Israelisches Militär meldet „heftige Kämpfe“ mit Hamas im Gazastreifen

Die israelische Armee hat einem Militärsprecher zufolge ihren Einsatz mit Bodentruppen im Gazastreifen am Dienstag fortgeführt. Eine ihrer größten Herausforderungen ist das Tunnelsystem der Terroristen.
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Ein gepanzertes Fahrzeug der israelischen Armee bewegt sich entlang der Grenze zum Gazastreifen im Süden Israels am 31. Oktober 2023.Foto: JACK GUEZ/AFP via Getty Images
Epoch Times31. Oktober 2023

Die israelische Armee hat sich nach eigenen Angaben am Dienstag „heftige Kämpfe“ mit der radikalislamischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen geliefert. Diese fänden „tief im“ Palästinensergebiet statt, erklärte die Armee und fügte hinzu, in den vergangenen Stunden seien Dutzende Hamas-Terroristen getötet worden. Schwer gepanzerte Fahrzeuge, Panzer, gepanzerte Kampffahrzeuge und Bulldozer seien in den Gazastreifen bewegt worden.

Israelische Truppen hätten unter anderem Hamas-„Zellen“ getroffen, die für den Abschuss von Panzerabwehrraketen verantwortlich gewesen seien, hieß es in der Erklärung weiter. Zudem hätten sie zahlreiche Waffen sowie Sprengstoff beschlagnahmt. Die israelische Armee führte nach eigenen Angaben auch Luftangriffe auf rund 300 Ziele im Gazastreifen aus. Darunter seien Raketenabschussrampen und „Militärstellungen in unterirdischen Tunneln der Terrororganisation Hamas“ gewesen.

Die Hamas, berichteten ihrerseits, israelische Truppen im Gebiet Al-Tawam im Norden des Palästinensergebiets in einen Hinterhalt gelockt sowie das Feuer auf vorrückende Militärfahrzeuge eröffnet zu haben.

Der palästinensische Rote Halbmond meldete unterdessen israelischen Beschuss in der Nähe eines seiner Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens, wo demnach rund 14.000 Zivilisten Schutz gesucht hätten. „Andauernde Artillerie- und Luftangriffe im Gebiet Tel al-Hawa im Gazastreifen, wo sich das al-Kuds-Krankenhaus befindet“, teilte die Organisation mit. Israel wirft der Hamas vor, unter Krankenhäusern ihre „Kommandozentralen“ versteckt zu haben und Zivilisten als „menschliche Schutzschilde“ zu missbrauchen. Die Hamas weist dies zurück.

„Ein unterirdischer Albtraum“

Das Tunnelsystem unter dem Gazastreifen ist indes eine der größten Herausforderungen für die israelische Armee im Kampf gegen die Hamas. Die verborgenen Gänge der Terrororganisation seien ein „unterirdischer Albtraum“, heißt es in einer neuen Studie der US-Militärakademie West Point. Derzufolge gibt es 1.300 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 500 Kilometern – ein sehr dichtes Netz in dem nur 41 Kilometer langen und maximal ein Dutzend Kilometer breiten Gazastreifen.

„Das ist wirklich eine unterirdische Stadt“, schreibt der Autor der Studie, John Spencer, und spricht von einem „bösen Problem“ für Israels Militär, „für das es keine perfekte Lösung gibt“. Einige Schächte sind bis zu 40 Meter tief und können nach Angaben der Armee 450 Kilogramm schweren Bomben standhalten.

Eine in der vergangenen Woche freigelassenen israelischen Geiseln berichtete, dass sie nach ihrer Entführung „zwei oder drei Stunden lang“ durch ein unterirdisches „Tunnelnetz“ geführt worden sei. Das verborgene Labyrinth sei „die Hölle unter der Erde“, schrieb die israelische Zeitung „Maariv“ diese Woche.

„Tunnel werden das entscheidende Element der Guerillakriegsstrategie der Hamas“ gegen die israelischen Soldaten sein, ist Spencer überzeugt. Israel geht davon aus, dass die Hamas die meisten ihrer Angriffe aus den Tunneln heraus steuert.

Geschätzte Kosten für Tunnelbau: 500.000 Dollar pro Kilometer

In den unterirdischen Gängen sollen Batterien von Raketenwerfern versteckt sein, die bei Bedarf schnell aus- und wieder eingefahren werden können. Auch eine eigene Stromversorgung, Belüftungsanlage sowie Lebensmittel- und Wasservorräte soll es geben. Die Armee vermutet auch unter Krankenhäusern Zugänge zu dem Tunnelsystem.

Die Hamas könne „ihr unterirdisches Netzwerk nutzen, um Kämpfer zur richtigen Zeit an den richtigen Ort zu bringen – oder um sie von Gefahren fernzuhalten“, sagt Mick Ryan, ein pensionierter US-General, der jetzt für die Denkfabrik Center for Strategic and International Studies in Washington arbeitet. Das Tunnelnetz ist auch deshalb schwer anzugreifen, weil es unter extrem dicht besiedeltem Gebiet liegt. Im Gazastreifen lebten 2,4 Millionen Menschen.

Um die Blockade des Gazastreifens durch Israel nach der Machtübernahme der Hamas 2007 zu umgehen, begannen die Palästinenser hunderte von Stollen unter der Grenze zum ägyptischen Sinai zu graben. Sie schmuggelten Menschen, Waren, aber auch Waffen und Munition hinein und heraus. „Seit 2014 ist das Ziel der Hamas jedoch, ein Netz von unterirdischen Tunneln zu schaffen, mit denen man sich durch den Gazastreifen bewegen kann“, sagt ein israelischer Militärvertreter.

Ägypten flutete einige Tunnel, Israel zerstörte nach eigenen Angaben bis 2021 hundert Kilometer des unterirdischen Labyrinths. Doch die Hamas grub immer neue Gänge. Der Bau jedes Kilometers Tunnel kostet dem Militärvertreter zufolge rund 500.000 Dollar (479.000 Euro).

Die israelische Armee hat nach Angaben westlicher Experten Spezialkommandos für das Aufspüren und die Zerstörung von Tunneln gebildet. Die Einheit Yahalom habe „neue Methoden für die unterirdische Kriegsführung entwickelt“, sagt Ex-General Spencer. Auch eigens ausgebildete Hunde sollen dabei zum Einsatz kommen. (afp/dl)



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