Höhenflug: Gold steigt über die 2000-Dollar-Marke

Erstmals seit Mai 2023 hat der Goldpreis die 2000-Dollar-Marke geknackt. Seit dem 27. Oktober hält sich der Kurs. Zuvor hatte die israelische Armee angekündigt, ihre Bodeneinsätze im Gazastreifen gegen die islamistische Hamas auszuweiten. Die aktuelle geopolitische Situation und ihre Risiken verhelfen dem Edelmetall zu einem Hoch.
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GoldbarrenFoto: DPA/Getty
Von 2. November 2023

Eine halbe Stunde, nachdem der Sprecher des israelischen Militärs, Dainel Hagari, am Abend des 27. Oktober die Bodenoffensive auf X, vormals Twitter, angekündigt hatte, schnellte der Goldkurs über die 2000-Dollar-Marke. Seit dem Angriff der Hamas auf Israel vor gut drei Wochen, am 7. Oktober, ist der Goldpreis um circa zehn Prozent gestiegen. In dieser Zeit hat sich das Edelmetall um mehr als 150 Dollar verteuert.

Je stärker die Konflikte, desto höher der Goldpreis

Je mehr der Konflikt im Nahen Osten auf andere Länder überzugreifen droht, desto mehr verstärkt sich die Nachfrage nach der „sicheren Anlage Gold“. Die geopolitischen Risiken scheinen für die Anleger im Moment eine übergeordnete Rolle zu spielen, denn obwohl die Renditen mit einer Laufzeit von zehn Jahren für die zehnjährigen US-Anleihen zeitweise über fünf Prozent geklettert sind –  das ist der höchste Stand seit dem Jahr 2007 – setzt sich der Höhenflug des Goldpreises fort.

Im Normalfall belasten steigende Zinsen die Nachfrage nach dem Edelmetall, denn Anleger in Edelmetalle müssen auf laufende Erträge verzichten, wodurch Gold bei steigenden Zinsen im Vergleich zu anderen Geldanlagen an Attraktivität verliert.

Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank bezeichnet gegenüber „n-tv“ den jüngsten Anstieg des Goldpreises angesichts aktuell kräftig gestiegener Renditen als bemerkenswert, da der Preis bei höheren Zinsen die Anleger verstärkt in Anleihen lenke, während sich die Nachfrage nach Gold dann schwächer entwickelt.

Nach Einschätzung der Commerzbank-Expertin müsse die FED für einen längerfristigen Höhenflug des Goldpreises eine Wende in der Zinspolitik vollziehen, sprich, die Leitzinsen senken. Kurzfristig dürfte der Goldpreis aber nur im Fall einer Eskalation des Konflikts im Nahen Osten weiter steigen.

Bevorstehender Paradigmenwechsel?

Dominik Kettner von Kettner Edelmetalle sieht im aktuellen Goldpreis-Höhenflug ein Zeichen für das Bevorstehen eines Paradigmenwechsels, „der die ökonomischen Gesetze aushebelt und dafür sorgt, dass das Geldsystem wieder zurechtgerückt wird“ und  der das Gold weiter in die Höhe schießen lassen wird.

Kettner kommentiert die aktuelle Entwicklung wie folgt: „Wenn Fiat-Währungen schwächeln, dann steigt der Goldpreis; ganz einfach, weil die Unsicherheit die Menschen raus aus dem Fiat-Geld, […] rein in echtes Geld getrieben hat. Denn das tiefste innere Bedürfnis eines jeden Menschen ist Sicherheit, und diese Sicherheit bietet einem eben nicht ein Stapel wertloses Fiat-Geld, sondern Gold, das schon als Geld der Götter bezeichnet wurde. Wenn die Goldnachfrage also durch die Unsicherheit an den Märkten steigt, dann beflügelt die logischerweise den Goldpreis.“

Kettner sieht spätestens 2024 Rekordpreise für Gold (und auch Silber). Papiergeld und Fiat-Währungen werden immer wertloser werden, denn der Zinseszinseffekt sorge genau dafür, dass Währungen immer und immer schneller abwerten: „Gold, das durch die Natur limitiert ist auf eine begrenzte Menge, kann nicht inflationieren.“

Deutsche besitzen so viel Gold wie nie zuvor

Hierzulande gab es 2023 in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren rund 5,91 Millionen Personen, die selber Gold besaßen oder in deren Haushalt jemand anderes Gold besaß. Dabei haben die Menschen in Deutschland in den vergangenen Jahren ihren Goldschatz weiter vergrößert. Die Corona-Pandemie hatte die Nachfrage nach dem Edelmetall nochmals befeuert, wie 2021 eine Studie der Steinbeis Hochschule Berlin für die Reisebank offenlegte.

Der repräsentativen Umfrage zufolge besaßen im Jahr 2021 Privatleute in Deutschland die Rekordmenge von 9.089 Tonnen des Edelmetalls. Mehr als die Hälfte davon (5.194 Tonnen) sind Barren und Münzen, knapp 3.900 Tonnen Goldschmuck. Seit der vorherigen Erhebung von 2019 war eine Steigerung zu vermerken – die private Goldmenge nahm um 269 Tonnen zu.

Hinzukommen laut Joachim Nagel, Präsident der Deutschen Bundesbank, knapp 3.374 Tonnen Gold (Stand: 2021) als Goldreserven der Bundesbank in Deutschland – was in der Summe von Privat- und Staatsbesitz dann 12.451 Tonnen ausmacht. Damit hat Deutschland die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Rund 6,2 Prozent der weltweiten Vorräte des Edelmetalls sind somit in deutschem Besitz.

Krisensichere Wertanlage

Gold ist sowohl knapper Rohstoff als auch Wertanlage. Trotz Preisschwankungen verliert das Edelmetall seinen Wert auch in Krisenzeiten nie ganz. Allerdings gibt es für Gold weder Zinsen noch Dividenden.

Daher legen Privathaushalte in Deutschland oft nur einen Bruchteil ihres Vermögens in Gold an. Trotz der aktuellen Steigerungen ist der Goldpreis noch ein Stück von seinem Rekordhoch entfernt: Das wurde vor etwa drei Jahren bei 2.075 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) erreicht.



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