Geisterstadt Antalya: Türkei kämpft um Wiederbelebung des Tourismus trotz Corona

Die Corona-Pandemie hat die Tourismusindustrie im Süden der Türkei schwer getroffen. Für das Land ist das dramatisch, denn der Tourismus ist ein lebenswichtiger Wirtschaftssektor, im vergangenen Jahr kam eine Rekordzahl von 50 Millionen ausländischen Besuchern in die Türkei. 
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Der leere Strand Konyaalti in Antalya.Foto: Mirjam Schmitt/Archiv/dpa
Epoch Times24. Juni 2020

Um sich eine Liege am Strand von Antalya zu sichern, müssen Touristen normalerweise früh aufstehen. Doch derzeit können sie ausschlafen – und haben immer noch freie Auswahl. Wie überall hat die Corona-Pandemie auch die Tourismusindustrie im Süden der Türkei schwer getroffen. Für das Land ist das dramatisch, denn der Tourismus ist ein lebenswichtiger Wirtschaftssektor, im vergangenen Jahr kam eine Rekordzahl von 50 Millionen ausländischen Besuchern in die Türkei.

Mit der Lockerung von Beschränkungen weltweit und der allmählichen Wiederaufnahme von Flugverbindungen versucht nun auch die Türkei, wieder Touristen ins Land zu holen und die Sommersaison einigermaßen zu retten. „Wir haben strenge Maßnahmen ergriffen, um unsere Angestellten und Touristen zu schützen“, betont Tourismusminister Mehmet Nuri Ersoy. Die Türkei sei „das am besten vorbereitete Land“ für Reisende, wirbt er auch in Richtung deutsche Touristen.

Türkei führt Gütesiegel „Sicherer Tourismus“ ein

In der vergangenen Woche enthüllte Ersoy extra das Gütesiegel „Sicherer Tourismus“, das aufgrund von 132 Kriterien an Hotels und Restaurants mit guten sanitären Bedingungen vergeben wird. Rund 500 Betriebe erhielten das Label bisher. Die Behörden hoffen, bis Juli rund 2.000 solcher Zertifikate zu vergeben. Dafür müssen die Hotels unter anderem einen eigenen Quarantäne-Flügel für Touristen einrichten, die positiv auf die Wuhan-Lungenseuche getestet wurden.

In einem Luxushotel an der Mittelmeerküste erinnern Bodenmarkierungen an die Abstandsregeln. Vor Aufzügen und Restaurants ist Desinfektionsgel platziert, das Personal trägt Schutzmasken. „Wir mussten unsere Betriebe umgestalten“, berichtet Sururi Corabatir, Präsident des türkischen Hotelierverbands. Und er verspricht zugleich: „Trotz dieser zusätzlichen Ausgaben werden wir die Preise nicht erhöhen.“

Zudem führten die Behörden eine Krankenversicherung für umgerechnet rund 23 Euro ein, die Reisende bei ihrer Ankunft abschließen und damit ihre Krankenhauskosten im Falle einer COVID-19-Behandlung abdecken können. Für die Türkei steht viel auf dem Spiel: Von den Hoteliers über die Gastronomen bis hin zu den Bauern hat die Pandemie das Leben der vom Tourismus Abhängigen auf den Kopf gestellt.

Küstenregion um Antalya wirkt wie eine Geisterstadt

Im Moment wirkt die Küstenregion rings um Antalya, die wegen ihrer Luxus-Resorts den Spitznamen „Las Vegas ohne Casino“ trägt, wie eine Geisterstadt. Mit Ausnahme einiger Apotheken sind alle Geschäfte und Restaurants geschlossen.

„Im Jahr 2019 begrüßten wir 35 Millionen Passagiere, davon 15 Millionen aus dem Ausland. Seit Anfang des Jahres liegt die Gesamtzahl unter einer Million“, sagt Deniz Varol vom Flughafens Antaly. Dort erfassen Wärmekameras die Temperaturen der Passagiere. In einem eigens eröffneten Zentrum können 20.000 Corona-Tests täglich erfolgen – nur gibt es derzeit nicht annähernd so viele Passagiere. Auch ein Quarantäne-Raum für eventuell positiv Getestete steht leer.

Doch werden all die Maßnahmen ausreichen, um wieder ausländische Touristen anzulocken? Viel wird von den Verhandlungen mit deren Heimatländern abhängen: Deutschland hat die Türkei auf die Liste der Corona-Risikogebiete gesetzt. In der vergangenen Woche verlängerte die Bundesregierung die Reisewarnung bis Ende August – was in Ankara großen Unmut hervorrief. Und Russland, woher normalerweise auch traditionell viele Touristen in die Türkei kommen, gehört zu den von Corona am meisten betroffenen Ländern weltweit.

Tourismusminister Ersoy bleibt dennoch optimistisch und verweist auf die Vergangenheit. Im Jahr 2016 mit einem Putschversuch und mehreren Terroranschlägen „gab es eine ernste Krise, gefolgt von einem sehr starken Aufschwung“, sagt er. So sei es auch jetzt wieder: „Die Buchungen für 2021 häufen sich: Die Touristen haben die Türkei nicht vergessen, ganz im Gegenteil.“ (afp)



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