„Dreimal ans Gesäß gefasst“: Ermittlungen gegen Diplomaten des Vatikan in Frankreich

Nach unsittlichen Annäherungen gegenüber einem Mitarbeiter der Stadt, die vor Zeugen während eines Neujahresempfangs stattgefunden haben sollen, ermittelt Berichten zufolge die Staatsanwaltschaft in Paris gegen den obersten Diplomaten des Vatikan in Frankreich.
Titelbild
Ein Blick über die Vatikanstadt mit dem Petersdom.Foto: iStock
Von 15. Februar 2019

Der Apostolische Nuntius in Frankreich, Erzbischof Luigi Ventura, steht offenbar unter dem Verdacht strafbarer sexueller Übergriffe. Dies berichtete „CNN“ unter Berufung auf eine Quelle aus der französischen Justiz am Freitag (15.2.). Der Quelle zufolge habe die Staatsanwaltschaft in Paris bereits am 24. Januar eine entsprechende Untersuchung eingeleitet.

Der 74-jährige Ventura fungiert seit 2009 als höchster diplomatischer Geschäftsträger des Vatikans in Paris. Die Kurie selbst hat eine Anfrage des Senders bislang nicht kommentiert, auch die Botschaft in Paris selbst wollte sich zu einem laufenden Verfahren nicht äußern.

Mittlerweile hat sich „Vatican News“ zufolge der Vatikan selbst erstmals offiziell über die Berichte hinsichtlich der Untersuchung zu Wort gemeldet. Sprecher Alessandro Gisotti äußert darin, dass man von dieser selbst erst aus der Presse wisse:

„Der Heilige Stuhl hat von der Presse erfahren, dass die französischen Behörden eine Untersuchung gegen Erzbischof Luigi Ventura, Apostolischer Nuntius in Paris, eingeleitet haben. Der Heilige Stuhl erwartet das Ergebnis der Untersuchung.“

„Gestreichelt und begrapscht“

Die Vorwürfe gegen Erzbischof Ventura beziehen sich AP zufolge auf Aussagen eines jungen Mitarbeiters der Stadtverwaltung von Paris. Diesem solle der Geistliche während eines Neujahrsempfangs in der Stadthalle am 17. Januar dreimal ans Gesäß gefasst haben. Dieses soll er „mehrfach vor Zeugen gestreichelt und begrapscht haben“, zitiert die Nachrichtenagentur einen Sprecher der Stadthalle.

„Unser Mitarbeiter war sehr überrascht und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte.“ Anschließend habe er den Vorfall gemeldet und die Veranstaltung verlassen.
Die Untersuchungen könnten sich, so ein Anwalt gegenüber „Le Monde“, auf Grund der diplomatischen Immunität des Erzbischofs „sehr komplex“ gestalten. Die Apostolische Nuntiatur, so erklärt „Vatican News“, ist die älteste diplomatische Vertretung in Frankreich. Sie nimmt traditionell eine führende Rolle bei diplomatischen Treffen ein, da der Nuntius jeweils der Dekan des diplomatischen Korps ist.

Nachdem bereits 2018 für die Katholische Kirche zu einem schwierigen Jahr mit einer Reihe von Missbrauchs- und Vertuschungsvorwürfen gegen Kleriker und Kirchenfunktionäre mit Schwerpunkt in den USA geworden war, fängt damit auch das neue Jahr für den Vatikan in einer unvorteilhaften Weise an. Im letzten Jahr hatte sogar ein früherer vatikanischer Botschafter Papst Franziskus zum Rücktritt aufgefordert.

Enthüllungsbuch zur Missbrauchskonferenz

Während liberale Kirchenkritiker erklären, die zahlreichen Fälle sexueller Übergriffe, die sich bis hinein in hohe Ränge des Klerus ausbreiten, sei eine Folge des Zölibats und einer „veralteten Sexualmoral“, gehen konservative Traditionalisten davon aus, dass das Problem eher in einer Aufweichung der Glaubenslehren zu suchen sei. Insbesondere herrsche eine falsche Toleranz gegenüber homosexuellen Klerikern, die im Schutz ihres Amtes ihre Neigung auslebten.

Vom 21. bis zum 24. Februar wird in Rom eine Missbrauchskonferenz stattfinden. Teilnehmen sollen dem Portal kath.net zufolge die Vorsitzenden aller nationalen Bischofskonferenzen und Ostkirchen sowie Vertreter katholischer Orden.

Pünktlich dazu soll nächste Woche das Buch „In the Closet of the Vatican“ des französischen Autors Frederic Martel erscheinen. Dieser behauptet, dass etwa 80 Prozent der katholischen Priester schwul seien, davon lebte aber nur ein Teil diese Tendenz aus. Das Buch basiere nach eigenen Angaben auf einer vierjährigen Recherche und mehr als 1.500 Interviews. Martel will auch mit 41 Kardinälen und 52 Bischöfen gesprochen haben. Einige Priester, so Martel, hätten auch untereinander Affären gehabt, andere hätten männliche Prostituierte besucht.



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