Epizentrum des Virus im Nahen Osten – „Spiegel”: Iran vertuscht und dementiert

Wie China, so hat auch die iranische Regierung Angst vor Protesten der Bevölkerung und einer Destabilisierung der Macht des Regimes. Die Folgen der Vertuschung sind katastrophal. Der Iran hat die meisten Corona-Todesopfer außerhalb Chinas zu beklagen und entwickelte sich zum Epizentrum des Virus im Nahen Osten.
Titelbild
Ein medizinisches Team kontrolliert Reisende am Grenzübergang Shalamjah, etwa 15 km südöstlich der Stadt Basra, nach ihrer Rückkehr aus dem Iran am 21. Februar 2020.Foto: HUSSEIN FALEH/AFP über Getty Images
Von 1. März 2020

Die Islamische Republik Iran entwickelt sich offensichtlich zum Epizentrum der Coronavirus-Seuche im Nahen Osten. Das Virus erreichte mittlerweile die Führungsebene des Landes, unter anderem wurden die Vizepräsidentin der Republik Masoumeh Ebtekar, der stellvertretende Gesundheitsminister Iraj Harirchi und der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses Mojtaba Zonnour infiziert. Ein Abgeordneter, Mohammad Ali Ramazani, starb bereits an der Lungen-Seuche Covid-19.

Dabei trifft es nicht nur ältere Menschen. Nach Angaben des Nachrichtenportals Rokna starb die iranische Fußball-Nationalspielerin Elham Scheichi (23) an der Lungen-Seuche am Mittwoch in der Stadt Qom.

20 der 31 Provinzen des Landes sollen betroffen sein. Schulen und Universitäten bleiben derzeit geschlossen. Allein von Freitag auf Samstag erhöhten sich die Fallzahlen um 205 auf 593. Laut iranischen Angaben seien 123 Patienten geheilt aus den Krankenhäusern entlassen worden, berichtet „Focus“.

Doch wie vertrauenswürdig sind die Zahlen der Regierung?

Laut „Spiegel“ setzte die Regierung des Iran im Umgang mit dem Coronavirus auf Vertuschen und Dementieren. Die Folgen seien fatal, die Verbreitung des Virus rasant. Auch im kommunistischen China ging diese Taktik nach hinten los. In beiden Ländern geht es wohl um die Angst vor Protesten und Instabilität. Außerhalb Chinas weist der Iran die meisten Todesfälle durch Covid-19 auf.

Iran dementiert Opfer-Zahlen

Nachdem der Iran einen BBC-Bericht als Gerücht zurückwies, der von mindestens 210 Toten infolge einer Coronavirus-Infektion sprach, gaben die Behörden des Landes an, dass lediglich 43 Menschen gestorben seien. 593 Personen seien infiziert, so ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Samstag. Dschahanpur sprach über „falsche und widersprüchliche Inhalte“ von Medien. Diese stünden „dem iranischen Volk nicht positiv“ gegenüber, schreibt die Nachrichtenagentur „AFP“

Das, was wir als endgültige Statistiken veröffentlichen, beruht auf den neuesten endgültigen Ergebnissen von Laboruntersuchungen,“ sagt der Ministeriumssprecher Kianusch Dschahanpur.

Die BBC hingegen berief sich am Freitag mit ihren Zahlen auf Krankenhauskreise. Demnach soll das Virus die meisten Toten in der Hauptstadt Teheran und in der Stadt Qom gefordert haben.

Während der Ministeriumssprecher des wirtschaftlich eng mit China verbundenen Landes die „beispielhafte Transparenz des Iran bei der Veröffentlichung von Informationen über das Coronavirus“ auf Twitter lobte, gibt es auch anderweitige Informationen, die auf eine ähnliche „Meldewahrheit“ wie die von China hinweisen.

In einer Studie kanadischer Wissenschaftler vom vergangenen Dienstag wird von mehr als 18.000 Infizierten im Iran ausgegangen. Die Wahrscheinlichkeit dafür wurde mit 95 Prozent angegeben.

Auch widersprachen sich Regierungsvertreter des Irans laut der „Berliner Zeitung“ hinsichtlich der Totenzahlen, die zum Samstag offiziell mit 43 angegeben wurden: „Mal ist von weniger als 20 Toten in ganz Iran, dann von 50 Toten allein in der Stadt Qom die Rede“, schrieb die Zeitung bereits am Donnerstag.

Islamische Republik weist US-Hilfsangebot zurück

Der Präsident des Iran, Hassan Rouhani, telefonierte am Samstag mit dem Herrscher Katars, Emir Scheich Tamim bin Hamad al-Thani, und erklärte dabei laut dem iranischen Staats-TV:

Dies ist ein internationales Problem, und alle Nationen sollten zusammenarbeiten, um die Coronavirus-Krise zu überwinden,“ so Rouhani.

Ein Hilfsangebot der Vereinigten Staaten von Amerika wies der Staatschef der Islamischen Republik Iran jedoch als „lächerlich“ meldete die Nachrichtenagentur „Reuters“.

Eisige Beziehungen einstiger Verbündeter

Seit dem Ausstieg Trumps 2018 aus dem internationalen Atom-Abkommen zur Begrenzung des iranischen Nuklearprogramms von 2015 zwischen dem Iran und den fünf ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen (USA, Russland, China, Frankreich, Großbritannien) sowie Deutschland, verhängten die USA schwere Sanktionen gegen das Ayatolla-Regime. „Wir haben definitive Beweise, dass das iranische Versprechen eine Lüge war“, erklärte Trump und bezog sich auf israelische Geheimdienstinformationen zur Produktion von waffenfähigem Uran im Iran.

Bis zur Islamischen Revolution 1979 und dem Sturz des Schah waren die beiden Staaten Verbündete. Ende 1979 besetzten rund 400 revolutionäre „Studenten von der Linie des Imam“ mit Duldung der Regierung für 444 Tage die Teheraner US-Botschaft, um die Auslieferung des krebskranken Schah aus den USA zu erzwingen, wo dieser in medizinischer Behandlung war.

Der Iran, auch Persien genannt, gehört mit rund 80 Millionen Einwohnern (Platz 19) zu den bevölkerungsreichen Ländern der Erde, ähnlich wie Deutschland (17) und ist flächenmäßig mit 1,65 Millionen Quadratkilometern (Platz 17) fast fünfmal so groß wie die Bundesrepublik. In den letzten Jahren rückte der Iran näher mit dem kommunistischen China zusammen.

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