Chinesischer Geheimdienstler liefert brisante Informationen über Pekings weltweite Einflussnahme

Ein chinesischer Geheimdienstler ist nach Australien übergelaufen und hat damit eine Menge Insiderwissen aus China ans Tageslicht gebracht. Wang Liqiang sagte, er war gewillt, überzulaufen, nachdem er den Schaden des chinesischen Regimes für die weltweite Demokratie erkannt hatte.
Von 26. November 2019

Ein chinesischer Geheimdienstler ist nach Australien übergelaufen und hat damit eine Menge Insiderwissen aus China ans Tageslicht gebracht. Seine Aussagen decken sich mit den seit langem bestehenden Bedenken über Pekings Versuche, seine „Gegner“ in Übersee zu infiltrieren und dessen Regierungen zu untergraben.

Wie Berichte von „Nine Network newspapers“, einer australischen Mediengruppe, vom 22. November zeigen, enthüllte Wang Liqiang eine „beispiellose“ Fülle von Informationen darüber, wie das kommunistische chinesische Regime ausländische Spionageoperationen finanziert und leitet. Beispielweise um die Demokratiebewegung in Hongkong zu sabotieren, sich in die taiwanesischen Wahlen einzumischen oder Australiens politische Kreise zu infiltrieren.

In einem früheren Interview mit der Epoch Times sprach der 27-Jährige darüber, wie er von der totalitären Agenda der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) desillusioniert wurde, was schließlich zu seiner Entscheidung führte, im Mai zu überzulaufen.

Er ist der erste chinesische Spion, der seine Identität der Öffentlichkeit preisgibt. „Als ich älter wurde und meine Weltanschauung sich änderte, erkannte ich allmählich den Schaden, den die autoritäre KPCh der Demokratie und den Menschenrechten in der ganzen Welt zufügte“, so Wang.

Meine Ablehnung der Partei und des Kommunismus wurden immer deutlicher, also plante ich, diese Organisation zu verlassen.“

Im April verließ Wang Hongkong in Richtung Sydney, wo seine Frau und sein Kind leben, und überreichte der Australian Security and Intelligence Organisation (ASIO), dem Geheimdienst des Landes, sein „Material“. Er befindet sich zurzeit an einem streng geheimen Ort, da er mit dem australischen Geheimdienst zusammenarbeitet.

Ich war persönlich beteiligt und habe an einer Reihe von Spionageaktivitäten teilgenommen“, sagte Wang im Oktober gegenüber ASIO unter Eid.

Vom Künstler zum Agenten

Wang stammt aus Fujian, einer südostchinesischen Provinz jenseits der Meerenge zum demokratischen Taiwan, wie er der Epoch Times mitteilte. Als Sohn eines lokalen Beamten der Kommunistischen Partei genoss Wang eine bürgerliche Erziehung und studierte Ölmalerei an der Anhui Universität für Finanzen und Handel. Fotos aus Wangs Zeit in der Schule zeigen Auszeichnungen, die er für seine Kunstwerke erhielt.

Am Ende seiner Ausbildung schlug ein leitender Universitätsbeamter vor, Wang solle bei China Innovation Investment Limited (CIIL) arbeiten, einem in Hongkong ansässigen Unternehmen, das sich auf Technologie, Finanzen und Medien spezialisiert. Im Jahr 2014 begann Wang für die Firma zu arbeiten.

Während sich CIIL als Investmentfirma präsentiert, die sich auf börsennotierte und nicht börsennotierte chinesische Verteidigungswaffen konzentriert, entdeckte Wang bald, dass die Firma eine wichtige Front für Überseespionage der Partei war und Heimat mehrerer chinesischer Sicherheitsorgane und KPCh-Beamter ist.

Wang genoss den guten Umgang von CIIL-Chef Xiang Xin und betrat das „innere Heiligtum“ des Unternehmens, nachdem er Xin’s Frau Malunterricht gab. Das beschaffte ihm umfangreichen Zugang zu Informationen über laufende und frühere Fälle von chinesischen Geheimdienstoperationen, die größtenteils mit dem Erwerb von Militärtechnologie durch die Partei verbunden waren.

Während der Regionalwahlen 2018 in Taiwan hatte Wang geholfen, eine massive Desinformationskampagne der KPCh zu koordinieren, um die Verwaltung der taiwanesischen Präsidentin Tsai Ing-wen zu untergraben. Er war mit einem gefälschten südkoreanischen Pass nach Taiwan gereist, wo er an der Koordination der Operationen vor Ort teilnahm.

Währenddessen war Wang auch für die Zusammenarbeit mit chinesischen Studenten aus dem Festland in Hongkong verantwortlich, um ideologischen Einfluss auf sie auszuüben und sie für verschiedene nachrichtendienstliche Aufgaben zu gewinnen.

In seinen Kommentaren zu Nine Network ging Wang ausführlich darauf ein, wie er und andere Mitarbeiter „alle Universitäten, einschließlich Studentenvereinigungen und andere Studentengruppen und -gremien“ infiltrierten.

Er sagte, es sei einfach, chinesische Studenten aus dem Festland zu rekrutieren, denen oft „kleine Gefälligkeiten und Vorteile“ im Austausch für ihre Hilfe, gewährt werden.

Einflussnahme

Als chinesischer Staatsbürger, der dazu erzogen wurde, zu glauben man sei Patriot, indem man die Herrschaft der KPCh beschütze, sah Wang die Arbeit als Spion als eine vielversprechende Perspektive. „Sie zahlten gut, und ich hatte auch das Gefühl, dass ich Dinge für mein Land tue“, sagte er dem Nachrichtensender.

Peter Mattis, ein ehemaliger CIA-Analytiker und Experte für chinesische Spionage, sagte dem Medium, dass Wang wahrscheinlich ein „cut-out“ oder ein „co-optee“ gewesen war. Also eine Person, die als Helfer eines Geheimdienstmitarbeiters arbeitet, indem sie „eine Reihe von Ressourcen aufbaut, die dann für Nachrichtendienste oder politischen Einfluss genutzt werden“.

Wang verriet, dass viele führende Medien in Hongkong und Taiwan von Mitarbeitern der KPCh gekauft oder infiltriert worden waren, um so schleichend eine „Berichterstattung auf Parteilinie“ zu vermitteln.

So sei „ein leitender Manager eines führenden asiatischen Fernsehsenders ein Militärkader mit dem Rang des Divisionskommandanten“ in der Volksbefreiungsarmee, betonte er gegenüber „Nine newspapers“.

Er bestätigte auch Berichte, nach welchen die Kommunistische Partei ein gewaltiges Einflussnetzwerk in Australien aufgebaut habe, indem sie Politiker und politische Parteien „anwarb“ und unter ethnischen chinesischen Studenten daran arbeitete, die Ablehnung gegenüber der Politik des Festlandes auszuräumen.

„Herr Wang stellte Bankkonto-Transaktionen zur Verfügung, um seine Behauptungen zu untermauern“, dass die Geheimdienste der KPCh „Geschäfte mit mehreren bedeutenden Geldgebern aus der Politik-Szene Australiens machten. Darunter ein ehemaliger Mitarbeiter des Büros eines Abgeordneten“, berichtete die Agentur.

Chen Yonglin, ein ehemaliger chinesischer Diplomat, der 2005 nach Australien überlief, hatte das Land schon früher vor dem subversiven Einfluss der Pekinger Agenten gewarnt. Er meinte, dass die KPCh damals 1.000 aktive Spione in Australien stationiert hatte. Damals bestand eine der Hauptprioritäten der Partei darin, die Praktizierenden von Falun Gong, einer chinesischen spirituellen Disziplin, die seit 1999 von der KPCh verboten ist und verfolgt wird, zu diffamieren und zu marginalisieren.

Im Jahr 2017 sorgten Enthüllungen über Einflussoperationen der KPCh im Land für Schlagzeilen, darunter Behauptungen über chinesische Milliardäre, die mit Spenden Politiker im Auftrag Pekings beeinflussen wollten.

Australien verabschiedete 2018 Gesetze zur Bekämpfung ausländischer Einmischung, die im Zuge dessen, was der damalige Premierminister Malcolm Turnbull als „beunruhigende Berichte über den chinesischen Einfluss“ bezeichnete, eingeführt wurden. Nach dem Vorbild ähnlicher Gesetze in den USA schufen die Gesetze neue Spionagedelikte, richteten ein Register für ausländische Agenten ein und verboten ausländische Spenden im Bereich der australischen Politik.

Anfang dieses Jahres entzog das Land dem chinesischen Milliardär Huang Xiaomo seinen ständigen Aufenthaltsstatus und verweigerte ihm die Staatsbürgerschaft. Dies kennzeichnete die erste direkte Aktion gegen einen verdächtigen, von der KPCh beeinflussten Agenten seit Einführung der Gesetze.

Huang, ein Immobilienentwickler, soll in den letzten fünf Jahren 2,7 Mio. Australische Dollar (1,66 Mio. Euro) an große australische politische Parteien gespendet haben und ist eng mit der KPCh verbandelt. Er war Präsident des „Australian Council for the Promotion of the Peaceful Reunification of China“ (PPRC Australia), einer Gruppe unter der Obhut der „United Front Work Department“, einer Agentur der kommunistischen Partei Chinas, die mit der Verbreitung der Agenda Pekings im Ausland beauftragt ist.

Der australische Finanzminister Josh Frydenberg meinte, die Verwicklungen zu Wangs Konto seien „sehr beunruhigend“ und dass sich die Regierungsbehörden mit der Angelegenheit auseinandersetzten, berichtete Reuters.

Das chinesische Regime dementierte Wangs Anschuldigungen. Er sei kein Agent, sondern ein arbeitsloser 26-Jähriger, der zuvor wegen Betrugs inhaftiert worden war.

Die chinesische Botschaft fügte in einer Erklärung am 24. November hinzu, dass Wang im Zusammenhang mit einem Betrugsfall Anfang diesen Jahres gesucht werde.

„Am 19. April 2019 eröffnete die Shanghaier Polizei eine Untersuchung gegen Wang, der sich angeblich 4,6 Millionen Yuan durch ein gefälschtes Investitionsprojekt von Autoimporten im Februar von einer Person ergaunert hatte, die Shu heißt“, so die Stellungnahme.

Die Botschaft sagte, dass Wang am 10. April mit einem gefälschten chinesischen Pass und einem gefälschten Personalausweis Richtung Hongkong aufgebrochen sei und dass die Shanghaier Polizei die Angelegenheit untersuchte.

Austritt aus der Partei

Laut Nine Network erreichte „Wangs innere Zerrissenheit“ einen kritischen Punkt, als er einen gefälschten südkoreanischen Pass erhielt, mit dem er nach Taiwan einreisen und an den laufenden Bemühungen der KPCh teilnehmen sollte, sich in das „Präsidentenrennen“ 2020 einzumischen. Die Insel wählt im Januar ein neues Staatsoberhaupt.

„Sich selbst im falschen Pass anzusehen, hat in Wang etwas bewegt“, berichtete der Sender.

Er erkannte, dass er Gefahr lief, sich zu verlieren. Wie er später schreiben würde, stand er kurz davor, ‚eine Person ohne wirkliche Identität‘ zu werden.“

Am 23. April verließ Wang seinen Posten in Hongkong, um seine Frau und seinen kleinen Sohn in Sydney zu besuchen, nachdem er die Genehmigung von der Frau seines Chefs erhalten hatte.

Für Wang war es keine leichte Entscheidung, der Kommunistischen Partei den Rücken zuzukehren, weil er wusste, dass er womöglich nie mehr wieder nach China zurückkehren konnte oder seine Verwandten sehen könnte.

Wann immer ich daran denke, bin ich sehr traurig. Meine Familie, nicht nur meine Eltern, sondern auch meine Großeltern .. Ich wage nicht viel zu kommunizieren, da unsere Telefone abgehört werden. Das ist das Traurigste .. Mein Herz ist extrem traurig, und keine Worte können meine Trauer ausdrücken“, erzählte Wang Nine Network.

Allerdings glaubte er letztendlich, dass Spionage zu riskant und unmoralisch sei, als dass er weitermachen könnte. „Ich dachte nach und überlegte es mir immer wieder von vorn“, sagte Wang der Epoch Times.

Ich fragte mich, ob diese Entscheidung eine gute oder eine schlechte Sache für mein Leben sei. Ich konnte es nicht eindeutig sagen, aber ich glaube fest daran, dass, wenn ich bei der KPCh geblieben wäre, ich kein gutes Ende gefunden hätte.“

Wangs Entscheidung wurde auch durch seine Erfahrungen in demokratischen Gesellschaften beeinflusst. Neben Taiwan hatte er zuvor im Dezember 2018 seine Familie in Australien besucht.

In den wenigen Monaten, die ich in Australien verbracht habe, habe ich die demokratischen Freiheiten dieses Landes erlebt und mich immer mehr dafür geschämt, was die KPCh tut, um die Demokratie in der ganzen Welt zu untergraben“, so Wang.

„Also beschloss ich, meine Arbeit ganz aufzugeben und einen klaren Bruch mit der Partei zu machen.“

Wang Liqiang’s Interview bei „60 minutes“

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von rm)
Originalfassung: Chinese Spy Defects to Australia, Provides Unprecedented Account of Beijing’s Influence Operations

Eine Buchempfehlung vom Verlag der Epoch Times

Ein Buch für alle, denen das Schicksal der Welt am Herzen liegt: „Wie der Teufel die Welt beherrscht“. Foto: Epoch Times

Viele bezeichnen ihr berufliches oder soziales Umfeld metaphorisch als „Schlachtfeld“ – doch für die KP Chinas bedeutet es Krieg im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Partei, die die Regierung Chinas stellt, vertritt den Grundgedanken der „uneingeschränkten Kriegsführung“: „Einfach ausgedrückt, Schwarzkopf [Oberbefehlshaber der multinationalen Streitkräfte des Golfkriegs] + Soros + Morris [Schöpfer des Morris-Wurm-Computervirus] + bin Laden? Das ist unsere wahre Karte, die wir ausspielen“, so zwei chinesische Oberste, die „Erfinder“ der „Uneingeschränkten Kriegsführung“.

Der Schlüsselpunkt dazu sind nicht unbedingt die unter Waffen stehenden Streitkräfte, sondern die „Generalisierung von Krieg“ für jeden chinesischen Landesbürger. „Uneingeschränkte Kriegsführung“ meint, dass „alle Waffen und Technologien nach Belieben eingesetzt werden können; was bedeutet, dass alle Grenzen zwischen Krieg und Frieden, zwischen militärischer Welt und ziviler Welt aufgebrochen werden.“

Es werden Methoden verwendet, die sich über Nationen hinweg erstrecken und verschiedene Bereiche benutzen. Finanzmärkte, der Handel, die Medien, internationales Recht, der Weltraum und viele mehr sind potenzielle Schlachtfelder. Zu den Mitteln des Kampfes gehören das Hacken von IT-Systemen, Terrorismus, biochemische Kriegsführung, ökologische Kriegsführung, atomare Kriegsführung, elektronische Kriegsführung, die Verbreitung von Drogen, Geheim- und Nachrichtendienste, Schmuggel, psychologische Kriegsführung, Ideologie, Sanktionen und so weiter. Darum geht es im 18. Kapitel dieses Buches.
Hier weitere Informationen und Leseproben.

ISBNBand 1: 978-3-9810462-1-2, Band 2: 978-3-9810462-2-9, Band 3: 978-3-9810462-3-6. Einzeln kostet jeder Band 19,90 Euro (zzgl. 2,70 Euro Versandkosten), alle drei Bände gemeinsam sind im Moment noch zum Sonderpreis von 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands) zu erwerben. Das Buch hat insgesamt 1008 Seiten und über 1200 Stichworte im Indexverzeichnis.

 



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