USA: Heritage Foundation stuft US-Militär auf schwach herab

In manchen Fällen könnte das US-Militär eine wirksame Verteidigung der lebenswichtigen nationalen Interessen des Landes nicht mehr gewährleisten. Zu diesem Schluss kommt die Heritage Foundation in ihrem aktuellen Jahresbericht.
USA: Heritage Foundation stuft US-Militär auf schwach herab
General Mark A. Milley, Vorsitzender der Joint Chiefs of Staff, am 21. Mai 2022 auf der West Point Commencement Ceremony in der Militärakademie West Point in West Point, N.Y., an. (Michael M. Santiago/Getty Images)
Von 26. Oktober 2022

Seit 2015 veröffentlicht der in Washington beheimatete konservative Think Tank, die Heritage Foundation, den Index der militärischen Stärke der USA. Dieser basiert auf einer Reihe einheitlicher Kriterien, um die Leistungsfähigkeit des Militärs zu bewerten. Der jüngste Bericht bezieht sich auf das Jahr 2023. Ihm zufolge läuft das US-Militär zunehmend Gefahr, den Anforderungen der Verteidigung der lebenswichtigen nationalen Interessen Amerikas nicht mehr gerecht werden zu können.

Dies sie die logische Folge von jahrelangem Dauereinsatz, Unterfinanzierung, schlecht definierten Prioritäten und wild wechselnder Sicherheitspolitik. Hinzu kämen äußerst schlechte Disziplin bei der Programmdurchführung und ein tiefgreifender Mangel an Ernsthaftigkeit im gesamten nationalen Sicherheitsapparat. Zugleich hätten die Bedrohungen der US-Interessen zugenommen, heißt es in dem Bericht.

Frieden durch Stärke

„Um einen Krieg zu vermeiden, muss man den Gegner davon überzeugen, dass man sowohl fähig als auch willens ist, einen Krieg zu führen“, sagte der republikanische Abgeordnete und ehemalige Captain des Marine Corps, Mike Gallagher, aus Wisconsin in seiner Rede anlässlich der Vorstellung des Berichts.

„Es geht um die Anzahl der Schiffe und Flugzeuge, die wir haben. Es geht auch um Personal. Hier haben wir eine sehr harte Zeit. [Insbesondere] bei der Rekrutierung, wegen der Woke-Agenda. Diese stellt eine bestimmte politische Bewegung in diesem Land über die amerikanische militärische Bereitschaft“, skizzierte Kevin Robert, Präsident der Stiftung, in seiner Vorstellung des Berichts.

„Unseren Experten zufolge können die Vereinigten Staaten keinen Zweifrontenkrieg führen. Aufgrund dieses Mangels an Einsatzbereitschaft zweifeln wir sogar zunehmend daran, auch nur einen Einfrontenkrieg führen zu können“, warnte er. „In Anbetracht der existenziellen Bedrohung in der Welt, die von der Kommunistischen Partei Chinas ausgeht, […] müssen die Vereinigten Staaten beginnen, dieses Problem zu lösen.“

Einschätzung der militärischen Stärke

Der Bericht bewertet die militärische Macht in drei Bereichen: Fähigkeit, Kapazität und Bereitschaft.

Bei der Betrachtung der einzelnen Teilstreitkräfte wurden deren Größe, Modernisierungsprogramme, Bereitschaft und Kampfkraft (Land, See, Luft und Weltraum) berücksichtigt. Der Bericht bewertete die Truppengattungen auf einer Skala von sehr schwach über schwach, mittelmäßig und stark bis hin zu sehr stark.

Heer im mittleren Bereich

Er stuft die Fähigkeit des Heeres als mittelmäßig, seine Kapazität als schwach und die Bereitschaft als sehr stark ein. Die Gesamtnote für das Heer ist, genau wie im letzten Jahr, mittelmäßig.

„Das Heer altert schneller als es modernisiert wird. Es bleibt schwach in der Kapazität mit nur 62 Prozent der Streitkräfte, die es haben sollte“, heißt es in dem Bericht. „Allerdings befinden sich 25 der 31 regulären Brigade Combat Teams des Heeres in der höchsten Bereitschaftsstufe. Das ergibt die Note ‚sehr stark‘ zeigt, dass das Heer weiß, was es tun muss, um sich auf den nächsten großen Konflikt vorzubereiten.“

Schwache Marine

Die Fähigkeit der Marine, der Navy, stuft der Bericht als sehr schwach, ihre Kapazität als mittelmäßig und ihre Bereitschaft als schwach ein. Ihre Gesamtbewertung ist schwach und hat sich gegenüber der letztjährigen Bewertung als mittelmäßig verschlechtert.

Dem Bericht zufolge benötige die Navy eine Gefechtsstärke von 400 bemannten Schiffen. Die derzeitige Gefechtsflotte der Navy bestehe aber aus nur 298 Schiffen. Bei der gegenwärtigen Entwicklung würde die Navy bis 2037 auf 280 Schiffe schrumpfen.

„Mit den derzeitigen und prognostizierten Finanzierungsniveaus kann die Navy ihren Niedergang nicht aufhalten. Es sei denn, der Kongress unternimmt außerordentliche Anstrengungen, um die zugesicherten Mittel für mehrere Jahre zu erhöhen“, folgert der Bericht.

Begrenzte Flugzeit für Piloten

Die Fähigkeiten und Kapazitäten der Luftwaffe bewertet der Bericht als mittelmäßig. Ihre Einsatzbereitschaft stuft er als sehr schwach ein. Die Gesamtbewertung der Luftwaffe sei sehr schwach. Die Heritage Foundation stufte die in den letzten Jahren ständig herab, von mittelmäßig im Jahr 2021 auf schwach im Jahr 2022.

Dieser niedrige Wert bedeutet, dass es für die Luftwaffe schwierig wäre, schnell auf eine Krise zu reagieren. Zudem gab es Probleme bei der Personalbindung von Piloten. Einige Piloten wurden vom Dienst suspendiert, weil sie die Impfung gegen COVID-19 verweigerten. Die Piloten erhalten weniger Ausbildungszeit und verbringen „außerordentlich wenig Zeit im Cockpit“, heißt es in dem Bericht.

Auch die Flugzeugflotte ist in die Jahre gekommen. „Der Luftwaffe fehlen 650 Piloten. Das Durchschnittsalter der Kampfflugzeugflotte liegt bei 32 Jahren. Die Piloten fliegen über alle Flugzeugtypen hinweg kaum mehr als einmal pro Woche“, stellt der Bericht fest.

Marineinfanterie auf gutem Kurs

Die Marineinfanterie, das Marine Corps, gehört organisatorisch zur Navy. Es verfügt aber im Gegensatz zu den anderen Teilstreitkräften über fast alle Waffengattungen. Ihre Mitglieder gliedern sich in Expeditionsstreitkräfte und kommen in Offensiven oft als erste zum Einsatz.

Der Bericht stuft die Fähigkeit der Marineinfanterie als schwach ein. Ihre Kapazität und Bereitschaft bewertet er als stark. Die Gesamtbewertung verbesserte sich von mittelmäßig im letzten Jahr auf stark.

„Die Marineinfanterie hat nachhaltige Modernisierungsmaßnahmen ergriffen“, so der Bericht. Weiterhin behindert veraltete Ausrüstung den Dienst in einigen Bereichen. Die Marineinfanterie habe aber die Modernisierung ihrer gesamten Luftverkehrskomponente fast abgeschlossen. Zudem mache sie gute Fortschritte bei der Einführung eines neuen amphibischen Kampffahrzeugs.

Die Marinekorps treibt auch die Beschaffung neuer Schiffs- und Luftabwehrwaffen voran.

Space Force im abseits

Die 2019 gegründeten Streitkräfte der Raumfahrt, die Space Force, wird in allen Kategorien als schwach eingestuft.

„Es gibt kaum Anzeichen dafür, dass [die Space Force] ihre Bereitschaft verbessert hat, die Streitkräfte auf operativer und taktischer Ebene in nahezu Echtzeit zu unterstützen. Auch ist sie nicht in der Lage, defensive und offensive Operationen im Weltraum in dem Maße durchzuführen, wie es sich der Kongress bei ihrer Schaffung vorgestellt hatte“, heißt es in dem Bericht. „Die beiden Weltraumabwehrwaffensysteme der Streitkräfte (Meadowlands und Bounty Hunter) decken nur einen Bruchteil offensiver und defensiver Fähigkeiten ab. Sie reichen nicht aus, um einen Konflikt im Weltraum zu gewinnen.“

„Andere Weltraumabwehrsysteme befinden sich wahrscheinlich im Verborgenen in der Entwicklung. Das System Cyber ist bereits im Einsatz, ohne dass dies öffentlich bekannt gegeben wird. Trotzdem reicht die derzeitige sichtbare Kapazität der [Space Force] nicht aus, um im Kriegsfall gegen einen gleichwertigen Konkurrenten zu bestehen.“

Die nuklearen Fähigkeiten der USA schätzt der Bericht als stark ein, tendenziell aber nur als mittelmäßig oder sogar schwach.

Schwaches Gesamtbild

Insgesamt stuft der Bericht die militärische Position der USA als schwach ein. Ihm zufolge besteht ein erhebliches Risiko, dass die derzeitigen US-Streitkräfte nicht in der Lage sind, auf die Anforderungen eines einzigen großen regionalen Konflikts angemessen zu reagieren und gleichzeitig verschiedene Präsenz- und Engagementaktivitäten zu bewältigen.

Dem Bericht zufolge können zwei nahezu gleichzeitige Konflikte von den Streitkräften nicht bewältigt werden. Zudem wird die Situation durch die schwache Verfassung wichtiger militärischer Verbündeter noch erschwert.

Der Bericht befasst sich auch mit den militärischen Bedrohungen in der Welt. Er bewertet das Ausmaß der Bedrohung durch China, Russland, den Iran, Nordkorea und nichtstaatliche terroristische Gruppen.

„Uns fehlt es an Führungsstärke“

Gallagher erläuterte in seiner Rede, wie die Regierung von Präsident Joe Biden das Konzept der „integrierten Abschreckung“ übernommen habe. Bei diesem stehe die harte Macht weniger im Vordergrund. Stattdessen versuche man, die Abschreckung durch eine bessere Integration der weichen Macht wie Sanktionen, enge Zusammenarbeit mit Verbündeten und den Einsatz von Technologie zu erreichen.

Diese Taktik habe den russischen Präsidenten Wladimir Putin jedoch nicht davon abgehalten, in die Ukraine einzumarschieren. Sie würde auch China nicht davon abhalten, in Taiwan einzumarschieren, so Gallagher.

„Uns fehlt es nicht an Optionen. Es fehlt uns an Führung“, sagte er. Es fehle eine Führung im Pentagon, die harter Macht Priorität einräume. Sie müsse zudem in der Lage sein, die Bürokratie entsprechend dieser Verteidigungstrategie zu formen. „Und uns fehlt eine Führung im Weißen Haus, die das Paradoxon im Kern der Abschreckung versteht. Um einen Krieg zu vermeiden, muss man den Gegner davon überzeugen, dass man sowohl fähig als auch willens ist, Krieg zu führen.“

Wenn die Vereinigten Staaten weiterhin einen utopischen Weg der Abrüstung beschreiten oder zulassen, dass die Angst vor einer Eskalation ihre Entscheidungen dominiert, so Gallagher, würden die US-Führer einen Krieg herausfordern.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „US Military Strength Downgraded to Weak: Heritage Foundation Report“ (redaktionelle Bearbeitung jw)



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