierung. So besitzen 80 Prozent der weißen, aber nur sieben Prozent der schwarzen Einwohner Milwaukees ein Eigenheim.

Eigenheim als Schlüsselfaktor

Dies sei jedoch ein Ausdruck vom Wohlstand, den eine Generation genieße, und von der Fähigkeit, Kontrolle über sein eigenes Umfeld zu bewahren:

„Wer ein Eigenheim hat, kann sich nicht nur darin schützen, er kann auch bestimmen, wie lange er sich darin aufhält, wie viele Personen sich dort aufhalten. Es ist auch ein Hinweis auf das Einkommen und den Status, und darauf, dass man in der Lage ist, sich einen Vorrat anzulegen, dass man fließendes Wasser hat und Reinigungsutensilien.“

Das Eigenheim sei ein auch nach außen in Erscheinung tretendes Zeichen für die Zugehörigkeit zur Mittelklasse.

Corona-Risiko höher, weil wenige Afroamerikaner Home-Office-Option haben

Außerdem spielen Faktoren wie der Besitz eines eigenen Autos eine Rolle, wenn es darum geht, sich in einer Pandemie distanzieren zu können. Dazu kommen, wie Johnson ergänzt, auch Faktoren wie genereller Wohlstand, Zugang zu Krankenversicherungen und medizinischer Versorgung oder sauberer Luft.

Der Weg der wirtschaftlich durch die Geschichte hindurch schwächeren afroamerikanischen Community in die Mittelschicht führe über die Arbeit in systemrelevanten Berufen. Das bedeute in diesem Fall meist Zulieferung, Transport, Postwesen, medizinisch-technischer Dienst oder Einzelhandel. Da für Angehörige dieser Berufsgruppen Home-Office keine Option sei, steige auch deren Pandemierisiko.



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