Israel: Stille Genugtuung über Ausschaltung Soleimanis – Angriffe der Hisbollah bleiben Restrisiko

Mit dem Kommandanten der iranischen Al-Quds-Brigaden, Qassem Soleimani, durch einen US-Drohnenangriff am Freitag (3.1.) wurde einer der fanatischsten Unterstützer des Terrors gegen Israel liquidiert. Dort vermeidet man Überschwang – denn die Bedrohung bleibt.   
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Dass der Tod Soleimanis in Israel Erleichterung auslösen würde, lag auf der Hand. Symbolbild.Foto: istock
Von 9. Januar 2020

Die Ansage des US-Präsidenten Donald Trump vom Mittwoch (8.1.), wonach er davon ausgehe, dass es zwischen den USA und dem Iran nach den jüngsten Ereignissen zu keiner weiteren militärischen Konfrontation mehr kommen werde, hat nicht nur an den Börsen für Erleichterung gesorgt.

Einen Tag vor dem iranischen Raketenangriff auf zu diesem Zeitpunkt bereits geräumte US-geführte Basen im Irak und der Erklärung Trumps hatte das Regime in Teheran immerhin, wie der „Washington Examiner“ berichtet, damit gedroht, eine dritte Angriffswelle vom Zaun zu brechen und dabei auch das Golfemirat Dubai und die israelische Hafenstadt Haifa ins Visier zu nehmen.

Ein direkter Angriff des Iran auf Israel ist unwahrscheinlich, da Teheran in diesem Fall einen massiven Gegenangriff zu erwarten hätte. Eine Ebene darunter ist die Drohung aber ernst zu nehmen. Im Emirat, wo es wenig Grundwasser, nur eine Quelle außerhalb der Stadt und große Meerwasser-Entsalzungs-Raffinerien am Meeresstrand gibt, könnte ein Angriff auf die Wasserversorgung eine Massenpanik auslösen. Israel wiederum ist gleich von drei Seiten mit möglichen Angriffen durch Proxys konfrontiert.

Erleichterung, aber keine Euphorie

Im Libanon unterhält die Hisbollah 10 000 Kämpfer und 100 000 Raketen, jeweils finanziert mit iranischem Geld, die sie gegen den Nachbarn im Süden in Marsch setzen könnte. Daneben kämen auch die Hamas in Gaza und proiranische Milizen in Syrien in Frage, die nach dem Rückzug mehrerer protürkischer, sunnitischer Einheiten aus der Grenzregion in den Südwesten des Landes eingerückt sind.

Dass der Tod Soleimanis in Israel Erleichterung auslösen würde, lag auf der Hand. Anders als die etwa noch 10 000 Personen zählende jüdische Gemeinde im Iran, die allein schon aus Gründen des Selbstschutzes eine Kondolenzbotschaft für Soleimani veröffentlichte, spricht man im jüdischen Staat offen aus, wer da ins Visier einer US-Drohne geraten war: Ein Terrorist, der seit 20 Jahren in der Region Angriffe auf Israel und in aller Welt Anschläge auf Juden und jüdische Einrichtungen organisiert hat.

Entsprechend ließ es sich auch Premierminister Benjamin Netanjahu nicht nehmen, dem US-Präsidenten Donald Trump „höchste Wertschätzung“ angesichts der Liquidierung des in Israel als Staatsfeind Nummer eins geltenden Soleimani auszusprechen. „Wir stehen zu den Vereinigten Staaten im Kampf für Sicherheit, Frieden und Selbstverteidigung“, betonte Netanjahu.

Strikter Maulkorberlass für das Kabinett

Schon unmittelbar danach gab Netanjahu einem Bericht der „Welt“ zufolge jedoch die Order an alle Kabinettsmitglieder aus, keine Statements zu der Angelegenheit gegenüber der Presse abzugeben, und erst recht kein Wort darüber zu verlieren, inwieweit die USA im Vorfeld des Luftschlags auf Daten israelischer Geheimdienste zurückgreifen konnten.

Umso verwunderlicher war es, dass Netanjahu und seine Regierung in den darauffolgenden Tagen plötzlich den Ton änderten. Der Premierminister instruierte sein Kabinett, dass keines der Mitglieder über die Ermordung zur Presse sprechen solle. Und schon gar nicht dazu Stellung nehmen, ob israelische Geheimdienste Informationen für die US-Mission geliefert haben.

Zwar hatten die Mullahs oder die Hamas im Laufe der Geschichte jederzeit auch ohne erkennbaren Grund nach Möglichkeiten gesucht, um Terror gegen Israel auszuüben: Mit der Aussage, dass die Liquidierung Soleimanis eine „amerikanische Angelegenheit“ und eine Konsequenz des „Konflikts zwischen dem Iran und den USA über die Wesensmerkmale des Irak“ sei, wie IDF-Generalmajor Herz Halevi am Montag gegenüber der „Welt“ bekräftigte, vermeidet man es jedoch, von sich aus einen Vorwand zu liefern: „Natürlich gibt es Auswirkungen für unser Land, aber wir sind nicht die Hauptgeschichte.“

Israel hat seine Auslandsvertretungen und die Armee in höchste Alarmbereitschaft versetzt, auch wurde ein Schigebiet am Rande des Golan vorsorglich geschlossen. Dennoch rechnet man nicht damit, in den Konflikt hineingezogen zu werden.

Hoffnung auf Schwächung der Al-Quds-Brigaden

Gegenüber der „Welt“ verweist der israelische Journalist und Geheimdienstkenner Ronen Bergman darauf, dass Washington exklusiv die Verantwortung für die Ausschaltung Soleimanis übernommen hat. Dass dieser nicht bereits ins Visier einer gezielten Liquidierung durch den Mossad gelangt war, verdankte er jedoch George W. Bush. Noch 2006 hatte man vonseiten Israels Soleimanis Versteck während des Libanonkrieges bombardiert. Zwei Jahre später wurde Hisbollah-Militärexperte Imad Mughniye mittels einer Autobombe liquidiert.

Mughniye weilte damals zusammen mit Soleimani in Damaskus. Bush jedoch hatte die israelischen Partner eindringlich davor gewarnt, auch Soleimani auszuschalten. Der Grund: Dieser unterstützte damals die Amerikaner, die in Afghanistan immer noch die Taliban bekämpften.

Inwieweit die nunmehrige Eliminierung Soleimanis „die Welt einen besseren und sichereren Ort“ machen würde, sei ungewiss. Dass es dem Mossad jedoch gelungen war, Mughnyie zu liquidieren, stellt ein gutes Omen dar. Ohne diesen Militärstrategen hat die libanesische Hisbollah erheblich an Kampfkraft verloren.

„Die libanesische Hisbollah vermisst jedoch heute noch ihren in Damaskus getöteten Militärstrategen Mughnyie, weil er einfach sehr gut war, in dem, was er tat“, erklärt Bergman gegenüber der „Welt“. Die Chancen seien da, dass es den Al-Quds-Brigaden ohne Soleimani ähnlich ergehen werde.



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